Ein zu fast 100 Prozent neues aerodynamisches Paket versprach Aston Martins neuer Teamchef Andy Cowell vor wenigen Tagen im Rahmen der Formel-1-Vorstellung in London. Wie diese Revolution aussehen soll, ließ das in Silverstone beheimatete Team bislang noch offen. Erst am Sonntag um 18 Uhr deutscher Zeit enthüllte es seinen neuen Boliden.
In einem digitalen Launch, der vor allem auf den sozialen Medien der britischen Traditionsmarke stattfand, zeigte Aston Martin erste Bilder des AMR25, der am Montag erstmals auf die Strecke geschickt wird. Diese zeigen, dass das Versprechen des Teams nicht von ungefähr kommt. Gleich eine Reihe von optischen Veränderungen an der Aerodynamik heben das Auto für die Formel-1-Saison 2025 vom AMR24 ab, auch wenn man die mathematischen Vergleiche seit letzter Woche leicht abschwächte: Mehr als 90 Prozent der aerodynamischen Oberflächen seien neu, hieß es beim Fahrzeug-Launch.
Aerodynamik-Revolution versprochen: Das hat sich am AMR25 geändert
Vor allem der Seitenkasten hat eine grundlegende Überarbeitung erfahren. Der Undercut fällt stärker aus als beim Vorgängermodell, gleichzeitig verfügt der Aston Martin über einen geschwungenen Luftkanal auf der Oberseite. Die Kühlung musste an diese Umbauten stark angepasst werden und fällt deutlich komprimierter aus.
Vom neuen Frontflügel, der auf einem späten Update-Modell des Vorjahres basiert, erhofft man sich mehr Abtrieb bei geringen Geschwindigkeiten und eine stabilere Balance. Ein neu designter Heckflügel soll Rutschphasen verringern. Auffällig ist auch das gezackte 'Rückgrat' auf der Motorabdeckung des Boliden hinter der Airbox bis zum Heck.
Mercedes-Kunden bleiben Aufhängungsprofil treu
Nicht so gut erkennen lässt sich natürlich, was am Unterboden des AMR25 los ist. Aston Martin spricht aber davon, dass auch dieser stark überarbeitet wurde, um einen besseren Luftstrom zu generieren. In puncto Aufhängungen bleibt das Mercedes-Kundenteam seinen erprobten Lösungen treu: Sowohl an der Front als auch hinten setzt der AMR25 auf Pushrods (Druckstreben).
An der Bremskühlung wurde ebenfalls Hand angelegt, um sowohl effizienter kühlen zu können, als auch wiederum den Luftstrom zu verbessern. Die Bremszangen am AMR25 kommen von Brembo, die Bremsscheiben und -beläge von Carbon Industries. An beiden Punkten sind keine großen Performance-Gewinne zu erwarten, da sich die Bremsentwicklung in der Formel 1 in den letzten Jahr auf einem gewissen Plateau stabilisiert hat.
Trotz der starken Aerodynamik-Änderungen spricht Aston Martin davon, dass der AMR25 eine Evolution des Vorläufer-Boliden ist. Das Ziel, das Aston Martin mit den ganzen Aerodynamik-Anpassungen verfolgt, ist eine bessere Fahrbarkeit des Boliden und weniger ein reiner Performance-Zugewinn. Das betonte auch Aero-Chef Eric Blandin. Im letzten Jahr kam häufig ein Leistungsplus aus dem Windkanal nicht auf der Strecke an. Das resultierte in einer schwächelnden Weiterentwicklung im Laufe des Jahres.
Während das Team von Lawrence Stroll zu Saisonbeginn 2024 noch klar die fünfte Kraft war und teilweise mit den vier Topteams mitkämpfen konnte, fiel man im Laufe des Jahres kontinuierlich zurück und wurde von anderen Mittelfeld-Mannschaften überholt. Nach der Sommerpause sammelte Aston nur noch 20 Punkte und blieb damit deutlich hinter Alpine (52 Punkte) und Haas (31) zurück. P5 in der Konstrukteurs-WM geriet nur aufgrund des starken Starts nie in Gefahr.
Adrian Newey und Andy Cowell: Kommt der Erfolg von Red Bull und Mercedes?
Personell führte das schon 2024 zu einer weiteren Revolution. Der ehemalige Teamboss Mike Krack wurde zur Seite geschoben und ist nur noch als Chief Trackside Officer aktiv. Stattdessen beförderte die erfolgshungrige Mannschaft den ehemaligen Mercedes-Motorenchef Andy Cowell, der seit dem Sommer in Silverstone mit an Bord ist, zum Teamchef.
