Mit einer derartigen Niederlage von McLaren war im Qualifying von Las Vegas eigentlich nicht zu rechnen. Es sind diesmal keine Hundertstel, sondern gleich sieben Zehntel, die Lando Norris und Oscar Piastri auf die Pole fehlen. Dieses Formel-1-Wochenende droht nun für die aktuell Führenden in der Konstrukteurs-WM ganz aus den Fugen zu geraten.
"Furchtbar!", lautete die knappe Zusammenfassung von Norris über ein Qualifying, das er auf dem sechsten Platz selbst hinter Max Verstappen beendete. Piastri wurde gar nur Achter. Vom WM-Hauptgegner Ferrari sind sie weit weg. "Kein Grip, keine Balance, das Auto ist zu schwierig zu fahren. Jede Runde kommt ein neues Problem. Du löst es, und dann kommt schon wieder eines."
Zwar räumt Norris ein, dass seine letzte Q3-Runde nicht ganz fehlerlos war. Aber das spielte keine sieben Zehntel große Rolle: "Es war einfach zu schwer, eine saubere Runde zu fahren. Ich will schneller, aber zugleich will ich keine großen Fehler machen, denn so einer kann dir hier locker ein bis zwei Zehntel kosten."
Bestes Auto? Norris hat genug von ganzen Ansagen
Dass Norris und Piastri in den Trainings davor eigentlich meist vorne mitmischten, war nur ein Trugschluss, lautet die Folgerung. "FP3 sah wohl wegen der roten Flagge besser aus, da fuhr nicht jeder die Runde fertig", analysiert Teamchef Andrea Stella. "Wir haben keine großen Fortschritte im Verlauf des Wochenendes gemacht."
Es ist keine Sache der schwierigen Reifenvorbereitung bei kühlen Bedingungen. Der McLaren ist vielmehr grundsätzlich nicht für niedrigen Grip wie in Las Vegas ausgelegt. In diesen Bedingungen rutscht das Auto immer zu viel über die Vorderachse, besonders auf den weichsten Reifenmischungen.

Die Abneigung gegen diese Bedingungen ist Teil des Auto-Charakters und lässt sich durch nichts lösen. So sieht man unverhältnismäßig schlecht relativ zur Konkurrenz aus. "Schon im Qualifying haben wir da fast Graining", meint Norris, der bei dieser Gelegenheit sarkastisch die andauernden Ansagen vom McLaren als schnellsten Auto kommentiert: "Wahnsinn, nicht wahr? Wo wir doch klar das schnellste Auto haben. Vielleicht ist es das Wasser im Reifen oder so."
Während die Konkurrenz im Qualifying kontinuierlich schneller wurde, fuhren Norris und Piastri in Q2 und Q3 fünf Runden zwischen 1:33,0 und 1:33,2. Das Limit des Autos war für sie nicht zu finden. "Sobald du etwas mehr in einer Kurve rausholen wolltest, bekamst du Probleme und hast mehrere Zehntel verloren", rechnet Stella vor und verweist auf einen Norris-Fehler in den Kurven sechs bis acht. "Da sind fast drei Zehntel weg. Das liegt nicht an Lando. Das Auto generiert schlicht nicht viel Grip aus den Reifen."
McLaren-Probleme bedrohen auch Rennen in Las Vegas
Beim Versuch, den Schaden zu minimieren, veränderte das Team im Verlauf des Qualifyings auch die Reifenvorbereitung. Piastri versuchte zu Beginn eine zusätzliche Vorbereitungs-Runde, dann taten es beide Fahrer auf dem entscheidenden letzten Schuss in Q3 erneut. "Vielleicht nicht die beste Idee", räumt Norris ein. Es machte aber keinen zeitlichen Unterschied. "Keine Magie kam. Aber ich weiß nicht, ob es da etwas dezidiert Richtiges gab."
"Es ist die Interaktion von Auto, Reifen und Asphalt", sieht es Stella ganzheitlich. Wenn das Problem lösbar wäre, dann wohl nur per Setup. Dafür ist es jetzt zu spät. Nur Reifendruck und Frontflügel lassen sich noch adaptieren. Im Longrun war der McLaren auch mit hohem Graining auf dem Medium-Reifen am Freitag nicht gerade positiv aufgefallen.
"Mit der Einschränkung des Autos, Graining auf der Vorderachse, sind wir nicht unbedingt gut gerüstet", gesteht auch Stella. Norris hofft auf den harten Reifen, mit dem noch niemand hier bislang gefahren ist. Der sollte robuster sein: "Hoffentlich klickt es dann etwas." Aber vorerst gilt es wohl, den Schaden gegenüber Ferrari zu begrenzen. Die starten schließlich aus den ersten zwei Startreihen, und sind in der Konstrukteurs-WM nur 36 Punkte hinter McLaren.
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