Im Rennen von Katar kassierte Lando Norris effektiv die schlimmste Strafe, die es in der Formel 1 gibt: Eine zehn Sekunden lange Stop-und-Go musste er im Rennen absitzen, weil er kurz aufflackernde doppelgelbe Flaggen missachtet hatte. Das kostet ihm eine realistische Chance auf den Sieg. Und er kann nichts dagegen sagen.

Direkt nach dem Rennen hat Norris die Szene noch nicht gesehen: "Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe. Ich bin kein Idiot. Wenn da eine gelbe Flagge ist, dann weiß ich, dass ich langsam machen muss. Das ist die erste Regel, das lernst du im Kart." Und damit scheint klar, dass er sich nicht verteidigen kann. Denn die gelbe Flagge war da. Folglich hatte er sie übersehen.

Norris-Verstoß klar? McLaren hat keine Argumente gegen Strafe

Das stellten die Stewards nach einer kurzen Ermittlung so fest. Doppelt geschwenkte gelbe Flaggen waren am Streckenrand auf der linken Seite sichtbar, als Norris in Runde 30 hin zu Kurve eins fuhr. Dort lag auf der rechten Seite nämlich ein abgebrochener Rückspiegel. Auch das LED-Panel ein paar hundert Meter weiter vorne leuchtete Gelb.

Zwar sprang es kurz darauf wieder um, aber Norris war bereits in den Gelb-Sektor eingefahren. Flaggen und Signal waren klar sichtbar, so die Stewards. "Wir haben die Daten gecheckt und Lando war effektiv mit Vollgas unterwegs", kann McLaren-Teamchef Andrea Stella gegenüber Sky UK genauso kein Argument gegen die Strafe liefern. "Anzumerken ist: Der Sektor wurde just da gelb, als Lando einfuhr. Aber die Vorgabe ist klar, du musst vom Gas. Es liegt beim Fahrer, den gelben Sektor zu erkennen."

In so einem Fall steht Norris sogar voll dahinter, dass er die Stop-und-Go sowie obendrauf noch drei Strafpunkte kassiert. Gelbe Flaggen einzuhalten ist für sicheren Motorsport schließlich essenziell: "Das ist fair. Wenn ich getan habe, was sie sagen, dann bravo dafür, dass sie die richtige Strafe ausgesprochen haben."

Damit war Norris nach dem Absitzen der Strafe in Runde 46 raus aus einem davor engen Duell um den Sieg mit Max Verstappen. Der hatte die Untersuchung wohl überhaupt erst ausgelöst. Verstappen hatte über 50 km/h verlangsamt und dann festgestellt, dass Norris plötzlich eine halbe Sekunde näher an ihm dran war. Mit dem Funk-Petzer hat Norris trotzdem kein Problem: "Macht jeder. Hätte ich auch."

Norris-Patzer kostet McLaren viele Punkte in der WM

Nach der Strafe fuhr Norris mit einer entfesselten Aufholjagd inklusive schnellster Runde zurück auf den zehnten Rang und rettete damit für McLaren zwei Punkte. Eigentlich hätten es 25 sein sollen, urteilt er: "Ich habe das Team im Stich gelassen. Das Auto war toll, locker das beste, und ich habe es versaut."

Beim Start hatte Norris sich im Kielwasser von Verstappen auf den zweiten Platz geschoben, bei einem späten Safety-Car-Restart fast die Führung übernommen. In den letzten zehn Runden hätte Norris dem Red Bull noch die Hölle heiß gemacht, glaubt Andrea Stella: "Nach dem Stopp wussten wir, dass der harte Reifen ein guter auf unserem Auto war."

So aber bleibt neben Norris' P10 plus schnellster Runde ein magerer dritter Platz für Oscar Piastri. Der hatte durch Pech mit dem Safety Car auch einen Platz verloren. Jetzt führt McLaren zwar in der Konstrukteurs-WM weiter, doch es sind nur mehr 21 Punkte auf Ferrari. Die Entscheidung wird erst in Abu Dhabi folgen. Wo der McLaren kaum so gut sein wird wie in Katar, prognostiziert Norris: "Das ist eine riesige verschenkte Chance."