Eine Motorsport-Instanz sagt Servus: Martin Tomczyk beendet seine aktive Karriere als Rennfahrer. Diese Entscheidung hat der DTM-Champion von 2011, der am 07. Dezember seinen 40. Geburtstag gefeiert hat, an diesem Donnerstag offiziell bekanntgegeben.
Eine neue Herausforderung wartet bereits auf den früheren Audi- und BMW-Werksfahrer: Tomczyk kehrt zurück in die DTM-Familie und übernimmt ab dem 01. Januar 2022 das Serien-Management für die DTM Trophy, die im Rahmen der DTM-Rennwochenenden gastiert.
"In den vergangenen zwei Jahren habe ich immer wieder überlegt, wie es weitergeht", sagte Tomczyk in der aktuellen Ausgabe des ran-Podcast. "Ab einem gewissen Alter kommst du in dieses Denken rein. Die Rahmenbedingungen haben sich für mich verändert und deshalb habe ich mit BMW keine Basis gefunden, das so fortzuführen, wie ich es für richtig halte."
Familienvater Tomczyk weiter: "Priorität hat jetzt mein neuer Aufgabenbereich. Es heißt nicht, dass ich nie wieder in ein Rennauto steigen werde. Ganz loslassen kannst du nicht! Das wird nicht nächstes Jahr sein, aber irgendwann ergibt sich sicher mal wieder die Möglichkeit, ein Rennauto zu fahren."

Martin Tomczyk: Instanz in der DTM
Tomczyk zählt zu den festen Größen der DTM-Geschichte, 16 Jahre lang ging er in der deutschen Traditionsrennserie an den Start. Seit seinem Debüt 2001 mit Abt-Audi bis hin zu seinem letzten Rennen im Jahr 2016 mit BMW ging er bei 177 Rennen an den Start. Damit liegt Tomczyk in der Liste der langjährigen DTM-Fahrer auf dem zwölften Platz.
Sein Meisterwerk war sicherlich der völlig überraschende Titelgewinn in der Saison 2011 auf einem 'Jahreswagen' des Audi Sport Team Phoenix. Mit drei Siegen und acht Podestplätzen in jener Saison konnte erstmals in der DTM-Geschichte ein Fahrer den Titel auf einer älteren Auto-Generation erringen. Tomczyk machte den Triumph vorzeitig beim vorletzten Rennwochenende in Valencia perfekt.
In der DTM erzielte Tomczyk für Audi und BMW insgesamt sieben Siege, 28 Podestplätze und acht Pole Positions. Seinen ersten Sieg errang er 2006 in Barcelona im Audi A4, letztmals stand er 2011 in Brands Hatch ganz oben auf dem Podest.
"21 Jahre lang war ich in der glücklichen Lage, Profi-Motorsport betreiben zu können und Werksfahrer für Audi und BMW zu sein", so Tomczyk. "Es tut weh und die Entscheidung ist mir weiß Gott nicht leichtgefallen. Natürlich überlege ich nach wie vor, ob es der richtige Schritt war. Ich komme aber immer wieder zu der Überzeugung, dass es der war. Du kannst nicht bis 60 fahren und irgendwo baust du auch dein zweites Standbein auf. Jetzt kam die Option und darüber bin ich sehr dankbar."

DTM-Hammer: Tomczyk als Meister zu BMW
2012 sorgte Tomczyk für einen echten Motorsport-Hammer: Als amtierender Meister verließ der Bayer den Audi-Konzern und wechselte zu DTM-Rückkehrer BMW Motorsport. In der Tourenwagenserie konnte er mit den BMW-Teams RMG und Schnitzer jedoch nicht an seine vergangenen Erfolge anknüpfen. Im September 2016 verkündete Tomczyk seinen DTM-Abschied auf eigenen Wunsch zum Saisonende.
In der Folge blieb er BMW als Werksfahrer erhalten und startete unter anderem in der US-amerikanischen IMSA-Serie, bei den 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und in Spa-Francorchamps sowie bei den 24 Stunden von Le Mans beim BMW-Comeback mit dem BMW M8 GTE.
2021 fuhr Tomczyk in der GT World Challenge Endurance für das BMW-Team Walkenhorst, beim 24h-Rennen Nürburgring trat er mit dem BMW M6 GT3 von ROWE Racing an. Beim Eifel-Klassiker fuhr er nach 2020 in diesem Jahr zum zweiten Mal in Folge auf das Podest.

