Heute ist eine Winterpause in der Formel 1 nicht lang. Das bekommt Lewis Hamilton gerade so richtig zu spüren. Gerade einmal etwas mehr als ein Monat ist es her, seit er seinen neuen Job bei Ferrari angetreten hat. Am Rande der Präsentation des neuen Autos räumt er freiheraus ein: Es braucht noch viel Arbeit. Die Scuderia ist besonders, und der Respekt vor den Vorgängern (und dem Teamkollegen) wächst noch einmal deutlich.

"Ich bin noch immer dabei, mich an ein komplett neues Auto zu gewöhnen, an eine komplett neue Arbeitsweise", beschreibt es Hamilton. Für ihn ist das alles teilweise völlig neu. Zum einen hat er seit seinem Wechsel von McLaren zu Mercedes 2013 diesen Prozess nicht mehr durchgemacht. Die ganze Ära der Hybrid-F1 hat er bei Mercedes verbracht.

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Zum anderen war sein einziger anderer Teamwechsel noch immer ein markeninterner, von Mercedes-Kunde zu Mercedes-Werksteam. Und obendrauf waren beide Teams in England beheimatet. Da ist es ein kleiner Kulturschock, bei Ferrari anzufangen: "Die neue Kultur kennenlernen, eine neue Sprache, die ganzen neuen Partner. Jeder Tag ist brandneu."

Hamilton & Ferrari: Auto anders, Fahrstil anders, Technik anders

Bei Ferrari wurde Hamilton mit komplett anderen Prozessen konfrontiert. Wie das Auto designt wird: "Ich muss auf jeden Fall meinen Fahrstil anpassen. Gut, dass es beim ersten Reinhüpfen passt, ist selten. Aber die Lenkung ist zum Beispiel komplett anders." Um das gleiche Gefühl im Auto zu erzielen, muss er jetzt bei Setup und in den Prozessen ganz anders vorgehen.

Dann sind da die ganzen operativen Details, wie Layout des Lenkrades, Einstellungen, Terminologie und vieles mehr. Den Hybrid-Mercedes konnte Hamilton im Schlaf bedienen, vom Hybrid-Ferrari kannte er bis vor wenigen Wochen nichts. "Die Schalterstellungen sind anders. Die Software ist anders. Ich muss mich an alles anpassen."

Lewis Hamilton beim Formel-1-Filmtag (Launch) von Ferrari in Fiorano
Hamilton bei seinen ersten Runden im neuen Ferrari SF-25 in Fiorano, Foto: Massimo Pieri

Aber nach drei Tests in alten Autos und einem Rollout mit dem neuen SF-25 beginnt es zu klicken. "Ich fühle mich eigentlich recht gut im Auto, und nehme das alles einfach Schritt für Schritt", bleibt Hamilton locker. Bei so wenig Tests darf man nichts vorschnell abhaken. "Je mehr echte Rennen wir haben, desto klarer wird es, wie sehr wir schon auf einer Linie sind, und wo ich mich noch wie stark ändern muss. Der Schlüssel dazu ist, es dynamisch anzugehen."

"Mit meiner Erfahrung sollte es klappen", hofft Hamilton. So locker er es aber angeht - auf die leichte Schulter nimmt er es absolut nicht. Jetzt, wo er den ganzen Ferrari-Prozess selbst durchläuft, ist er erst recht beeindruckt von den Erfolgen, die Sebastian Vettel und Fernando Alonso in kürzester Zeit nach ihrem Wechsel zu Ferrari feierten. Vettel hatte damals sein zweites, Alonso sogar sein erstes schon mit der Scuderia gewonnen.

"Jetzt weiß ich das noch mehr zu schätzen", so Hamilton. "Die zwei haben einen Wahnsinnsjob da verrichtet, da habe ich riesigen Respekt." Sein Ziel, als siebenfacher Weltmeister, ist natürlich, das zu replizieren: "Ich weiß, wie lange es dauert, um in ein Team hineinzuwachsen, wie ich das bei Mercedes und McLaren hatte. Diese Langlebigkeit weiß ich zu schätzen, die Bindungen, die wir hatten. Das kommt nicht über Nacht. Dieser Schritt ist riesig. Er könnte größer nicht sein."

Hamilton vor Charles Leclerc gewarnt: Der ist nicht leicht zu schlagen

Zusätzlich bekommt es Hamilton mit Ferraris Goldjungen Charles Leclerc zu tun. In den letzten Wochen hatte er zum ersten Mal die Gelegenheit, wirklich die Daten seines jungen Teamkollegen zu studieren. Über ihn sieht er sicher nicht hinweg: "Ihn zu schlagen wird natürlich nicht leicht. Besonders hier, in seinem Zuhause."

Lewis Hamilton beim Formel-1-Filmtag (Launch) von Ferrari in Fiorano; Portrait
Hamilton zeigte sich den Fans beim Rollout in Fiorano auch zu Fuß, Foto: Massimo Pieri

"Er ist im Team etabliert und fühlt sich hier extrem wohl", weiß Hamilton. "Und wenn er ins Auto hüpft, ist er sofort voll drauf. Er ist pfeilschnell und das ist mir vollends bewusst." Er nutzt alle diese Herausforderungen als Motivation. "Ich muss absolut jeden Bereich an mir verbessern. Es geht nicht nur darum, sich einfach anzupassen. Fitness, Zeitmanagement, Arbeit mit den Ingenieuren, wie viel Zeit ich in der Fabrik verbringe. Alles. Damit habe ich schon angefangen, und ich werde damit weitermachen."

Das erklärte Ziel ist Perfektion. An Motivation fehlt es ihm nicht: "Die Leidenschaft hilft. Von den Tifosi, von den ganzen Leuten innendrin, mit ihrem Siegeswillen. Du willst diese Leute nicht im Stich lassen. Du willst dein Wort halten." Das hat Hamiltons Stimmung seit dem Wechsel merklich angehoben: "Ich weiß, ich bin genau dort, wo ich sein soll. Fühlt sich einfach richtig an."