"Get on the Gas!" - Mit diesem Slogan verkündete die Pierer Mobility Group um Vorstandsmitglied Hubert Trunkenpolz, KTM-Motorsportchef Pit Beirer und Tech3-Teamchef Herve Poncharal am 19. August 2022 am Rande des Österreich Grand Prix voller Stolz den MotoGP-Einstieg der hauseigenen Marke GasGas. Zumindest auf dem Papier, denn tatsächlich handelte es sich dabei nur um ein Rebranding des Kundenteams Tech3 Racing, welches ab der Saison 2023 in GasGas-Rot starten und Werbung für den spanischen Motorradbauer, der seit 2020 vollständig zur Pierer Mobility AG gehört, machen sollte.

Anfang 2025 wird dieses Marketing-Experiment nach zwei Jahren schon wieder eingestellt. Das verkündete die Pierer Mobility Group am Donnerstag gemeinsam mit dem neuen Fahrer-Lineup im Tech3-Team: Enea Bastianini und Maverick Vinales. "Ein starkes Aufgebot und eine neue Farbpalette werden 2025 eine neue Ära für KTMs MotoGP-Werksprojekt einläuten. Das rebrandete 'Red Bull KTM Tech3 Team' wird das 'Red Bull KTM Factory Racing Team' mit den beiden Grand-Prix-Siegern Enea Bastianini und Maverick Viñales ergänzen", hieß es in der damaligen Pressemitteilung.

Marketing-Ziele übertroffen: GasGas dank MotoGP bereits weltweit bekannt

Der Name 'GasGas' verschwindet 2025 somit wieder aus der Königsklasse und wird auch nicht durch eine andere Konzern-Marke wie CFMoto, Husqvarna oder MV Agusta ersetzt. Vielmehr starten die beiden Tech3-Piloten ab der kommenden MotoGP-Saison identisch zu den Werksfahrern Brad Binder und Pedro Acosta in KTM-Orange. Die große Frage lautet nun natürlich, warum dieses 'GasGas'-Experiment nach lediglich zwei Saisons in der Königsklasse schon wieder eingestellt wird. Es gibt mehrere Gründe, wie KTM-Motorsportchef Pit Beirer am Freitag in einer gesonderten Medienrunde offenbarte.

"Zunächst einmal haben wir schon jetzt viel Aufmerksamkeit für GasGas erzielen können", beginnt der 51-Jährige und erklärt anschließend: "GasGas ist immer noch die jüngste Marke in unserer Familie. Durch all das, was Pedro [Acosta] und auch Jorge Prado in der Motocross-WM für uns getan haben, sind wir weltweit so bekannt geworden, dass wir gar nicht mehr so schnell wachsen und produzieren können." Die Ziele, mit der die Pierer Mobility Group GasGas vor knapp zwei Jahren also in die MotoGP brachte, seien also längst übertroffen und weiteres Marketing in der MotoGP gar nicht mehr nötig.

Pedro Acosta auf dem Podium in Portimao
Pedro Acosta brachte die GasGas-Farben schon mehrfach auf das MotoGP-Podium, Foto: LAT Images

Keine farbliche Trennung mehr: KTM stellt identische MotoGP-Werksbikes

Doch warum nutzt man die Bühne 'Königsklasse' dann nicht einfach für eine andere Marke aus der Konzerngruppe? "Wir haben uns jetzt dazu entschieden, uns voll auf KTM zu fokussieren", meint Beirer und hat dabei auch die aktuellen Entwicklungen auf dem MotoGP-Fahrermarkt im Blick: "Ich fand es immer etwas schwierig, wenn du mit einem Topfahrer gesprochen hast. Ist es die GasGas? Ist es die KTM? Wo liegen die Unterschiede zwischen den Motorrädern? Letztlich haben wir gesagt, dass es eine schöne Zeit war, andere Marken darzustellen, dass das Projekt aber auch dann am stärksten ist, wenn wir ein Lineup mit vier Red-Bull-KTM-Fahrern haben. Wir wollten das Projekt stärken und den Leuten nicht mehr erklären müssen, warum wier dies und das machen. Das betrifft auch unsere Ingenieure, die in beiden Garagen arbeiten. Es fragt sich jetzt niemand mehr, warum der rote Typ in der orangenen Garage ist oder was der orangene Typ in der roten Box macht. Die Leute wissen sowieso, dass das wir sind. Daher haben wir gesagt, dass jetzt der Moment gekommen ist, um den Menschen auch zeigen, dass wir das sind. Und das wollen wir in Orange machen."

KTM und Tech3 fahren ab 2025 in identischen Farben, Foto: LAT Images
KTM und Tech3 fahren ab 2025 in identischen Farben, Foto: LAT Images

Im Sommer 2022 hatte KTM Miguel Oliveira an Aprilia verloren, weil dieser seinerzeit nicht vom orangenen Werksteam ins rote, vermeintliche Kundenteam abgeschoben werden wollte. Auch um die Wiederholung eines solchen Szenarios zu vermeiden, entschied sich der österreichische Hersteller nun also dazu, künftig alle vier Motorräder in gleichen Farben antreten zu lassen. "Unser Ziel ist es, vier Werksmaschinen in unserem Projekt zu haben und nicht in die eine und die andere Garage aufzuteilen. Wir wollen, dass es den Fahrern egal ist, welchen der vier Plätze sie bekommen, solange sie unser Bike, den richtigen Crewchief und die richtigen Rahmenbedingungen erhalten", bestätigt Beirer, der sich in diesem Vorhaben durch die Verpflichtungen von Bastianini und Vinales wohl bestätigt fühlen darf.

Pit Beirer: Kein zeitnahes MotoGP-Comeback von MV Agusta

Mit den Gerüchten, dass die Pierer Mobility Group plane, den legendären Namen 'MV Agusta' zeitnah in die MotoGP zurückzubringen, kann der Deutsche deshalb nur wenig anfangen. "Ein neuer Name in der MotoGP - Ich habe gehört, dass unser Vorstandsmitglied Herr Trunkenpolz das gesagt hat. Ich überlasse es daher ihm. Zu uns hat allerdings niemand gesagt, dass wir in unmittelbarer Zukunft mit einer anderen Marke in die MotoGP gehen sollen. Wir haben in unserer Rennabteilung momentan ein anderes, ganz klares Ziel."

Gemeint ist damit natürlich die Rückkehr an die MotoGP-Spitze, schließlich wartet mittlerweile KTM seit August 2021 auf einen Grand-Prix-Sieg. Ob es dazu aber wirklich vier optisch identische Bikes gebraucht hätte? Was meint ihr? Sagt uns eure Meinung zum GasGas-Aus in den Kommentaren!