Martin Tomczyk: Auf den Spuren seines Vaters
Mit dem neuen Job in der DTM Trophy beginnt Tomczyk nun ein neues Kapitel seiner Motorsportkarriere und wechselt in den Management-Bereich. Damit schlägt er nun den Weg seines Vaters Hermann Tomczyk ein, der 24 Jahre lang das Amt des ADAC-Sportpräsidenten bekleidete und in diesem Jahr seinen Abschied feierte. Tomczyk Senior wurde 2017 er für vier Jahre zum Vizepräsidenten Sport beim Automobil-Weltverband FIA gewählt.

Sohnemann Martin, der der DTM schon immer eng verbunden war: "Ich habe der DTM meine ganze Profikarriere zu verdanken. Deshalb gibt's da gar keine Probleme. Ich hatte ein intensives Gespräch mit Gerhard Berger (DTM-Boss, d. Red.). Wir haben gefachsimpelt, welche Optionen es gibt. Mit der ITR versuche ich, den Motorsport auf den richtigen Weg zu bringen und die Plattform DTM noch interessanter zu gestalten."
Die DTM Trophy startet seit ihrem Debüt 2020 mit GT4-Rennwagen und soll das Sprungbrett in die DTM bilden. In der neuen Funktion als Serienmanager kann Tomczyk laut eigener Aussage seine Tätigkeit als DTM-Experte für TV-Sender ProSieben - die DTM wechselt 2022 vom Schwestersender Sat.1 - nicht fortsetzen.
Berger: "Ich schätze Martin als Persönlichkeit"
"Ich freue mich sehr, dass Martin Tomczyk der DTM auch nach seiner aktiven Karriere treu bleibt und unsere engagierte Top-Mannschaft bei der ITR verstärkt", sagt Berger. "Als ehemaliger DTM-Champion und international erfahrener Motorsportexperte ist er eine ideale Besetzung, um unser Nachwuchsleistungszentrum DTM Trophy auf das nächste Level zu heben und die Teams kompetent zu unterstützen."
Der Österreicher weiter: "Ich schätze Martin als Persönlichkeit sehr und bin überzeugt, dass beide Seiten von dieser Zusammenarbeit profitieren werden: Martin wird mit seinem Know-how und seiner Expertise einen echten Mehrwert für die Plattform liefern. Ich kann die Erfahrungen, die ich nach meiner sportlichen Karriere gesammelt habe, an ihn weitergeben und ihm auch gewisse Themen übertragen."

Tomczyk kommt! "Passt hervorragend ins Team"
ITR-Geschäftsführer Benedikt Böhme freut sich ebenfalls auf die spektakuläre Neuverpflichtung für die DTM Trophy. Zu Motorsport-Magazin.com sagt er: "Martin Tomczyk ist weit mehr als ein erfahrener und erfolgreicher Rennfahrer, er hat über all die Jahre auf und abseits der Rennstrecke enorm viel Erfahrung gesammelt und sich international ein imposantes Netzwerk aufgebaut. Es ist bemerkenswert, wie er schon jetzt all seine Expertise in das Unternehmen einbringt und eigene Ideen anbringt. Martin passt mit seiner positiven, aufgeschlossenen Art hervorragend in das Team und wir freuen uns alle auf die gemeinsame Zusammenarbeit."
DTM-Manager Frederic Elsner ergänzt bei Motorsport-Magazin.com: "Dass wir Martin Tomczyk für unser Team gewinnen konnten, freut mich riesig. Jemanden wie ihn für die DTM Trophy zu verpflichten, unterstreicht einmal mehr den Stellenwert und zeigt, wie wichtig es uns ist, die Serie konstant weiter auf- und auszubauen."
Martin Tomczyks DTM-Karriere
Jahr | Team | Ergebnis |
---|---|---|
2001 | Abt Sportsline Junior | Platz 13 |
2002 | Abt Sportsline | Platz 11 |
2003 | S-Line Audi Junior Team | Platz 18 |
2004 | Audi Sport Team Abt | Platz 5 |
2005 | Audi Sport Team Abt Sportsline | Platz 13 |
2006 | Audi Sport Team Abt Sportsline | Platz 4 |
2007 | Audi Sport Team Abt Sportsline | Platz 3 |
2008 | Audi Sport Team Abt Sportsline | Platz 7 |
2009 | Audi Sport Team Abt Sportsline | Platz 6 |
2010 | Audi Sport Team Abt Sportsline | Platz 8 |
2011 | Audi Sport Team Phoenix | Meister |
2012 | BMW Team RMG | Platz 8 |
2013 | BMW Team RMG | Platz 19 |
2014 | BMW Team Schnitzer | Platz 6 |
2015 | BMW Team Schnitzer | Platz 19 |
2016 | BMW Team Schnitzer | Platz 21 |
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