Die MotoGP startete am Freitagmorgen mit einem Knall in das Saisonfinale in Barcelona. Im 1. Freien Training sicherte sich völlig überraschend LCR-Honda-Pilot Takaaki Nakagami die Sessionbestzeit, gesprochen wurde darüber aber kaum. Denn bei den üblichen Startübungen nach dem FP1 kam es zwischen Maverick Vinales und Francesco Bagnaia zu einem bizarren Zwischenfall, in dessen Folge der WM-Anwärter sogar zu Boden ging.

Was war passiert? Nach Ende des 1. Freien Training bekamen die MotoGP-Stars wie bei jedem anderen Rennwochenende auch nochmal einige Minuten Zeit, um in einer 'Practice Start Session' mehrere Übungsstarts auf Start-Ziel durchzuführen. Nachdem Bagnaia seinen Übungsstart durchgeführt hatte, rollte er langsam auf Kurve eins zu und wurde dabei vom deutlich schneller ankommenden Vinales auf der Außenbahn überholt. Bagnaia bremste, blockierte die Front und stürzte. Noch während er in die Auslaufzone schlitterte, schickte er mittels Handbewegungen die ersten angesäuerten Gesten Richtung Vinales, zum Liegen gekommen folgten noch weitere.

Aprilia-Boss rätselt: Vielleicht war Bagnaia gedanklich wo anders?

"Das sah ziemlich merkwürdig aus. Maverick hat nur seinen Übungsstart gemacht und wollte auch die erste Kurve austesten, denn dazu hast du nicht viele Gelegenheiten", bezog Aprilia-Racing-CEO Massimo Rivola während des Nachmittagstrainings im Gespräch mit 'MotoGP.com' als Erster Stellung zu diesem skurrilen Vorfall. Er wollte dabei keinem Piloten einen Vorwurf machen: "Vielleicht hat Pecco in diesem Moment an etwas anderes gedacht. Ich glaube aber nicht, dass jemand schuld war. Pecco war etwas langsamer in einer Highspeed-Bremszone und Maverick hat nur getan, was er tun muss. Vielleicht hat er nicht erkannt, dass Pecco so langsam war."

Bagnaia selbst brachte in seiner Medienrunde am Freitagabend dann etwas Licht ins Dunkel. "Ich habe den Start vergeigt, weil mein Hinterreifen durchgedreht hat. Da wir mit den Motoren am Limit sind, wollte ich dann nicht weiter pushen. Du weißt ja nie, was noch alles passieren kann", beschrieb der Ducati-Pilot und kommentierte anschließend etwas angesäuert: "Ich habe den Fehler gemacht, zu sehr abzubremsen. Aber ganz ehrlich: Wenn du so schnell bist, dann nimmst du die Innenseite und da war so viel Platz …"

Ein klarer Seitenhieb Richtung Vinales also, der Bagnaia offenkundig nicht auf der Außenbahn hätte passieren sollen. "Ich habe ihn kommen gehört und dachte, dass er innen vorbeifahren würde", fährt der MotoGP-Titelverteidiger fort. "Als ich ihn dann aber außen neben mir mit diesem enormen Speed vorbeischießen gesehen habe, außen auf dem Kerb und mit wackelndem Motorrad, habe ich mich etwas erschreckt und die Front verloren."

Francesco Bagnaia, Ducati Team Crash
Francesco Bagnaias Ducati musste nach dem Ende von FP1 aus dem Kies geborgen werden, Foto: LAT Images

Maverick Vinales kontert Bagnaia: Wo hätte ich hin sollen?

Vinales wiederrum wollte diese Kritik nicht auf sich sitzen lassen. Auf die Aussagen Bagnaias angesprochen erklärte der scheidende Aprilia-Pilot in seiner Medienrunde: "Für mich ist das keine Frage, wer Schuld hat. Das ist ein Übungsstart, da willst du das Maximum rausholen. Ich habe gesehen, dass Pecco in der Mitte gefahren ist, ich weiß nicht warum. Ich wollte ihm ausweichen und bin auf die Außenbahn gefahren. Ich habe ihm zwei Motorräder Abstand gegeben, ich habe ihn nicht einmal besonders nahe passiert. Als ich ihn gestürzt gesehen habe, dachte ich, dass ich ihn vielleicht doch berührt hätte, aber im Replay hat man dann gesehen, dass er mehr als genug Platz hatte. Vielleicht hat er sich erschrocken, die Bremse zu hart gezogen und die Front blockiert. Das war verrückt!"

Für Bagnaias Anschuldigung, er hätte doch einfach auf der Innenbahn überholen können, hatte Vinales anschließend nur wenig Worte übrig. "Wie hätte ich nach innen gehen sollen?", fragte er kurz und knapp. Damit wollte es der Spanier dann aber auch gutseinlassen und nicht weiter über den Zwischenfall sprechen: "Für mich ist das ein Unfall, das passiert manchmal. Das liegt jetzt in der Vergangenheit, wir sollten einfach weitermachen."