1. Warum hatte Aston Martin kaum Reifen?

Für alle war schon vor dem Rennen klar, dass der Ungarn GP ein Zwei-Stopp-Rennen wird. Die besten Reifen dafür: Medium und Hard. Das wusste auch Aston Martin und trotzdem hatte das Team nur jeweils einen Satz Medium und einen Satz Hard. Das stand schon nach dem 3. Freien Training fest, denn da hatten Fernando Alonso und Lance Stroll überraschend einen Satz Medium verfeuert. Der Grund: Man wollte für die Qualifikation einen Satz Soft mehr haben als alle anderen. "Das hier ist ein Track-Position-Rennen", erklärt Chef-Ingenieur Tom McCullough. Deshalb opferte man die Renn-Strategie für das Qualifying. Der Poker ging auf: Stroll und Alonso schafften es in Q3, Stroll holte am Ende einen Punkt.

2. Warum kam Hülkenberg so früh zum Boxenstopp?

Dass die Aston Martins früh an die Box kommen würden, war klar - schließlich starteten sie auf Soft. Nico Hülkenberg aber kam deutlich früher, nämlich in Runde zwei. Dabei war der Emmericher auf den Medium-Pneus losgefahren. Am Start verlor er allerdings drei Plätze und fand sich nach Runde eins nur noch auf Rang 14 wieder. Aus der Verzweiflung heraus machte Haas einen extrem aggressiven Undercut, der eigentlich für Kevin Magnussen geplant war, mit Hülkenberg. Der Plan ging teilweise auf, Hülkenberg überholte mit dem Undercut Stroll, Alonso, Ricciardo, Albon, Magnussen und Bottas. Die Haas-Pace im Rennen war aber nicht gut genug, Hülkenberg fiel auf Rang 13 zurück.

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3. Warum schenkte Alonso Stroll einen Punkt?

Fernando Alonso fuhr fast den gesamten Ungarn GP vor seinem Teamkollegen Lance Stroll. In Runde 65 kam es aber zum absichtlichen Platztausch, der Spanier gab Rang zehn an den Kanadier ab. Grund waren acht Runden frischere Reifen bei Stroll. Darauf hatte er noch die Chance, Yuki Tsunoda und somit Platz neun abzufangen. Am Ende fehlte Stroll nicht einmal eine Sekunde auf den Japaner.

4. Warum war Verstappen so sauer?

Max Verstappen fluchte während des Rennens mehrfach. Zunächst verstand er nicht, warum er Platz zwei nach dem Start freiwillig an Lando Norris zurückgeben sollte. Verstappen ging am Ausgang von Kurve eins nach außen und überholte in der Auslaufzone. Als die Stewards eine Untersuchung einleiteten, wies Red Bull Verstappen an, die Position zurückzugeben. Die Stewards können keinen Platztausch anordnen, der Weltmeister hätte wahrscheinlich eine Strafe kassiert.

Später wurde es aber noch deutlich hitziger zwischen Verstappen und seinem Renningenieur Gianpiero Lambiase. Denn Verstappen verlor Rang drei an Lewis Hamilton durch einen Undercut. Red Bull ging davon aus, dass der Niederländer mit frischeren Reifen recht einfach am Formel-1-Rekordsieger vorbeigehen würde. Allerdings war Überholen auf dem Hungaroring deutlich schwerer als von den Bullen angenommen. Verstappen verzweifelte hinter Hamilton und ließ das die Box wissen - laut eigenen Aussagen vor allem in dieser Deutlichkeit, um den Fehler beim zweiten Stopp nicht zu wiederholen.

