Dem ersten doppelten Q3-Einzug folgen die zweiten Doppel-Punkte: Alpine hat nach einem starken Qualifying am Samstag in Barcelona aus der guten Startposition Kapital geschlagen und zum zweiten Mal im Jahr 2024 mit beiden Piloten in einem Rennen gepunktet. Wie in Kanada vor zwei Wochen sortierte sich Pierre Gasly im Ziel als Neunter direkt vor Teamkollege Esteban Ocon ein.
"Es war ein starkes Wochenende, unser bestes bislang in dieser Saison", freute sich Gasly nach Rennende. Der Franzose hätte beinahe mit Platz acht sogar noch das beste Einzelresultat des Teams im Jahr 2024 eingefahren. Doch der auf einer 3-Stopp-Strategie fahrende Sergio Perez fing Gasly in der letzten Runde in Kurve 1 noch ab.
Gasly lobt Alpine: Ergebnis unter normalen Bedingungen
"Leider hat er uns in der letzten Runde noch überholt, was immer nervig ist", ärgerte sich Gasly, der bereits das dritte Rennen in Folge punkten konnte. Zugleich relativierte der 28-Jährige aber auch: "Am Ende des Tages haben wir das Rennen direkt hinter den vier schnellsten Autos unter normalen Bedingungen auf Basis reiner Pace beendet. Es gibt also definitiv einige positive Dinge daraus mitzunehmen."
Teamchef Bruno Famin stimmte mit ein: "Es ist ein bisschen enttäuschend, dass wir Platz acht in der letzten Runde nicht abfangen konnten, was gut ist. Denn es zeigt, dass wir mehr wollen und wir werden in Kürze in der Lage sein, mehr zu erreichen."

Gasly gegen Perez: Falsche Reifenwahl bei Alpine?
Für die Top-4-Teams reichte es in Barcelona allerdings noch nicht. Gerade in der ersten Rennhälfte duellierten sich die beiden Alpines zwar mit McLaren-Pilot Oscar Piastri um Platz sieben, doch nach einem späten ersten Boxenstopp von Softs auf Mediums lies dieser in der 29. von 66 Rennrunden erst Ocon und fünf Runden später auch Gasly endgültig hinter sich.
Der Kampf mit Perez zog sich hingegen aufgrund der 3-Stopp-Strategie des Mexikaners durch das Rennen. Im Schluss-Stint, bei dem die Alpines wie Carlos Sainz und George Russell früher zum zweiten Stopp kamen und auf Hards setzten, waren Gasly und Ocon gegen Perez auf frischeren Soft-Reifen jedoch machtlos. In Runde 51 war Ocon fällig, in der Schlussrunde Gasly.
Hätte mit einem späteren zweiten Stopp und einem Schluss-Stint auf Softs statt Hards zumindest der achte Platz von Gasly gerettet werden können? Nicht unbedingt, meinte zumindest Gasly selbst: "Es hätte unser Rennen nicht massiv verändert. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob der Soft besser war."

Ocon in Spanien mit Unterboden-Schaden: Abnormal merkwürdig
Während Gasly bis zum Schluss mit Perez kämpfte, trudelte Ocon mit deutlichen 9,864 Sekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen im Ziel ein. "Es ist ein sehr positiver Tag, nach so einem schwierigen und langen Rennen", meinte Ocon im Anschluss. "Wir vermuten einen Schaden vorne am Unterboden. Das Auto war in diesem Rennen sehr schwierig zu fahren, abnormal merkwürdig."
Die Herkunft dieses möglichen Schadens ist bislang unklar. Die Alpine-Box konnte lediglich einen Abtriebs-Verlust ausmachen. "Wir müssen untersuchen, ob es ein Schaden war, ob wir Trümmer aufgesammelt haben", kündigte Ocon an. "Denn es gab keinen Kontakt. Ich bin nur zurückgefallen, was schwierig war. Und ich hätte am Ende fast auch noch die Position gegen Nico (Hülkenberg; d. Red.) verloren."
Schlussendlich behielt Ocon P10 mit 2,326 Sekunden Vorsprung auf Hülkenberg, doch auch mit einem Positionsverlust auf der Strecke wäre der letzte Punkt wohl nicht in Gefahr gewesen. Denn Hülkenberg trug die Hypothek einer 5-Sekunden-Strafe für eine Überschreitung des Tempolimits in der Boxengasse mit sich.
Ocon: Wären Anfang 2024 an solchen Tagen Letzter gewesen
"Wir sind viel gerutscht, hatten eine Menge Übersteuern", beschrieb Ocon die Probleme. In Anbetracht dieser Problematik schmecke das Ergebnis aber umso süßer, fuhr Ocon fort: "Denn an dieser Art von Tagen wären wir früher im Jahr Letzter gewesen und nicht in den Punkten!"
Ebenso wie über die Herkunft des Ocon-Schadens ist Alpine sich aktuell über den Ursprung der starken Spanien-Performance noch nicht vollkommen im Klaren. Am Donnerstag hatten die beiden Piloten des Renault-Werksteams noch ein schwieriges Wochenende erwartet und schon am Samstag vom Team eine tiefgreifende Erklärungssuche für den überraschenden Performance-Aufschwung gefordert.
"Ich habe einen Anhaltspunkt, was es ist und das Team weiß auch, was es sein könnte. Und wenn das der Fall ist, sollten wir für die nächsten drei Rennen ok sein", weckte Ocon Hoffnungen auf weitere Alpine-Punkte. "Wenn es die nächsten drei Rennen auch funktioniert, sollten wir wissen, was es ist", kündigte der 27-Jährige zugleich an.

Alpine in Barcelona ohne teaminternen Zwist
Trotz der zuletzt im Vergleich zum Saisonstart deutlich besseren Leistungen bei Alpine, warnten Gasly und Ocon am Sonntag in Barcelona dennoch vor einer ausartenden Euphorie. Den eigenen Ansprüchen hinkt das Team aus dem britischen Enstone schließlich immer noch klar hinterher. "Es ist immer noch eine große Lücke zu den Jungs vor uns. Es wirkt so, als ob diese vier Teams noch einmal weiter voraus sind", so Gasly.
Anders als an den beiden vergangenen Wochenenden blieb bei Alpine dieses Mal zusätzlich zum Punkte-Erfolg auch teaminterner Zwist aus. Zwar fiel Gasly aufgrund eines schwachen ersten Boxenstopps kurzzeitig hinter Ocon zurück, ging jedoch in Runde 17 ohne größere Querelen an seinem Teamkollegen wieder vorbei.
Auch für den in der zweiten Tabellenhälfte der Formel 1 extrem engen Kampf sind die erneuten Alpine-Punkte Gold wert. Mit den zusätzlichen drei Zählern konnte Alpine Haas hinter sich lassen und reist auf Platz sieben der Konstrukteurs-Wertung zur zweiten Station des Triple-Headers nach Österreich.
Nicht nur Alpine konnte am Sonntag in Spanien jubeln. Max Verstappen fuhr seinen siebten Grand-Prix-Sieg des Jahres ein und baute seine WM-Führung aus. Und das, obwohl der Weltmeister erneut nicht das schnellste Auto zu haben schien. Was Verstappen zu seinem Sieg zu sagen hatte, lest Ihr hier:
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