1. Wieso wechselten George Russell und Carlos Sainz auf die harten Reifen?

Im letzten Stint des Formel-1-Rennens zogen unter anderem George Russell und Carlos Sainz die harten Reifen auf. Ein Reinfall, wie sich bald herausstellen sollte. Denn der harte Reifen konnte zumindest bei Russell und Sainz keine gute Pace liefern und in der Folge verloren beide je eine Position an ihren Teamkollegen. Ein Fehlgriff, der zwei Gründe hatte. Einerseits überschätzte man die Leistung der Hard-Reifen. So plante etwa Mercedes von Haus aus mit einem letzten Stint auf Hards.

Erst als sich diese am Auto von George Russell als Fehlgriff erwiesen, sattelte man für Lewis Hamilton um. Um keine Track Position zu verlieren, setzten aus dieser Kalkulation heraus auch eine Reihe an Teams ihren ersten Stopp besonders früh an. Mediums hatten beinahe alle Teams (außer Williams) nur noch in einfacher Ausführung für das Rennen aufgespart, also war die automatische Wahl vor dem letzten Stopp: Soft oder Hard. Für die Softs war es wegen des frühen ersten Stopps vielfach aber noch zu früh, als die Mittelstint-Pneus eingingen. Sowohl Russell als auch Sainz stoppten in Runde 36 - mit Soft bis ins Ziel fahren? Unmöglich!

Doppelter Stunk bei Ferrari! Keine Strafe für Hamilton? (09:47 Min.)

2. Warum war Charles Leclerc sauer auf Carlos Sainz?

Ferrari-intern hatte Barcelona schon kurz nach dem Start einiges an Drama zu bieten. In Runde 3 attackierte Sainz Charles Leclerc und ging postwendend an seinem Teamkollegen vorbei. Dabei kam es in Kurve 1 sogar zu einem kleinen Kontakt zwischen dem Duo. Leclerc war anschließend angefressen. Denn eigentlich besagte die Team-Strategie der Roten, dass man in dieser Rennphase den Fokus auf Reifensparen legen sollte, Sainz setzte sich darüber hinweg. Leclerc vermutete, dass Sainz die Attacke deshalb unternahm, da er vor seinem Heimpublikum einen guten Eindruck hinterlassen wollte.

3. Wieso fuhr Lando Norris im 1. Stint später an die Box?

Lando Norris hätte beim Formel-1-Rennen in Barcelona die Chance auf den Sieg gehabt. Er hatte mit dem McLaren das schnellste Auto, er startete von Pole. Nur der Start funktionierte nicht. Der verpatzte Auftakt in den Grand Prix führte auch schon dazu, dass McLaren bei seiner Strategie etwas experimentieren musste. Aufgrund mangelnder Pace zum Zenit des Startreifens und aufgrund eines schwächeren Topspeeds fand er ohne Reifendelta keinen Weg an Russell vorbei.

Gemeinsam mit Norris entschied McLaren deshalb den Podiums-Platz zu riskieren und ein Reifendelta aufzubauen. Also: Später stoppen, um dann mit frischeren Reifen einen Pace-Vorteil gegen Sainz, das Mercedes-Duo und Verstappen zu haben. Ohne den Stopp hätte sich McLaren das ein oder andere Überholmanöver gespart, hätte aber umso mehr Probleme mit Russell gehabt. Ein Spiel das zumindest im ersten Teil aufging, denn im Mittelstint sammelte Norris einen Platz nach dem anderen ein. Nur für Verstappen reichte es letztendlich nicht mehr. Aber dafür war der Rückstand nach dem ersten Stint und der Zeitverlust im Verkehr wohl schon zu groß.

