Erster chinesischer Fahrer. Erster Grand Prix. Erste Punkte. Zhou Guanyu startete 2022 vielversprechend in seine Formel-1-Laufbahn. Der große Durchbruch blieb jedoch aus. Nach drei Jahren bei Sauber endet seine F1-Karriere zum Ende der Saison 2024 - zumindest vorläufig, wie der Chinese hofft. Er rechnet sich in Zukunft Chancen auf ein Comeback aus.

"Ich möchte in der F1 bleiben, in einer Reserverolle, ich weiß aber noch nicht genau, wohin ich gehen werde", sagte Zhou in Las Vegas. Konkrete Vorstellungen, wie sein zukünftiger Beruf aussehen soll, hat der 25-Jährige bereits. "Ich möchte die Priorität sein, wenn es eine Chance gibt, ins Rennauto zu steigen. Das ist sehr wichtig."

Eine solche Gelegenheit könnte das Zünglein an der Waage sein, was ein mögliches Comeback betrifft. Nico Hülkenberg machte es zu Corona-Zeiten vor. Mehrere Male übernahm er ein Cockpit bei Racing Point/ Aston Martin und konnte Werbung im eigenen Sinne betreiben. 2023 ersetzte er Mick Schumacher bei Haas - dabei dürften seine Reserveeinsätze nicht geschadet haben.

Ein weiterer Anspruch von Zhou: "Ich möchte nicht nur herumsitzen und Simulator-Arbeit machen. Ich würde gerne an Testtagen teilnehmen. Nicht extrem viele, aber ich möchte Autos fahren und meinen Körper fit für die Formel 1 halten." Konkret meint er 'Tests of Previous Cars' (TPC). Bei diesen geben Teams ihren Fahrern die Gelegenheit, Runden in mindestens zwei Jahre alten F1-Boliden zu fahren. So wurde Zhou bereits vor seinem F1-Einstieg bei Renault/Alpine auf die Königsklasse vorbereitet.

Zhou Guanyu: F1-Reserverolle sicher, aber wo? Ferrari klopft zart an

Ob er im kommenden Jahr als dritter Mann eines Rennstalls agieren wird, steht für Zhou Guanyu nicht zur Debatte: "Ihr werdet mich ihm Fahrerlager sehen", gibt er zu verstehen. Bei welchem Team ist allerdings unklar, obwohl Spekulationen über Interesse seitens Ferrari längst mehr als nur Gerüchte sind.

"Sie zeigen Interesse und wir reden darüber", ließ der (noch) Sauber-Fahrer in Las Vegas verlauten, ohne dabei die Tür für weitere Möglichkeiten zu schließen: "Es gibt auch andere Optionen. Wir haben schon vor der Bestätigung (von Gabriel Bortoleto) mit einigen Teams gesprochen. Danach sind noch andere Teams auf uns zugegangen", führte er näher aus.

Kleine Randnotiz: Würde Zhou bei der Scuderia unterschreiben, wäre das nicht das erste Mal, dass er Ferrari-Rot tragen würde. Von 2014 bis 2018 war er nämlich Mitglied der Ferrari Driver Academy, bis er sich dem Renault-Nachwuchskader anschloss.

"Ich habe keine Eile, diese Entscheidung zu treffen", betonte er. "Ich möchte sicherstellen, dass ich in einem Team bin, das mir die Chance gibt, vielleicht einen Sitz zu erlangen und in dem ich als Fahrer wachsen kann."

2021 gab Zhou bei Alpine sein Trainingsdebüt, Foto: LAT Images
2021 gab Zhou bei Alpine sein Trainingsdebüt, Foto: LAT Images

Eine Tätigkeit in einer anderen Rennserie neben der Rolle als Reserve-Pilot schließt der Mann aus Shanghai allerdings aus: "Ich habe Angebote aus anderen Rennserien bekommen, aber im Moment möchte ich hierbleiben."

Diese Einstellung kommt mit einem gewissen Kalkül daher: "Ich glaube, nächstes Jahr könnten sich mit vielen Rookies auch viele Möglichkeiten für 2026 und darüber hinaus bieten. Hoffentlich erhalte ich noch eine Chance, zurückzukommen. Wenn nicht, denke ich über andere Serien nach."

Von Audi gefeuert und trotzdem erleichtert?

Nachdem die Audi-Besetzung von Nico Hülkenberg bereits im April in trockenen Tüchern war, zog sich die Suche nach einem geeigneten zweiten Fahrer für die Truppe aus Hinwil wie eine Odyssee durch die gesamte Saison. Erst Anfang November fiel die Entscheidung des zukünftigen Werksteams zugunsten des Brasilianers Gabriel Bortoleto. In diesem Video erfahrt ihr mehr darüber:

Audi holt F1-Supertalent! Was wird aus Mick Schumacher? (13:47 Min.)

Grund zur Ernüchterung bei Zhou, könnte man meinen. Aber weit gefehlt: "So gerne ich auch auf dem Grid geblieben wäre, ist das nach der Saison, die ich hatte, eine Erleichterung," gibt er zu. "In der zweiten Hälfte hatte ich viele Probleme mit dem Auto, mit mir und dem Selbstbewusstsein über eine Runde." Erschwerend sei hinzugekommen, dass er Updates an seinem C44 teilweise erst verspätet bekam.

Vor den letzten drei Rennen der Saison kann Sauber keinen einzigen WM-Zähler auf seinem Konto vorweisen und liegt abgeschlagen auf dem letzten Platz der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Ein elfter Platz zum Saisonauftakt von Zhou ist nach wie vor das beste Ergebnis. "Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um all das endlich loszulassen und die drei noch ausstehenden Rennen zu genießen."

Auch Teamkollege Valtteri Bottas wurde von Audi vor die Tür gesetzt. Mehr über seine Zukunftspläne könnt ihr hier nachlesen: