Die Geduld von Williams scheint nach dem Zandvoort-Wochenende bis aufs Äußerste strapaziert. Nachdem Logan Sargeant sein mit dem ersten großen Update des Jahres ausgestattetes Auto im 3. Training nachhaltig zerstörte und am Qualifying gar nicht teilnehmen konnte, drehte Teamchef James Vowles eine Runde im Formel-1-Fahrerlager. Gleich bei mehreren Konkurrenten klopfte er auf der Suche nach einem neuen Fahrer an.
Schon am Samstag machten Berichte die Runde, wonach sich Vowles bezüglich der Verfügbarkeit von Mercedes-Ersatzfahrer Mick Schumacher umhörte. Auch am Sonntag verfolgte Vowles dieses Thema weiter. Am Sonntagabend wurde die Geschichte noch spannender: Wie 'ESPN' zuerst vermeldete, hatte sich Vowles am Samstagabend auch mit Red-Bull-Teamchef Christian Horner zusammengesetzt.
Red-Bull-Spitze überraschend offen: Wird Liam Lawson an Williams verliehen?
Ursprünglich hatte es als eher unwahrscheinlich gegolten, dass Red Bulls Ersatzfahrer Liam Lawson an einem Punkt 2024 im Williams sitzen könnte. Die Situation ist nämlich schwierig. Egal welcher Fahrer Sargeant beerben würde - es wäre ein kurzes Gastspiel. An Williams' 2025er-Fahrerpaarung von Alex Albon und Carlos Sainz ist nicht zu rütteln.
Aber offenbar stieß Vowles am Samstag bei Red Bull zumindest nicht auf Ablehnung. "Es hängt von den Konditionen ab, und ob wir ihn sofort zurückbekommen könnten, wenn wir ihn schnell brauchen", meint Horner am Sonntag. Schließlich ist Lawsons Hauptjob der des Ersatzfahrers für Red Bull und die Racing Bulls.
"Aber jedenfalls wären wir offen dafür, wenn sie einen Fahrer für das nächste Wochenende brauchen", so Horner weiter. Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko schlug auf 'Sky' in dieselbe Kerbe: "Wenn es gut für einen jungen Fahrer ist, dass er Rennerfahrung sammelt, würden wir dem nicht unbedingt im Wege stehen."
Streitpunkt Red-Bull-Fahrer: Wer fährt wann für wie lange wo?
Der kurzfristige Einstieg von Williams macht das Red-Bull-Fahrerkarussell allerdings nur noch komplizierter. Im Hinblick auf 2025 ist zum einen der Status von Lawson kompliziert. Intern ist man sich uneins über das weitere Vorgehen. Am Donnerstag garantierte Marko Lawson in einem Interview mit der 'Kleinen Zeitung' effektiv ein Cockpit entweder bei Red Bull oder den Racing Bulls.
Horner bemühte sich einen Tag später, dieser Aussage auf 'Sky UK' Wind aus den Segeln zu nehmen: "Ich habe Helmut gefragt, und er meinte' Nein, ich sagte nicht welches Auto. Ich sagte ein Cockpit.'" Zumindest im Hinblick auf das erwähnte Interview ist das nicht korrekt - dort hatte Marko sehr wohl explizit von "einem unserer Autos" gesprochen.
Bei Red Bull gibt es nach wie vor keine Entscheidung, wer aus dem Trio Lawson, Daniel Ricciardo und Sergio Perez 2025 in welchem Cockpit sitzen sollte. Natürlich würde es da hilfreich sein, Lawson weitere Fahrpraxis zukommen zu lassen. Marko gab sich diesbezüglich am Sonntag jedoch kryptisch: "Das Gesamte ist ein größeres Bild. Aber wir müssen schauen."
Laut 'ESPN' muss Red Bull bis zum 15. September Lawsons 2025-Status klären. Tut man das nicht, kann er andere Angebote einholen. Und auf dem Markt gibt es noch immer einen anderen Spieler: Sauber sucht nach wie vor für 2025 einen Teamkollegen für Nico Hülkenberg.
Sargeant will von Ersatz-Gerüchten nichts hören
Was sagt eigentlich der Mann, um dessen Cockpit sich die ganze Geschichte dreht? "Ich höre die jedes Wochenende, das ist nichts Neues", will Logan Sargeant Gerüchte nicht kommentieren. Schon im Frühjahr machten Geschichten den Umlauf, wonach Vowles nach kurzfristigem Ersatz suche.
Damals fiel auch der Name von Mercedes-Junior Andrea Kimi Antonelli. Der wird aber definitiv nicht mehr in einem Williams sitzen. Toto Wolff stellte in Zandvoort klar, dass Antonellis Fokus vollends auf seinem Mercedes-Testprogramm (inklusive eines FP1-Auftritts in Monza) und auf seiner Formel-2-Saison liegen soll. Antonelli gilt inzwischen als Favorit auf das zweite Mercedes-Cockpit.
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