Maximilian Paul (Paul-Lamborghini) hat sich überraschend die Pole Position für das - Achtung - Sonntags-Rennen der DTM in Zandvoort gesichert. Richtig gelesen: Einmalig fand das Qualifying bereits am Freitagabend statt und ist entscheidend für das zweite Rennen des Wochenendes in den Niederlanden.

Grund für den unüblichen Ablauf beim dritten Event der Saison 2024: Sechs der 20 DTM-Piloten müssen von Samstag auf Sonntag einen zwischenzeitlichen Trip nach Le Mans einlegen, um am Sonntagmorgen den offiziellen Test zum 24-Stunden-Rennen (15.-16. Juni) zu bestreiten. Anschließend geht es per Privatflieger zurück nach Zandvoort.

Damit die Piloten im Doppeleinsatz - die BMW-Werksfahrer Marco Wittmann, Rene Rast und Sheldon van der Linde, dazu Lamborghini-Werkspilot Mirko Bortolotti, Kelvin van der Linde wegen seines Lexus-Programms in der WEC sowie Cadillac-Pilot Jack Aitken - nicht das Qualifying am Sonntagmorgen verpassen, ist das Zeittraining fürs Sonntagsrennen (Start um 16:30 Uhr) auf den Freitagabend vorverlegt worden. Am Samstag läuft alle wie üblich ab mit einem Qualifying am Morgen und dem Rennen um 13:30 Uhr.

Van der Lindes und Rast setzen auf unübliche Qualifying-Strategie

Die beiden van-der-Linde-Brüder und Rast hatten es schon am Freitag ziemlich eilig: Als einzige Fahrer drehten sie direkt zu Beginn des 20-minütigen Qualifyings ihre schnellen Runden, während die 17 weiteren Piloten wie üblich rund zehn Minuten in der Box warteten, um ihre Pirelli-Reifen mittels der Bremsentemperatur ins Arbeitsfenster zu bringen.

Bis dahin führte Kelvin van der Linde die Zeitenliste mit einer 1:33.106 an. Der Abt-Pilot hätte seine Zeit unterbieten können, semmelte nach zwei Sektorbestzeiten aber ins Kiesbett der letzten Kurve. Van der Linde ließ sich von dem kurzen Ausritt nicht beirren und hängte direkt noch zwei weitere Runden dran, konnte sich dabei aber nicht mehr verbessern. Bruder Sheldon und seinem Schubert-BMW-Teamkollegen Rast fehlte nach ihren frühen Runs rund eine halbe Sekunde vom Abt-Audi R8 LMS GT3 Evo2.

Für das frühe Trio ging der Plan nur bedingt auf: Kelvin van der Linde wurde auf den siebten Platz durchgereicht und startet immerhin aus den Top-8. Bruder Sheldon musste sich hingegen mit dem 17. Startplatz begnügen und Rast hatte als 20. sogar die Rote Laterne! Gegen Kelvin stand nach dem Sessionende eine Untersuchung wegen "unsportlichen Verhaltens" an, weil er nach seiner schnellen Runde die Strecke verlassen und damit Kies auf die Ideallinie befördert hatte. Die Untersuchung blieb ohne Konsequenzen.

Erste DTM-Pole für Maximilian Paul - Italo-Power an der Spitze

Großer Jubel hingegen bei Maximilian Paul nach seiner ersten Pole Position in der DTM. Der einzige Fahrer von DTM-Neueinsteiger Paul Motorsport brauchte 1:32.780 Minuten für die beste Runde auf dem niederländischen Formel-1-Kurs. Pauls beste Qualifying-Resultate waren zuvor zwei achte Plätze. Der 24-Jährige trug sich 2023 mit einem Sieg bei seinem Gaststart auf dem regnerischen Nürburgring in die Geschichtsbücher ein.

Lamborghini-Power in Zandvoort: Hinter Paul belegte Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) den zweiten Startplatz. Dem in Wien lebenden Italiener fehlten 0,109 Sekunden auf die Bestzeit. "Überholen ist hier nicht so einfach, aber ich werde es versuchen", sagte Bortolotti.

Italienisch ging es weiter in der zweiten Startreihe: Lokalmatador Thierry Vermeulen und sein Emil-Frey-Ferrari-Teamkollege Jack Aitken fuhren auf die Plätze drei und vier. Der Schweizer Rennstall hatte sich nach dem letzten Rennwochenende am Lausitzring laut über die Balance of Performance beschwert. Für Zandvoort gab es zahlreiche BoP-Änderungen quer durch die Marken: Der Ferrari 296 GT3 erhielt 5 Kilogramm dazu, während die Lamborghini Huracan GT3 Evo2 5 Kilo ausladen durften.

Emil-Frey-Youngster Vermeulen musste nach dem Qualifying-Ende um seinen dritten Platz zittern: Der Niederländer wurde untersucht, weil er zu Beginn des Qualifyings zu früh auf die Fastlane in der Boxengasse eingebogen sein soll. Der Vorfall blieb schließlich ohne Folgen.

Zandvoort: Die Startaufstellung fürs Sonntagsrennen

Arjun Maini (HRT-Mercedes) war auf Platz fünf der bestplatzierte der vier Mercedes-AMG-Piloten. Dem Inder folgten der amtierende DTM-Champion Thomas Preining (Manthey-Porsche), Kelvin van der Linde und Lucas Auer (Winward-Mercedes) auf den Positionen sechs, sieben und acht. Preining erhielt jedoch eine nachträgliche Strafversetzung um fünf Plätze für das Sonntagsrennen, da er Clemens Schmied und Maro Engel blockiert hatte.

Luca Stolz im zweiten HRT-Mercedes und Ricardo Feller (Abt-Audi) komplettierten ursprünglich die Top-10 der Startaufstellung und rückten durch die Preining-Strafe auf P8 und P9 vor. Platz zehn erbte Christian Engelhart (Grasser-Lamborghini).

Nichts zu holen gab es für das ehemalige Meister-Team Schubert-BMW: Marco Wittmann kam mit seinem grünen BMW M4 GT3 nicht über P14 hinaus, während van der Linde und Rast mit ihrer ungewöhnlichen Strategie komplett baden gingen. Nicki Thiim (SSR-Lamborghini), im 1. Training noch der schnellste Fahrer, musste sich mit dem 15. Platz vor den beiden Dörr-McLaren von Clemens Schmid und Rookie Ben Dörr begnügen.