Audi hat sich in den letzten Monaten mit den Prognosen für den eigenen Formel-1-Einstieg zurückgehalten. Nachdem das Projekt rund um die Sauber-Übernahme mit den Umbrüchen des letzten Jahres und der mangelnden sportlichen Konkurrenzfähigkeit des Schweizer Rennstalles vor allem Negativ-Schlagzeilen geschrieben hat, erschien die Nennung eines konkreten Zeitplanes wohl wie ein zu großes Wagnis.
Doch jetzt brach Teamchef Mattia Binotto sein Schweigen und gab ein konkretes Ziel für das F1-Programm von Audi-Sauber aus. Der Italiener erklärte in einem Interview bei Auto Motor und Sport, den Zeitplan, den er mit seinem Team verfolgt. "Unser Ziel ist es, 2030 um die Weltmeisterschaft zu kämpfen", so Binotto unmissverständlich.
Mattia Binotto gibt Audi-Ziel vor: Drei Jahre Aufbau, dann Konsolidierung
In der Vergangenheit hatte Audi kurz nachdem der F1-Einstieg der VW-Marke bekanntgegeben wurde noch zeitnähere Daten genannt. Audis Formel-1-Projektleiter Adam Baker meinte noch 2022, dass man 2028 erste Siege einfahren möchte. Gemessen an der derzeitigen Ausgangslage des Sauber-Rennstalles und der Unsicherheit rund um den Neueinsteiger-Motor ein Ziel, das noch viel ambitionierter erscheint als damals.
Denn schließlich würde das bedeuten, dass Sauber-Audi bereits in drei Jahren zu den Spitzenteams zählen würde. Binottos Ansage steht grob im Einklang mit dieser Erwartungshaltung. "Bis dahin [2030] liegen fünf Saisons vor uns. Von diesen fünf Jahren werden die ersten drei dafür verwendet, das Team aufzubauen, und die nächsten zwei, um sich zu konsolidieren und Feintuning zu betreiben", kalkuliert der einstige Ferrari-Teamchef.
Er gibt Sauber mit dem konkreten Ziel des WM-Kampfes immerhin zwei Jahre mehr an Entwicklungszeit, allerdings auch um eine noch höhere Latte zu springen. "Wir befinden uns jetzt am Anfang der ersten drei Jahre. Du schaffst diese Transformation nicht in einer Saison oder ein paar Monaten", erklärte er.
Jahrespläne haben in der Formel 1 immer einen etwas zweifelhaften Ruf. Denn nicht selten gingen derartige konkrete Zielsetzungen nach hinten los. Renault (später Alpine) setzten sich mehrmals genaue Vorgaben, welche Ziele man bis wann erreichen wollte. Erreicht wurden diese nie, stattdessen wurden sie nur nach Umbrüchen immer wieder adaptiert. Sowohl ein 5-Jahres-Plan als auch ein 100-Rennen-Plan schlugen fehl.
Sauber will besser rechnen: Wie das F1-Team den Budget Cap lernt
Zunächst geht es einmal um grundlegende Sachen, wie die Modernisierung des F1-Werkes in Hinwil und die Aufstockung des eigenen Personals. Bereits in den letzten Jahren wurde unter Andreas Seidl der Mitarbeiterstamm auf über 600 Personen aufgestockt, inzwischen sind es laut Binotto sogar knapp 700 Mitarbeiter. Insiderkreise zufolge bringt diese Welle aber auch noch Abstimmungsprobleme zwischen den alteingesessenen Sauber-Mitarbeitern und neuem Personal mit sich.
Die Personal-Aufstockung von Sauber findet nicht nur in Hinwil und Neuburg an der Donau statt. Auch in England will das Audi-Einsatzteam einen Standort eröffnen. Warum? Das könnt ihr hier erfahren:
Irgendwo in der Größenordnung von 700 Mitarbeitern stößt Sauber derzeit aber auch an die von den Budgetregeln vorgegebenen Grenzen. Denn noch muss das Team mit den Standortnachteil Schweiz auskommen, in Form der höheren Kosten. Erst in den neuen Finanzregeln ab 2026 erhält man Zugeständnisse, die diesen Nachteil ausgleichen.
Gleichzeitig hat Sauber auf Finanz-Seite auch noch Erfahrungsrückstände in einem anderen Punkt der Ausgabenregeln. In der Vergangenheit spielte die Budgetdeckelung für das Schweizer Team keine Rolle, da man sie ohnehin nicht erreichte. Jetzt allerdings schon. Gleichzeitig werden in Hinwil immer noch gewisse Kostenfaktoren hineingerechnet, die andere aus dem Budget Cap auslagern.
An diesem Punkt will Binotto ebenfalls ansetzen. "Das ist etwas, das wir noch lernen müssen. Du musst nicht nur technisch aggressiv entwickeln, du musst auch die Finanzregeln optimal interpretieren", sagte er. Offiziell ist Binotto immer noch Sauber-Teamchef, diesen Posten hält er aber nur interimsmäßig, bis Jonathan Wheatley am 1. April 2025 anfängt. Langfristig befindet sich Binotto als COO und CTO in einer übergeordneten Position.
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