5. Wer war schuld am Verstappen/Hamilton-Crash?

Die Verstappen-Verzweiflung gipfelte in einer Kollision zwischen ihm und Hamilton. In Runde 63 überrundeten beide am Ende von Start und Ziel Alexander Albon. Während Hamilton schon wieder auf seiner normalen Rennlinie fuhr, kam Verstappen mit reichlich Überschuss in Kurve eins an. Trotz DRS und Windschatten hatte er an der üblichen Stelle gebremst. Mit stehenden Vorderreifen fuhr er Hamilton über die Räder und wurde dabei in die Luft katapultiert. Wie durch ein Wunder konnten beide weiterfahren, Verstappen verlor allerdings eine Position.

Der fliegende Holländer Max Verstappen (Red Bull) nach Zweikampf mit Lewis Hamilton (Mercedes)
Verstappen vs. Hamilton - da werden Erinnerungen an die Formel-1-Saison 2021 wach, Foto: LAT Images

Verstappen beklagte sich später darüber, dass Hamilton in der Bremsphase die Linie wechselte. Nur deshalb wäre er mit Überschuss und blockierenden Rädern in den Mercedes hineingerutscht. Die Stewards lasteten Hamilton an, dass er die Lenkung nicht aufmachte und so den Zusammenstoß nicht verhinderte. Der restliche Teil - aber eben nicht die komplette Schuld - geht auf Verstappens Kappe. Deshalb stempelten sie die Situation als Rennunfall ab.

6. Warum musste Norris Piastri den Sieg schenken?

Als Lando Norris in Runde 48 die virtuelle Führung (virtuell, weil Verstappen noch nicht an der Box war) übernahm, ließ der McLaren-Funkspruch nicht lange auf sich warten: Er solle doch Platz eins an den Teamkollegen zurückgeben, hieß es. Warum?

Oscar Piastri hatte am Start die Führung übernommen und bis zum zweiten Boxenstopp das Rennen angeführt. Dann aber holte McLaren Norris zuerst zum Boxenstopp. Durch den Undercut ging der Brite am Australier vorbei. In der Formel 1 ist es aber ein ungeschriebenes Gesetz, dass es zwischen Teamkollegen keine Undercuts gibt. Derjenige, der vorne ist, bekommt normalerweise die bessere Strategie. Wie Teamchef Andrea Stella erklärt, war es bei McLaren aus verschiedenen Gründen anders. Deshalb musste Norris die Position wieder zurückgeben.

7. Was ging bei Gasly kaputt?

Bei Alpine läuft zuletzt nicht mehr viel. Vor allem Pierre Gasly hat das Pech derzeit gepachtet. In Silverstone konnte er das Rennen aufgrund eines Getriebe-Defekt noch nicht einmal starten, in Ungarn fiel er nach 33 Runden mit einem Hydraulik-Defekt aus. Das Team erkannte das Problem und ließ Gasly den Boliden in der Garage abstellen.

8. Warum ging Ricciardo nach dem Rennen aufs Team los?

Für Daniel Ricciardo sind die Rennen vor der Sommerpause entscheidend. Wie bei Sergio Perez hängt auch seine Karriere von den nächsten Ergebnissen ab. In Ungarn verpasste er mit Rang zwölf die Punkte, während Teamkollege Yuki Tsunoda derer zwei holte. Dabei lag Ricciardo eigentlich vor Tsunoda. Doch man ließ sich von der Konkurrenz strategisch ins Verderben treiben. Als die Soft-Starter früh an die Box kamen, zogen die Racing Bulls mit Ricciardo nach. "Wir haben uns am Start von ihnen überholen lassen und sind dann nach ihnen an die Box, obwohl wir auf den Medium-Reifen freie Fahrt gehabt hätten", wundert sich Ricciardo.

Im Verkehr war für den Australier das Rennen praktisch beendet. "Wir hätten auch das Rennen von Yuki fahren können", ärgert er sich. Bevor man Ricciardo zum Stopp holte, fuhr er direkt vor seinem Teamkollegen. Entsprechend sauer war er nach dem Rennen: "Ich habe in der Inlap auf eine Entschuldigung des Teams gewartet. Dass die nicht kam, hat mich noch wütender gemacht."