Sportlich ist Jerome D'Ambrosio der Formel 1 kaum in Erinnerung geblieben. Er absolvierte 2011 eine gesamte Saison mit Marussia in der Königsklasse. Punkte holte er dabei keine, er kam den Zählern mit dem Hinterbänkler-Team nicht einmal nahe. Auch ein Ersatz-Einsatz mit Lotus für den gesperrten Romain Grosjean beim Italien-GP 2012 sorgte für kein nennenswertes Ergebnis.

Spät aber doch machte der spätere Formel-E-Fahrer Karriere in der Formel 1. D'Ambrosio hat die Jobbeschreibung gewechselt und ist jetzt nicht mehr als Pilot aktiv, sondern wechselte ins Management. Nachdem er bis letztes Jahr bei Mercedes unter Vertrag stand, vollzog der Belgier mit italienischen Vorfahren am 1. Oktober 2024 den Gang zu Ferrari.

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Was macht Jerome D'Ambrosio bei Ferrari?

Bei der Scuderia steht er als Stellvertreter für Teamchef Fred Vasseur im Aufgebot. Doch was tut er in dieser Funktion überhaupt? D'Ambrosio erklärte im Rahmen des Ferrari-Launches am Mittwoch: "Die Art und Weise, in der wir arbeiten, ist, dass Fred und ich uns die Aufgaben aufteilen."

Die Anwerbung des 39-Jährigen wurde notwendig, da Vasseur bei Ferrari als Teamchef zu viele Pflichten gleichzeitig schultern musste, wie D'Ambrosio erläutert: "Fred war mit den zahlreichen Aufgaben, die auf ihn zukamen, in gewissen Punkten ein bisschen überlastet und ich unterstütze ihn in allen möglichen Bereichen, bei denen er Unterstützung benötigt."

In der Formel 1 ist es zunehmend Usus, dass Teamleiter nicht alle zentralen Aufgaben der bis zu 1.000 Mann starken Teams auf sich nehmen. Bei McLaren beispielsweise gibt es eine klare Aufgabenteilung zwischen CEO Zak Brown und Teamchef Andrea Stella. Brown spielt mehr auf dem politischen Parkett in der Formel 1 mit, während sich Stella an dieser Front ein bisschen in Zurückhaltung übt.

Fahrer, Teamchef, Formel-1-Rückehrer: So kam D'Ambrosio zu Ferrari

Bei Ferrari gab es das in der Vergangenheit in dieser Form nicht und von einer Doppelspitze kann auch jetzt nicht die Rede sein. Mit D'Ambrosio bekommt Vasseur aber wenigstens eine rechte Hand zur Seite gestellt. Der Teamboss selbst erklärt: "Jerome bringt einen wichtigen Mehrwert in die Mannschaft. Er hat das perfekte Profil: Er verfügt über breit gefächerte Geschäftskenntnisse. Er war Teamchef und er war ein Fahrer in der Formel 1."

D'Ambrosio wechselte direkt nach dem Ende seiner aktiven Rennfahrer-Karriere in der Formel E 2020 ins Management. Zuvor hatte er sieben Jahre lang zum Stammaufgebot der Elektroserie gezählt und in dieser Zeit drei Siege gesammelt. Bei dem monegassischen Venturi-Team war er ein Jahr als stellvertretender Teamleiter im Einsatz, ehe er ein Jahr selbst den Chefposten übernahm. Anschließend folgte der Umstieg zu Mercedes in die Formel 1.

"Er bringt viel Erfahrung von Mercedes mit. Er wird mir bei der Umstrukturierung des Teams und der Weiterentwicklung des Managements eine große Hilfe sein", ist sich Vasseur sicher. "Die ersten Monate unserer Zusammenarbeit waren schon sehr positiv."

Klar abgrenzbare Aufgabenteilungen gibt es nur in Ansätzen. D'Ambrosio ist etwa als Ex-Fahrer für das Management der Nachwuchs-Piloten zuständig, ansonsten wechseln die Zuständigkeitsbereiche zwischen dem Ferrari-Führungsduo laufend. "Es gibt keine wirkliche Abgrenzung, als dass bei mir nur einige Themen auf dem Tisch liegen würden und andere bei Fred", so D'Ambrosio.

Fred Vasseurs Statthalter in Maranello - aber nicht nur dort

Konfusion kommt dennoch nicht auf, wie der Belgier unterstreicht: "Ich denke, wir sind in der Lage so zu arbeiten, weil wir uns in unmittelbarer Nähe zueinander befinden. Wir haben unsere Büros direkt nebeneinander und wir unterhalten uns wahrscheinlich 40-mal am Tag. Auf diese Art funktioniert es."

Die Rolle von D'Ambrosio endet nicht in Maranello. Er wird Teamchef Vasseur auch an die Strecke begleiten. Etwa 18 von 24 Rennen in der kommenden Formel-1-Saison soll er im Paddock sein. Die Details darüber, welche das sind, wurden noch nicht finalisiert. Es sollen vor allem Übersee-Rennen sein, die er aus logistischen Gründen auslässt.

So beschrieb der 20-fache Grand-Prix-Starter diese Planung: "Ich werde etwa nicht in China sein, denn das wäre höchst ineffizient. Ich werde beim ersten Rennen [in Australien] sein, aber wir wollen nicht die Fabrik für zu lange unbesetzt lassen. Deshalb werden wir das ein bisschen aufteilen und ich werde derjenige sein, der bei einigen Rennen zu Hause in der Fabrik bleiben wird."

Beinahe gleichzeitig mit D'Ambrosio wechselte auch niemand geringeres als Lewis Hamilton von Mercedes zu Ferrari. Teamboss Vasseur stärkte dem Rekord-Weltmeister vor dessen Ferrari-Debüt den Rücken gegen dessen Kritiker. Mehr dazu hier: