Protagonist war Charles Leclerc am Sonntag bei der Formel 1 in Ungarn keiner. Aber irgendwie schaffte es Ferrari, eigentlich die ganzen 70 Runden zumindest am Rand der Spitzengruppe herumzulungern. Als Max Verstappen und Lewis Hamilton kurz vor Schluss kollidierten, staubte Leclerc so sogar noch den vierten Platz ab. Irgendwie war das Podium noch drin gewesen, grübelt er danach - aber irgendwie doch nicht.

Mit Carlos Sainz auf Startplatz vier und Leclerc auf Platz sechs war Ferrari eigentlich mit verschwindend geringen Hoffnungen ins Rennen gegangen. Beim Start verlor man erst einmal Boden. Denn Sainz kam mit durchdrehenden Rädern nicht vom Fleck: "Ich war auf der dreckigen Seite, da bist du sowieso mit dem Kupplungs-Druckpunkt weiter am Limit. Ich weiß nicht, ob unsere Zielpunkte zu aggressiv eingestellt waren oder ich einen Fehler gemacht habe, das müssen wir analysieren."

Sainz war von da an das ganze Rennen im Hintertreffen, verlor erst mehrere Runden Zeit hinter Fernando Alonso und fiel nach dem ersten Stopp auch in Verkehr zurück, was ihm Reifenleben kostete. Den Anschluss zur Gruppe von Hamilton, Leclerc und Verstappen konnte er trotzdem bei freier Fahrt im letzten Stint wieder herstellen.

Leclerc macht Jagd auf Red Bull und Mercedes: Warum im Rennen so gut?

Das unterstreicht eine überraschende These von Leclerc nach dem Rennen: "Auf dem Papier waren wir fast das zweitschnellste Auto hinter McLaren. Das ist viel positiver als das, was wir vor dem Rennen erwartet haben. Aber uns fehlt die Performance im Qualifying."

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Der reifenschonende Renn-Ferrari schien sich in der Hitze von Budapest am Sonntagnachmittag auszuzeichnen. Auch das Bouncing-Problem, welches das Team seit Barcelona in schnellen Kurven plagt, war diesmal keines. Was den Umständen geschuldet ist. Der Hungaroring ist ein sehr langsamer Kurs, und mit vollen Tanks im Rennen noch langsamer. Hier geriet der SF-24 nur am Limit mit leeren Tanks und bei kühlen Bedingungen in Q3, wo die Kurvengeschwindigkeiten höher sind, an die Hüpfgrenze.

Die schlechten Startplätze waren nun im Rennen unmöglich auszubügeln. Erst recht durch den schlechten Start von Sainz. Selbst wenn Leclerc sich jetzt mit dem Duo Hamilton und Verstappen matchen konnte - er war immer das dritte Auto der Gruppe: "In Budapest ist Überholen so schwer, das hat es schwierig gemacht. Ich habe die Reifen überhitzt, indem ich so nah an Lewis dran war."

Alle Ferrari-Strategien reichen nicht: Nur ein Crash hilft in Ungarn

"Und der letzte Stint war auch sehr schwierig, weil wir uns entschlossen, das Gegenteil von Max zu tun", bedauert Leclerc. Als drittes Auto sah sich Ferrari bei beiden Stopps zu Alternativ-Strategien genötigt. Beim ersten trat Hamilton früh eine Undercut-Welle los. Die ignorierte die Scuderia und versuchte für Leclerc einen Reifen-Offset aufzubauen. Doch jüngere Reifen reichten nicht, um im Mittelstint an Hamilton und Verstappen vorbeizukommen.

Leclerc schloss erst zu spät auf, und litt dann als drittes Auto in verwirbelter Luft. Daraufhin versuchte man beim zweiten Stopp mit dem Undercut das Gegenteil. Nur leider entschied sich Hamilton zeitgleich zum Stopp: "Dann steckte ich auf Mediums hinter Lewis, was auch schwierig war." Zwar kam Verstappen nach seinem späteren Stopp hinter beiden zurück auf die Strecke, konnte aber den im Heck von Hamilton schon wieder die Reifen überhitzenden Leclerc schnell wieder dank neueren Pneus überholen.

Mit geschwächten Reifen sah Leclerc nur mehr aus der Ferne, wie Hamilton und Verstappen kurz darauf im Kampf um Platz drei in der ersten Kurve kollidierten: "Ich sah nur den Unterboden von Max! Dann sind sie beide geradeaus. Dass sie weiterfahren konnten, hat mich überrascht. Das hat uns ein bisschen geholfen, sonst wären wir wohl Fünfter und Sechster geworden.

So schnappte sich Leclerc wenigstens den vierten Platz von Verstappen. Selbst wenn die Pace positiv war, ein Durchbruch war dieses Rennen nicht. Zu vorteilhaft waren die Bedingungen für das Auto, um aussagekräftig zu sein. "Es ist noch ein langer Weg, um unsere Probleme zu lösen", mahnt Leclerc. "Bis dahin müssen wir so viele Punkte wie möglich holen." In der WM-Tabelle hat man Platz 2 bereits an McLaren verloren. Aber immerhin diesmal gleich viele Punkte geholt wie Mercedes.