Das Wochenende hatte für Haas in Abu Dhabi von Freitag weg richtig gut angefangen. Doch Nico Hülkenberg hatte lange zur Vorsicht gemahnt. Bis es dann im Qualifying ans Eingemachte ging. Und Hülkenberg wirklich ganz vorne mitmischte. Ein sensationeller vierter Startplatz kam dabei raus. Kann Haas die Wahnsinns-Form ins Rennen mitnehmen und Konstrukteurs-WM-Platz sechs in der Formel 1 noch einmal an sich reißen?
Das Duell von Haas mit Alpine ist schließlich eng - sechs Punkte müsste Hülkenberg effektiv mehr holen als seine französische Konkurrenz, deren Speerspitze Pierre Gasly allerdings im Qualifying Sechster wurde. Das wäre nur ein Unterschied von vier Punkten. Und davon zu träumen, im Rennen dann weiter in der Spitzengruppe von Abu Dhabi mitzumischen, erscheint doch etwas utopisch.
Selbst wenn Hülkenberg im entscheidenden Q3-Umlauf nur 0,291 Sekunden über der Pole-Zeit von Lando Norris gemessen wurde. "Es war von der ersten Runde im 1. Training gestern an gut", so Hülkenberg. "Das Auto war einfach aus irgendeinem Grund im Fenster und fühlte sich das ganze Wochenende richtig stark an."
Hülkenberg-Qualifying im Check: Warum ist der Haas so stark?
"Richtig Spaß gemacht, ein gutes Qualifying", so Hülkenbergs Fazit. Im Mittelsektor fuhr er sogar die beste Zeit des Qualifyings, war dort ein paar Tausendstel schneller als Max Verstappen, Carlos Sainz und Pole-Mann Norris. "Ich bremse einfach spät", grinst Hülkenberg. Im Ernst: "Gute Traktion, schätze ich." Mit wenig Abtrieb für die zwei langen Geraden, die den Sektor dominieren, will er es sich nicht erkauft haben.
Letztendlich liegt Abu Dhabi wohl auch einfach dem Haas, analysiert Hülkenberg: "Ein großer Teil unserer Entwicklung drehte sich um mittelschnelle Kurven, und davon gibt es hier viele. Vielleicht ist es das. Aber die ganze Kombination hat hier an diesem Wochenende bis jetzt einfach gut funktioniert."
Nichts davon lässt Hülkenberg aber daran glauben, dass er im Rennen ernsthaft um das Podium mitkämpfen kann. Üblicherweise wird der wahre Vorteil der Top-Teams nämlich erst im Rennen sichtbar. Und hinter ihm starten Max Verstappen und George Russell, während Charles Leclerc und Lewis Hamilton auch aus den Untiefen der Startaufstellung nach verkorksten Samstagen noch gefährlich sein werden.
Hülkenberg zweifelt am Podium: Besser Haas-Rennen maximieren
"Sag' niemals nie", so Hülkenberg. "Aber es geht mehr darum, ein gutes Rennen zu haben, unser Potenzial zu maximieren und das Bestmögliche rauszuholen." Leider hat die Haas-Gala nämlich auch besonders im Hinblick auf den Kampf mit Alpine einen Makel. Kevin Magnussen fehlt vorne, wird nur von P14 starten. Obwohl er bis einschließlich Q1 eigentlich Hülkenberg praktisch ebenbürtig zu sein schien.

"Nach dem ersten Versuch in Q1 fühlte ich mich sehr stark, und in Q2 konnte ich nicht einmal die Zeit wiederholen", wundert sich Magnussen, der zwischen den Segmenten fast zweieinhalb Zehntel langsamer wurde. "Auf dem zweiten Versuch mit neuen Reifen konnte ich einfach nicht mehr schnell fahren, spürte keine Verbindung zum Auto. Bei sich entwickelnder Strecke erwartest du eigentlich mehr Grip. Manchmal passiert das einfach, mysteriöserweise aus dem Nichts, wenn du Reifen wechselst."
Damit wird sich Platz sechs in der Team-WM ganz vorne wohl dadurch entscheiden, ob Hülkenberg vielleicht etwas Glück hat und jemand aus den Top-Mannschaften patzt. Und was Pierre Gasly macht, der für Alpine ebenfalls Einzelkämpfer ist.
Update: Etwas über zwei Stunden nach dem Qualifying ist es fix: Hülkenberg verliert den vierten Startplatz aufgrund einer Strafe. Drei Strafplätze für Überholen in der Boxengasse werfen ihn auf den siebten Startplatz zurück.
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