Der Österreich GP zählt für viele im Fahrerlager zu den Highlights des Formel-1-Kalenders - wenn da nur das leidige Thema Track Limits nicht wäre. Für den Grand Prix in diesem Jahr hat die FIA nach dem Fiasko in der Saison 2023 Änderungen am Red Bull Ring gefordert. Motorsport-Magazin.com hat sich die neue Lösung vor Ort angesehen.

Die meisten Probleme gab es in den beiden Zielkurven neun und zehn. Dort ließen sich die Piloten weit nach außen in die asphaltierte Auslaufzone tragen. An diesen neuralgischen Punkten gibt es für das Formel-1-Rennen 2024 zwei Streifen Kiesbett.

Direkt hinter den Kerbs befinden sich nun 2,5 Meter breite Streifen Kiesbett. Das Problem: Weil an diesen Stellen Kerbs in Doppelreihen angeordnet sind, wäre ein Track-Limit-Verstoß auch mit Kiesbett noch theoretisch möglich.

Streckenprofil mit Kerbs und Kiesbett
Der erste Teil der Kerbs ist schwarz bemalt, dahinter folgt die weiße Linie, Foto: Motorsport-Magazin.com

Weil es in der Kürze der Zeit nicht möglich war, eine Reihe Kerbs abzutragen, hat sich die FIA eines Tricks bedient: Die weiße Linie, welche die Streckenbegrenzung definiert, befindet sich an diesen Stellen nicht mehr am Rand des Asphaltbandes, sondern schon auf den Kerbs. Das ist möglich, weil die Kerbs über die ersten Zentimeter hinweg noch sehr flach verlaufen.

Der erste Teil der Kerbs ist deshalb schwarz angemalt. Dahinter befindet sich die weiße Linie. Weil die weiße Linie auf den rot/weißen Kerbs teilweise nicht sichtbar wäre, hat man dahinter noch eine blaue Linie gezogen. So wird der Rennleitung die Entscheidung erleichtert, ob ein Auto noch auf der Strecke war oder nicht.

Denn auch mit Kiesbett gilt: Fährt ein Pilot mit allen vier Reifen hinter die Linie, wird seine Rundenzeit gestrichen. Rennleiter Niels Wittich zeigt sich hier kompromisslos, egal ob ein Vorteil erlangt wurde oder nicht.

"Sie werden merken, wo das Limit ist - und genau das wollten sie auch", erklärt Wittich. Die Piloten hatten sich in den vergangenen Jahren darüber beschwert, dass es im Cockpit unmöglich gewesen sei, die Track Limits einzuschätzen. In Shanghai wurden deshalb bereits ähnliche Maßnahmen ergriffen. "Das Feedback war sehr positiv", freut sich Wittich.

Red Bull Ring baut für MotoGP wieder um

Auch an anderen Stellen wurde am Red Bull Ring nachgebessert. Das Problem war, dass es vielerorts schon Kiesbetten gab, der Abstand zur Strecke aber zu groß war. Deshalb wurde die weiße Linie in den Kurven 1, 3, 4 und 6 nach außen verlegt. Der Abstand zum Kiesbett beträgt dort 1,80 Meter. Auch für Formel 2 und Formel 3 sollten die Track-Limit-Diskussionen damit der Vergangenheit angehören.

2023 hatte es allein beim Grand Prix 84 Track-Limit-Übertretungen, 130 gestrichene Runden, insgesamt 20 Strafen, 12 davon erst nach Rennende gegeben. Schon im Qualifying und beim Sprint waren die Track Limits ein großes Thema.

Auch auf anderen Strecken soll auf eine ähnliche Art und Weise nachgebessert werden. In Austin zum Beispiel sind derartige Änderungen denkbar. Der Vorteil dieser Lösung: Weil es sich nur um einen kleinen Streifen handelt, sind die Umbauarbeiten nicht besonders teuer. Nach dem Formel-1-Wochenende werden die Kiesbetten wieder mit Asphalt aufgefüllt. Für Motorradfahrer sind kleine Kiesstreifen eine unangenehme Lösung. Wenige Wochen nach der Formel 1 gastiert am Red Bull Ring die MotoGP.