4. Warum startete Mercedes auf gebrauchten Reifen?

Beide Mercedes gingen mit gebrauchten Softs ins Rennen, während der Großteil des Spitzen-Feldes frische Pneus oben hatte. Das lag schlicht und ergreifend daran, dass die Silberpfeile für das Formel-1-Rennen in Barcelona keine unbenutzten weichen Reifen mehr im Pool hatten, deshalb mussten gebrauchte aufgezogen werden. Der Performance-Nachteil, falls es überhaupt einen gab, ist aber vernachlässigbar. Die Startreifen hatten lediglich eine Push-Lap aus dem Qualifying oben, also in Summe maximal drei Runden. Die Performance war also noch da, die Reifen hinderten George Russell nicht daran, am Start die Führung zu übernehmen.

5. Warum kassierte Kevin Magnussen eine Strafe?

Kevin Magnussen war einer von drei Formel-1-Fahrern, die im Laufe des Barcelona-Rennens mit einer Zeitstrafe von fünf Sekunden belegt wurden. Nico Hülkenbergs und Yuki Tsunodas Vergehen sind schnell erklärt: Beide verschätzten sich am Boxeneingang auf der Bremse leicht und waren deshalb zu schnell in der Boxengasse unterwegs. Kevin Magnussens Strafe war da schon etwas ungewöhnlicher.

Der Däne erhielt seine fünf Sekunden für einen Fehlstart. Bevor die fünf Lichter ausgingen, rollte er kurz eine Winzigkeit nach vorne. Für den Start brachte ihm das zwar keinen signifikanten Vorteil, wie auch die Stewards in ihrer Begründung festhielten, doch sie kamen dennoch nicht darum herum, ihn zu bestrafen. Immerhin nur mit einer 5-Sekunden-Strafe und ohne dabei Strafpunkte zu verteilen. Vor allem Zweiteres ist im Falle von Magnussen, der bereits zehn Strafpunkte auf dem Konto hat, ein wichtiger Faktor.

6. Warum schimpfte Alex Albon am Funk?

Williams erlebte beim Spanien-GP ein desaströses Wochenende. Das setzte sich am Sonntag nahtlos fort. Alex Albon, der nach einem nicht genehmigten Wechsel der Batterie und der Steuergeräte, sowieso aus der Boxengasse in den Grand Prix ging, hatte im Rennen auch nichts zu lachen. In der 59. Runde geriet er in Kurve 5 neben die Strecke. Nachdem ihm sein Renningenieur versicherte, dass alles okay sei, widersprach er bestimmt: "Nein, es ist nicht okay. Sag das nicht einfach so fünf Sekunden danach."

Albon erklärte nach dem Rennen, dass er zu diesem Zeitpunkt vom Team eine Antwort verlangte, was genau passiert sei. Denn am Limit bewegte er sich seiner eigenen Aussage zu diesem Zeitpunkt nicht und sparte sogar Sprit. Die Antwort, die anschließend zutage gefördert wurde, ist relativ simpel: "Es war eine heftige Windböe. Das haben wir anschließend festgestellt, in diesem Moment wusste ich das nicht", so Albon. Der Williams war an diesem Wochenende besonders anfällig für Wind. Logan Sargeant sprach deshalb und aufgrund einer Reihe weiterer Probleme sogar vom "schlimmsten Rennen des Jahres".

7. Hat Zhous Chassis-Wechsel etwas gebracht?

Zhou Guanyu erhielt an diesem Wochenende ein neues Chassis, nachdem er bei den letzten Grands Prix vollkommen von der Rolle war. Bewirkte das in Barcelona eine positive Entwicklung? Die Antwort lautet laut dem Chinesen: Ja. Bereits nach dem Qualifying war er sich sicher: "Ich bin viel glücklicher damit und konnte mehr pushen. Wenn ich das Gefühl habe, dass sich das Auto bewegt, dann kann ich es wieder besser einfangen und unter Kontrolle bekommen. In Monaco hingegen, sobald die Reifen aus dem Fenster waren, war ich außer Kontrolle." Punkten konnten er und Sauber-Teamkollege Valtteri Bottas trotzdem nicht.