49 WM-Punkte sammelte Maverick Vinales an den MotoGP-Rennwochenenden in Portimao und Austin, fuhr dabei zwei Sprintsiege und einen Grand-Prix-Triumph ein. Nur der WM-Führende Jorge Martin (52 Punkte) war in diesem Zeitraum noch etwas erfolgreicher, ohne einen technisch bedingten Ausfall auf Platz zwei liegend in der letzten Runde des Portugal GP hätte aber auch dieser nicht mit dem Aprilia-Piloten mithalten können. Bei nur 24 Punkten Rückstand in der Fahrer-WM schien ein Titelkampf zu diesem Zeitpunkt absolut möglich, doch nur vier Rennwochenenden später ist davon schon nichts mehr zu sehen.

Während Francesco Bagnaia, Marc Marquez und Jorge Martin bei den MotoGP-Abstechern nach Jerez, Le Mans, Barcelona und zuletzt Mugello ganze 103, 100 und 91 WM-Punkte sammelten, kam Vinales nicht über die magere Ausbeute von 44 Zählern hinaus - fünf Punkte weniger bei der doppelten Anzahl an Rennwochenenden im Vergleich zu Portimao und Austin also. Wie lässt sich dieser krasse Leistungseinbruch des in den USA so dominanten Spaniers erklären?

Maverick Vinales feierte in Austin seinen ersten MotoGP-Sieg mit Aprilia, Foto: LAT Images
Maverick Vinales feierte in Austin seinen ersten MotoGP-Sieg mit Aprilia, Foto: LAT Images

Aprilias MotoGP-Fortschritt 2024 nicht groß genug: Ducati auch verbessert

Die simple Antwort: Der Konkurrenz - namentlich Ducati - gelang seit dem Abstecher in die Vereinigten Staaten einfach der größere Fortschritt als Aprilia. "Als wir nach Europa zurückgekommen sind, haben die anderen - speziell Ducati - offensichtlich einen größeren Sprung gemacht als wir. Es sieht so aus, als würde ich aktuell selbst mit einem wirklich guten Rennen einfach nur noch Achter werden können", hat auch Vinales selbst erkannt und ergänzt: "In Le Mans war es das Gleiche. Auch dort bin ich ein starkes Rennen gefahren und wurde Fünfter ... Wir müssen also selbst wieder einen Schritt nach vorne machen."

Das Bittere: Verglichen mit dem Vorjahr gelang Aprilia mit der neuen RS-GP eigentlich schon ein wirklich bemerkswerter Fortschritt. Die Italiener machten in Sachen Rennzeit von allen fünf Herstellern mit den größten Sprung nach vorne. "Ich habe mich hier verglichen mit dem Rennen im letzten Jahr um 35 Sekunden gesteigert", wusste Vinales nach dem Italien GP in Mugello. Die Veränderungen, die über den Winter am Motorrad vorgenommen wurden, wirken nach anfänglichen Schwierigkeiten also. Das Problem: Ducati verbesserte sich in Mugello halt ebenso um 25 Sekunden. Im direkten Vergleich der beiden Hersteller holte Noale über den Winter also nur knapp zehn Sekunden auf und landete deshalb auch nur auf Platz acht.

Dennoch bleibt eine Frage offen, da sich Aprilia zum Jahresbeginn schließlich auch schon auf Augenhöhe mit Ducati bewegt hatte und in Katar, Portimao und Austin nicht so sehr hinterher fuhr wie zuletzt in Jerez, Barcelona oder Mugello. Woran liegt das? Die Antwort liegt hier wohl in zwei Punkten. Zum einen konnte Ducati die Chattering-Probleme, die sie zum Jahresauftakt noch beschäftigt hatten, zuletzt in den Griff bekommen. Seit Jerez waren in diesem Bereich kaum noch Beschwerden der Ducati-Fahrer zu hören. Sollten die Vibrationen tatsächlich der Vergangenheit angehören, hat ihnen das sicherlich das ein oder andere Zehntel an Rundenzeit gebracht.

Reifenfresser RS-GP: Aprilia nimmt Soft-Reifen zu hart ran

Und dann gibt es da noch die neuen Reifen von MotoGP-Einheitslieferant Michelin, die zur laufenden Saison eingeführt wurden. "Sie [Ducati] schaffen es, denn Soft bis zum Rennende am Leben zu erhalten. Das gibt ihnen viel Performance", meint Vinales, der seit seinem Sieg in Austin nur im Frankreich Grand Prix auf die weiche Reifenmischung hatte setzen können. Davon abgesehen startete er in allen Hauptrennen mit dem Medium-Hinterreifen, der im restlichen Feld nicht immer die bevorzugte Variante darstellte. "Nach fünf Runden fühlt er [der Soft-Rear, Anm.] sich sehr heiß an und ich verliere an Traktion sowieso Grip im Kurveneingang. Das ist mein Problem damit", beschreibt der Spanier.

Bei Aprilia fehlt es also noch etwas an Verständnis für die neuen Gummis. "Auf eine Runde funktioniert es schon ganz gut, da können wir das Maximum aus dem Reifen rausholen", sagt Vinales, der sich an den vergangenen drei Rennwochenenden immerhin zweimal in der ersten Startreihe hatte qualifizieren können. In den Rennen selbst ging es dann aber wieder rückwärts. "Wir müssen es schaffen, den Reifen über die Distanz zu bringen. Wir erzeugen noch zu viel Druck auf den Reifen, was ihn zu heiß macht. Dadurch haben wir einen hohen Reifenverbrauch, ich kann den Hammer nicht mehr so fallen lassen, wie noch in Austin."

Maverick Vinales war zuletzt nurmehr Mittelmaß, Foto: LAT Images
Maverick Vinales war zuletzt nurmehr Mittelmaß, Foto: LAT Images

Die Probleme sind bei Aprilia also identifiziert, in der dreiwöchigen MotoGP-Pause durch den Ausfall des Kasachstan Grand Prix geht es nun an die Lösungsfindung. Ein erster Ansatz existiert bereits. "Wir müssen eine unterschiedliche Aufhängung probieren. Vielleicht eine, die etwas weicher ist und über einen anderen Kompressor verfügt", schlägt 'Top Gun' vor und hofft schon in Assen auf Besserung: "Unser Motorrad passt deutlich besser zu dieser Streckencharakteristik als zuletzt etwa zu Mugello. Wir werden sehen, was möglich ist."