"Für das diesjährige Auto haben wir die Lektionen und das Feedback aus der letzten Saison wirklich berücksichtigt. Wir haben uns darauf konzentriert, ein besser fahrbares Auto für Lance und Fernando zu entwickeln, und wir haben hart daran gearbeitet, es schonender zu machen", versprach Cowell bei der Präsentation. Als Ziel gab er eine "kontinuierliche Verbesserung in allen Bereichen" aus.
In der Führung der Technikerriege gab es bereits vor der Rotation an der Teamspitze mit dem Aus von Dan Fallows einen Umbruch. CTO Enrico Cardile und Adrian Newey, der als Königsfigur auf dem Personalmarkt 2024 nach dem Abgang von Red Bull bei Aston Martin an Land gezogen werden konnte, sind nun die bedeutendsten Techniker. Newey stößt aber erst im März zur Mannschaft und wird demnach vor allem auf das 2026er-Projekt Einfluss haben. Der AMR25 stammt nicht aus seiner Feder.
Lance Stroll und Fernando Alonso: Aston Martin wieder ein 1-Mann-Team?
An der Fahreraufstellung hat sich nichts geändert, womit Aston Martin neben den Konstrukteurs-Weltmeistern von McLaren nur eines von zwei Teams ist, das mit einer unveränderten Besetzung in die neue Saison geht. Vor allem rund um Teameigentümer-Sohn Lance Stroll ranken sich performance-mäßig aber große Fragezeichen. Seit dem Ungarn-GP im Juli wartet er auf einen Punkt. Sein Sitz scheint aber dank seines familiären Hintergrundes nach wie vor sicher zu sein. "Was wir hier aufbauen, ist ein so spannendes Projekt mit großartigen Werkzeugen und talentierten Leuten, und 2025 ist für uns ein Schlüsseljahr, um Fortschritte zu machen", sagte Stroll mit Blick auf die neue Saison.
Fernando Alonso an seiner Seite wird wohl ein weiteres Jahr als klarer Teamleader im Einsatz sein, im Alter von mittlerweile 43 Jahren kann man aber auch von dem zweifachen Formel-1-Weltmeister keine Wunder mehr erwarten. "Das Team hat im Jahr 2024 viel gelernt, und das Team hat dies als Antrieb für die kommende Saison mit dem AMR25 genutzt", ist Alonso überzeugt.
Aston Martin soll Gerüchten zufolge für die Zukunft eine Auge auf Max Verstappen geworfen haben - dieser wäre ihnen wohl viel Geld wert. Mehr dazu im Video:
Die Belegschaft der AMR-Ersatzfahrer mit Felipe Drugovich und Ex-McLaren-Fahrer Stoffel Vandoorne bleibt ebenfalls unverändert. Neu hinzugekommen ist nur Daniel Juncadella als Simulatorpilot. Der ehemalige DTM-Fahrer wird neben seiner eigentlichen Aufgabe an Rennwochenenden auch TPC-Sessions absolvieren, um den neu gebauten Simulator des Teams weiter zu verbessern.
Aston Martin: AMR25 feiert Formel-1-Premiere am Montag in Bahrain
Neu gebaut ist auch das Stichwort für die Infrastruktur von Aston Martin. Der Campus in Silverstone, der die alte Jordan-Fabrik abgelöst hat, nahm 2024 weiter Form an. Der neue Windkanal des Teams ist inzwischen auch schon einsatzfertig. Mehr dazu, wie Aston Martin in der Formel 1 langfristig erfolgreich werden will, findet ihr hier:
Erfolge vermeldete das Team auf kommerzieller Seite. Fünf neue Partner wurden in der Off-Season bekanntgegeben, damit steht die einst klamme Silverstone-Truppe, die seit der Übernahme von Lawrence Stroll einen starken Investitionsdrang hingelegt hatte, nun bei 32 Sponsoren und Partner, die das Formel-1-Auto zieren und die Teamkassen füllen.
Das erste Mal auf die Strecke geht der Aston Martin AMR25 am Montag. In Bahrain hält das Team pünktlich zwei Tage vor dem Beginn der offiziellen Formel-1-Testfahrten am selben Ort einen Filmtag ab. Bei dem als Promotional Event eingestuften Test können Alonso und Stroll in Summe 200 Kilometer abspulen, was auf dem Grand-Prix-Kurs des Bahrain International Circuit 37 Runden entspricht.
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