Zu schwer. Zu langsam. Lange Punkteflaute. Alpine hatte 2024 einen schweren Saisonstart zu verzeichnen. Sechs Rennen dauerte es, bis die Mannschaft aus Enstone auf etwas Zählbares verweisen konnte. Im Laufe der Saison gelang jedoch die Kehrtwende im Mittelfeldkampf. Das Alpine-Team, das aus Renault hervorging, kann in ihrer bisherigen Historie aber auf viel mehr verweisen. Das sind unsere Top-5 denkwürdigsten Momente von Renault/Alpine in der Formel 1.

5. San Marino 2005 - Ferrari gegen Renault

Der San Marino Grand Prix 2005 am 24. April 2005 sollte in die Geschichte eingehen. Fernando Alonso und Michael Schumacher lieferten sich eins der wohl erinnerungswürdigsten Duelle der Geschichte, und damit taten das auch Ferrari und Renault. Alonso startete von Position zwei, Spitzenreiter Kimi Raikkönen schied wegen eines technischen Defekts schon in Runde 9 aus. Alonso erbte die Führung, doch von hinten näherte sich eine große Bedrohung in Riesen-Schritten.

Michael Schumacher, wegen eines Fehlers in Q2 nur von Platz 14 startend, arbeitete sich unheimlich schnell nach vorne. In Runde 51, 12 Runden vor Schluss, tauchte Schumacher erstmals dicht hinter Alonso auf. Doch der Spanier ließ sich nicht einschüchtern, bot alles auf, was er noch im Köcher hatte - und verteidigte gegen den schnelleren Ferrari. Er gewann mit 0,2 Sekunden Vorsprung. Ein Riesen-Coup für Alonso und für Renault, und das erste Zeichen einer Wachablösung.

4. Ungarn 2021 - Alpines erster (und letzter?) Triumph

2021 ging aus Renault Alpine hervor. Das Renault-Werksteam konnte in den Vorjahren den Anspruch eines Werksteams nie erfüllen. Mittelfeld statt Spitzenkampf war angesagt. Mit dem Namen Alpine sollte sich das ändern. Immerhin: Bis zu einem gewissen Grad gelang das. Kurzzeitig. Schon in der ersten Saison fuhr Esteban Ocon den ersten Sieg des "neuen" Teams ein. Am Start des Ungarn GP räumte Valtteri Bottas mehrere Spitzenfahrzeuge ab. Ocon fuhr innen an allen vorbei - und war plötzlich Zweiter.

Lewis Hamilton an der Spitze ging als einziger Fahrer bei deutlich abtrocknender Strecke nicht an die Box und verlor Zeit. Et voilà. Esteban Ocon führte, und setzte sich das gesamte Rennen erfolgreich gegen Sebastian Vettel zur Wehr. Teamkollege Fernando Alonso sorgte dafür, dass Hamilton nicht einfach an die Spitze des Feldes zurückstürmen konnte, sondern hielt ihn Runden lang in Schach. Als Hamilton Alonso überholte, war es bereits zu spät. Ocon und Alpine feierten ihren ersten Sieg.

3. China 2005 - Erster Konstrukteurs-Titel

Um ehrlich zu sein: Die prägnanteren Bilder lieferte 2005 wohl der Brasilien Grand Prix, als Fernando Alonso seinen ersten Fahrer-Titel gewann. Doch für Renault ging das letzte Saisonrennen in China in die Geschichte ein. Dort setzten sich die Franzosen final gegen McLaren durch. Fernando Alonso tütete seinen siebten Sieg der Saison ein - und Renault stand mit 191 Punkten nach 19 Rennen erstmals in der Geschichte der Königsklasse als Werksteam ganz oben.

Und der Sieg war dazu passend eine wahre Teamleistung. Giancarlo Fisichella opferte sich für das Team und bremste während der Safety-Car-Phase beide McLaren ein, so behielt Alonso die Führung. Fisichella selbst bekam für die Aktion aber eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt und verlor so P3 an Ralf Schumacher. Renault konnte das aber nicht mehr aufhalten, neun Punkte trennten sie von McLaren. Alonso begann unmittelbar nach dem Überfahren der Zielflagge zu feiern. "We are the Champions!", ertönte es am Funk.

Der Jubel bei Renault war 2005 groß, Foto: Sutton
Der Jubel bei Renault war 2005 groß, Foto: Sutton

2. Singapur 2008 - Der Skandal-Sieg

Doch fast noch wichtiger als eine Weltmeisterschaft, ist das, was Renault in Singapur 2008 vollbrachte. So wichtig, dass Felipe Massa wegen des Ergebnisses noch heute versucht, seinen verlorenen Weltmeistertitel einzuklagen. Fernando Alonso startete den Singapur GP von P15. Ein Sieg war kaum denkbar, zumal der Renault 2008 nicht mehr so konkurrenzfähig war, wie noch 2006. Doch in Runde 17 passierte das Undenkbare.

Nelson Piquet Jr. crashte im zweiten Renault. Alonso stoppte bereits fünf Runden zuvor, und tankte nach. Der Rest des Feldes durfte nach den Regeln 2008 erst nach der Safety-Car-Phase an die Box, als alle wieder zusammengestaucht wurden. Das Feld verlor einen ganzen Boxenstopp auf Alonso, der den Sieg sicher nach Hause fuhr.

Doch ein Jahr später, nach seiner Entlassung, packte Piquet Jr. aus. Der Crash wurde von Renault angeordnet. Teamchef Flavio Briatore musste seinen Sitz räumen. Renault ficht den Beschluss des Gerichts nicht mehr an. Der wohl größte Skandal-Sieg der F1-Geschichte war geboren. Mehr darüber lest ihr hier:

2024 ist Flavio Briatore wieder zum Team aus Enstone zurückgekehrt. Wie er dem Sorgenkind der ersten Saisonhälfte wieder an die Spitze verhelfen möchte, erfahrt ihr in diesem Video. Gleich hier anschauen:

So will Flavio Briatore mit Alpine Formel 1 Weltmeister werden! (14:59 Min.)

1. Brasilien 2006 - Ein bittersüßer Abschied

Es ist der 22. Oktober 2006. Ein emotionaler Abschied für beide Seiten. Renault gewinnt die zweite Konstrukteurs-WM als Formel-1-Team. Fernando Alonso gewinnt das Rennen - und damit die Fahrer-Weltmeisterschaft gegen Rekordweltmeister Michael Schumacher. Nach dem Überqueren der Zielflagge kann sich der Spanier am Funk gar nicht oft genug beim Team bedanken, denn er verlässt es nach der Saison.

Alonso machte sich auf in Richtung McLaren. Sein Teamkollege sollte 2007 damit nicht mehr Giancarlo Fisichella, sondern Lewis Hamilton heißen. Doch die letzten gemeinsamen Momente ließ sich das damalige Traumduo nicht nehmen, und vergoldete die Zusammenarbeit mit einem letzten Sieg. Das war essenziell, auch für die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Die gewann Renault mit nur fünf Punkten Vorsprung vor Ferrari (206 zu 201). Es sollte bis dato die letzte Weltmeisterschaft für Alonso, als auch für Renault bleiben.

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