Gewinner: Lewis Hamilton

An diesem Formel-1-Wochenende echte Gewinner ausmachen zu können, ist eine schwierige Aufgabe, denn beinahe jeder Erfolg eines Fahrers oder eines Teams muss mit einem Sternchen versehen werden. Lewis Hamilton ist die willkommene Ausnahme. Jedenfalls wenn wir ihm seine schwache zweite Q2-Runde verzeihen. Die Uhr verzieh es ihm, wenn auch nur um 0,010 Sekunden, also tun wir das einmal auch. Denn das restliche Wochenende von ihm war mehr als solide. P5 im Qualifying und dann ein starkes Rennen, das mit Platz 3 belohnt wurde. Dazu noch mehr als ein Quäntchen Glück, dass sein Mercedes die Brechstange von Verstappen überlebt hatte. Alles in allem ein verdientes 200. Formel-1-Podium. Ein Meilenstein, der am Rennsonntag fast unterging.

Gewinner: Andrea Kimi Antonelli

Darauf hat ganz Italien gewartet und wenn wir ehrlich sind wohl alle F1-Fans, die auch ein Herz für die Formel 2 haben oder es mit Mercedes halten. Andrea Kimi Antonelli hat das Formel-2-Rennen in Ungarn gewonnen und diesmal sogar das "echte" Rennen am Sonntag und nicht bloß den Sprint. Zugegeben, da war auch etwas Glück im Spiel. Das zweite Safety Car fiel goldrichtig für seine Strategie. Doch das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass Antonelli ein bärenstarkes Wochenende hingelegt hat und nicht zum ersten Mal seinen Teamkollegen Oliver Bearman, immerhin zukünftiger Haas-Fahrer, im Griff hatte. Glück muss man sich eben auch erarbeiten und das tat Antonelli indem er vor der SC-Phase sechs Sekunden Vorsprung herausfuhr und nachher bei keinem Überholmanöver etwas anbrennen ließ. Mit Blick auf die Formel 1 wollen wir das jetzt aber nicht überbewerten, vor allem weil Antonelli selbst noch Zweifel daran hegt, ob er bereit für die ganz große Bühne ist.

Gewinner: McLaren

Gewinner oder Verlierer? Eigentlich würde McLaren in beide Kategorien passen. Aber ganz richtig fühlt es sich dann trotzdem nicht an, einen Team, das soeben den ersten Doppelsieg seit 2021 eingefahren hat, unter die 'Loser' des Grands Prix zu schieben. Auch wenn es doch einiges mehr als nur das Dach ihrer Hospitality war, das bei den Papaya-Orangen am Hungaroring verlorenging. Der teaminterne Frieden nämlich, den die McLaren-Strategen mit ihrer gewöhnungsbedürften Stopp-Reihenfolge, und mindestens einer der beiden Wagenlenker ein halbes Rennen lang unter Beschuss nahmen.

War die Teamregie die richtige Entscheidung oder nicht? Das wollen wir an dieser Stelle nicht debattieren. Fest steht aber, sie war zu 100 Prozent vermeidbar. Was aber sportlich von diesem Wochenende bleibt, ist ein McLaren, der so überlegen war, wie bei noch keinem Wochenende in dieser Saison und das entschädigt dann doch für einiges. Vor allem gelang nach Wochen der vermeidbaren Niederlagen endlich der lang ersehnte Sieg. Auch wenn das - passend zur diesjährigen McLaren-Saison - auf maximalst hektische Weise gelang.

Umstrittene F1-Teamorder! Falscher McLaren-Fahrer Sieger? (09:55 Min.)

Verlierer: Lando Norris

Ob der McLaren auch tatsächlich um die Fahrerkrone mitkämpfen kann? Dazu müsste Lando Norris einmal damit beginnen, regelmäßig Rennen zu gewinnen. Teamorder hin oder her, in Ungarn hatte er den Sieg auf dem Fuß: Norris war der schnellste Fahrer, sein Dienstwagen das dominante Auto. Er hätte den Elfmeter nur noch verwandeln müssen, verschoss aber schon auf dem Weg zu Kurve 1. Norris war in der Pressekonferenz nach dem Rennen gewohntermaßen kritisch mit sich selbst: Wer vergeigt, hat sich den Sieg eben nicht verdient. Norris erklärte - wohl auch dem Teamklima zuliebe - Oscar Piastri zu einem verdienten Rennsieger. Der Plan sei es sowieso gewesen, ihn vorbeizulassen. Das klang am Teamradio während des Rennens noch etwas anders.

Verlierer: Kevin Magnussen

Auf der Strecke war der Ungarn-GP für Kevin Magnussen nur ein Wochenende unter vielen. Das 177. seiner über zehn Jahre andauernden Formel-1-Karriere um genau zu sein. Doch neben der Rennstrecke wurde an diesem Wochenende offiziell, dass Magnussen 2025 bei Haas nicht mehr unter Vertrag stehen wird. Zu inkonstant ist er, sein Feedback zu schlecht. Beides Fähigkeiten, die von einem Teamleader gefordert sind und so einen sucht das Team eben, um an der Seite von Bearman für Erfahrung zu sorgen. In der Formel 1 wird es damit ganz eng für Magnussen, denn wirkliche Interessensbekundungen von anderen Teams vernimmt man im F1-Paddock keine. Es scheint auf sein Karriereende in der Königsklasse hinauszulaufen und auf eine weitere Karriere in anderen Motorsportdisziplinen.

Verlierer: Alpine

Um zu erklären, warum Alpine an diesem Wochenende ein großer Verlierer ist, reicht wohl ein Blick auf die Ergebnis-Listen. Der ist für die Fans des Renault-Teams (Ja, sowas gibt es) wohl deprimierend genug. P19 und P20 im Qualifying, nachdem die Franzosen als einzige die Wetterbedingungen in Q1 komplett falsch gedeutet hatten. Dazu kam noch ein Hydraulik-Defekt am Wagen von Pierre Gasly. Im Übrigen das zweite technisch bedingte Aus von Gasly in Serie - eine absolute Rarität in der modernen Formel 1 des Jahres 2024. Fehlt nur noch, dass die Mannschaft aus Enstone bei Esteban Ocon auf die falsche Strategie gesetzt hat. Ja, das gelang ihnen auch. Alles in allem ein Wochenende zum Vergessen.

Verlierer: Max Verstappen

Das war alles andere als weltmeisterlich, was Max Verstappen in Ungarn angestellt hat. Red Bull war an diesem Wochenende angreifbar, die Strategie ging bei den Bullen daneben. Ja, da ist es verständlich, dass einmal die Wogen hochgehen, solange er sich davon nicht fahrerisch aus der Contenance bringen lässt. Das Manöver gegen Lewis Hamilton war aber eines vollkommen aus der Kategorie "Wut im Bauch", genau die Art von Manöver sollte sich ein WM-Führender verkneifen können. Normalerweise endet sowas mit einem Ausfall. Mal abgesehen davon: Sonderlich gut war die Pace von Verstappen auch im restlichen Rennen nicht. Der Niederländer hatte mit Hamilton ähnlich viele Probleme wie Perez mit Russell - normalerweise ist die Differenz zwischen den Red-Bull-Fahrern größer.