Der letzte Sonntag war keine Sternstunde von Max Verstappen und Red Bull Racing in der Formel 1. Nur ein fünfter Platz war kein gutes Ergebnis, eine Kollision mit Lewis Hamilton war noch schlechter, und seither wurde Verstappens Betragen infrage gestellt.
Grund dafür: Erst eine Simracing-Session in der Nacht auf Samstag, dann eine Serie an Funk-Ausrastern im Rennen. Sogar Hamilton selbst fühlte sich am Donnerstag in Spa bemüßigt, darauf einzusteigen: "Man muss sich wie ein Teamleader benehmen, wie ein Team-Mitglied." Verstappen lieferte kurz darauf einen sehr deutlichen Konter.
"Von meiner Seite war es ganz klar, die Strategie war falsch, und wie jeder im Team bin ich davon angetrieben, perfekt zu sein", hat Verstappen eine ganz andere Sicht auf die Dinge. "Es ist ganz normal, dass du deine Frustration mitteilst. Auch wenn du natürlich voll mit Adrenalin bist. Wenn dann Dinge im Rennen passieren, äußerst du deine Frustration."
Max Verstappen: Schaltet doch einfach meinen Funk nicht an
"Leute, denen meine Wortwahl nicht gefällt, müssen ja nicht zuhören", lautet Verstappens Lösung für alle, die sich über seine mit "Fuck" und "Bullshit" gespickte Team-Kritik empörten. "Leute können argumentieren, dass du nicht so laut am Funk sein sollst. Das ist ihre Meinung. Meine Meinung ist, dass du manchmal Dinge auch sagen musst. An dem Punkt vielleicht auch, um zu erzwingen, dass der zweite Boxenstopp anders gesetzt wird."
"Wir sind sehr offen, wir kritisieren uns untereinander als Team, und das funktioniert für uns sehr gut", meint Verstappen. "Das ist unser Ansatz, und es ist wichtig, dass wir Kritik vertragen. In der Welt, in der wir leben, kommt es mir so vor, als ob viele Leute heute Kritik nicht mehr so recht aufnehmen können. So will ich nicht werden." Mit Renningenieur Gianpiero Lambiase hat er sich noch nicht im Detail ausgetauscht: "Er kommt heute an. Wir werden wie immer alles durchgehen."
Hat Verstappen nach Ungarn jetzt Simracing-Verbot?
Verstappens Kritiker waren auch schnell dabei, seine Gereiztheit mit seinen virtuellen Renn-Eskapaden zu verbinden. Von Samstag auf Sonntag fuhr er in der Nacht einen Stint bei einem virtuellen 24-Stunden-Rennen. Nicht zum ersten Mal in diesem Jahr. Schon während dem Imola-Wochenende hatte er das getan. In Ungarn fuhr er allerdings bis 03:00 Uhr morgens.
"In Imola habe ich das Rennen gewonnen - beide Rennen", hält Verstappen dagegen. "Ich mache das seit 2015. Das ändert nichts an meiner Vorbereitung. Ich habe drei Titel gewonnen. Da glaube ich, dass ich ganz gut weiß, was ich tun kann und was nicht. Ich gehe immer hart mit mir um, was ich mir erlaube, was nicht, also denke ich, dass ich mit meiner ganzen Formel-1-Erfahrung sehr gut weiß, was das Beste für mich ist."
"Immer, wenn du ein Rennen nicht gewinnst, kannst du Gründe erfinden und darüber streiten, dass du wegen ihnen nicht gewonnen hast", meint Verstappen. Er verneint, dass es ab jetzt ein Simracing-Verbot am Rennwochenende für ihn gäbe: "Ich sage auch ihnen nicht, was sie in ihrer Freizeit und am Wochenende zu tun haben." Ohnehin stehen für den Rest des Jahres keine virtuellen Überschneidungen an.
Verstappen vor schwerer Spa-Aufgabe: Motorstrafe kündigt sich an
Spa wird Verstappen und Red Bull erneut auf die Probe stellen, das zeichnet sich schon am Donnerstag ab. Zum einen war das in Ungarn eingeführte große Update nicht auch der im relativen Kräfteverhältnis erhoffte Schritt nach vorne. Auch bekannte Balance-Probleme bestanden weiter.
Vielleicht hat man aber bei der Auto-Abstimmung hier am ersten Wochenende noch Potenzial liegen gelassen und noch nicht alle Details verstanden, meint Verstappen: "Also werden wir hoffentlich ein sauberes Wochenende durchbringen, auch wenn das mit den Strafen natürlich nicht einfach wird."
Das Thema Strafe wird Verstappen voraussichtlich aber in Spa verfolgen. Red Bull bestätigte schon vor langem, dass man irgendwann eine Motorstrafe akzeptieren müsse, nachdem ein Verbrennungsmotor nach einem Schaden in Kanada nicht mehr verwendbar ist. Unmissverständlich bestätigt es Verstappen am Donnerstag nicht, aber von 10 Strafplätzen für einen neuen Verbrennungsmotor ist auszugehen: "Wahrscheinlich. Ich wusste, es würde irgendwann kommen, es überrascht mich also nicht."
In der Vergangenheit gewann Verstappen hier in Spa auch schon mit Motorstrafen. Doch 2024 ist der Wettbewerb härter: "Wenn du dir die letzten zwei Rennen anschaust, waren wir nicht gerade die Schnellsten. Mit zehn Strafplätzen glaube ich nicht, dass wir eine Sieg-Chance haben. Aber Rennen können durch einzelne Momente auf den Kopf gestellt werden."
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