Der Formel 1-Saisonauftakt in Australien bot jede Menge Action - Regen, Unfälle, Strategiechaos. "Melbourne hat gezeigt, dass Formel 1 fahren immer noch richtig schwierig ist. Es ist eben keine Playstation. Es wird nicht easy vor sich hingefahren und alles läuft geschmiert", bilanzierte F1-Experte Christian Danner im AvD Motorsport-Magazin. Die sechs Rookies im Feld erhielten in Australien definitiv einen Realitätscheck. Mit Kimi Antonelli und Oliver Bearman sahen nur zwei F1-Neulinge die Zielflagge. Was bedeutet das für die anderen? Sind ihre Cockpits in Gefahr?

Kimi Antonelli

Mit dem Aus in Q1 sahen viele Kritiker sich bestätigt: Andrea Kimi Antonelli ist dem Mercedes-Cockpit nicht gewachsen. Nach dem vierten Platz im Rennen waren diese Stimmen verstummt. "Das war eine klasse Leistung", lobte Danner. "Er hat das Ding ja nicht einfach nur nach Hause gerollt, sondern war wirklich schnell." Sein kleiner Dreher, der ohne Folgen blieb, war nicht der Rede wert. Antonelli hat in seinem ersten Rennen abgeliefert - zur Freude von Mercedes. "Kimi ist der Rookie im besten Auto - wenn man den Lawson mit seiner Red-Bull-Wundertüte außen vorlässt. Er hat das gemacht, was man sich auf Mercedes-Seite erhofft hatte", erklärte Danner.

Brennpotenzial: 0%
Antonelli kann beruhigt schlafen. Er hat abgeliefert und gezeigt, warum Mercedes auf ihn 2025 setzt. Und auch Danner kann über die potenzielle Gefahr für das Talent nur scherzen: "Da muss er noch viele Fehler machen."

Oliver Bearman

In Australien stand sich Oliver Bearman vor allem selbst im Weg: Zwei Abflüge in den Freien Trainings, keine Zeit im Qualifying und Ausfall im Rennen. Nicht das, was sich Haas von dem Rookie erwartet hat, doch für Danner gibt es eine einfache Erklärung: "Er wollte seinem Teamkollegen von Anfang an zeigen, wo der Bartl den Most holt. Das ist ein psychologisches Tool, das man im Motorsport immer wieder mal benutzt." Im Fall von Bearman sei diese Herangehensweise aber völlig überflüssig gewesen. "Im Endeffekt hat ihm das den gesamten Grand Prix gekostet."

Brennpotenzial: 10%
Trotz eines katastrophalen Wochenendes muss Bearman nicht um sein Cockpit zittern. Danners Tipp an den 19-Jährigen: "Fang wieder von vorne an und sei der Bearman, der du mal gewesen bist und dann klappt das schon."

Gabriel Bortoletto

Trotz seines Crashs hat der 20-Jährige in Australien gezeigt, dass er sein F1-Cockpit verdient. Die Tatsache, dass er seinen erfahrenen Teamkollegen Nico Hülkenberg im Qualifying schlagen konnte, spricht für Danner eine klare Sprache. Nicht erst seit dem Australien-Wochenende ist der Ex-Rennfahrer ein Gabriel Bortoleto-Fan. "Ich fand ihn immer überragend gut", stellte Danner klar. Sein Ausfall sei halb so schlimm. "Solange ein Alonso und ein Sainz das Auto wegschmeißen kann, kann das auch einer, der nur 34 Runden Erfahrung hat." In Melbourne bewies Bortoleto nicht nur im Auto Stärke, sondern auch außerhalb - und zwar mit seinem Konter gegen Dr. Helmut Marko. "Das sind alles so Sachen, die mir gefallen. Er hat was zwischen den Ohren", sagte Danner.

Brennpotenzial: 5%
Nicht nur, dass das Sauber-Cockpit Bortoleto sicher ist, Christian Danner sieht ihn ihm vielversprechendes Potenzial. "Sein Grundspeed ist so groß, dass von ihm wirklich viel zu erwarten ist."

Jack Doohan im Alpine
Jack Doohan bewies in Australien Speed, Foto: IMAGO / Nordphoto

Jack Doohan

Für Motorradlegende Mick Doohan war es bestimmt hart, seinen Sohn beim Heimrennen in die Bande knallen zu sehen. Jack Doohan wurden im Rennen die weißen Linien des Albert Park Circuits zum Verhängnis. "Dass ihm das passiert ist, ist seine eigene Dummheit", erklärte Danner. Der F1-Experte kann die Ausreden der aktuellen Fahrer nicht mehr hören. Trotz allem - P14 im Qualifying, Ausfall im Rennen - hat sich der Australier für Danner besser geschlagen als erwartet. "Natürlich war der Crash seine hundertprozentige Schuld, aber er hat sich viel besser aus der Affäre gezogen, als es ausgeschaut hat. Ich fand gut, dass er relativ schnell gewesen ist - daran haben die meisten gezweifelt. Also lassen wir ihn mal fahren", meinte Danner.

Brennpotenzial: 50%
Wenn einer zittern muss, dann Doohan. Denn Flavio Briatore ist nicht dafür bekannt, Nachsicht zu zeigen. "Wenn Flavio da irgendetwas nicht passt, dann ist er gnadenlos", weiß auch Danner. Verhindern kann er das nur mit starken Resultaten.

Isack Hadjar

Ein Cockpit bei den Racing Bulls kann sich schnell in einen Schleudersitz verwandeln. Das weiß auch Rookie Isack Hadjar und weinte nach seinem Dreher in der Einführungsrunde bittere Tränen. Das brachte ihm im F1-Paddock Mitgefühl, aber auch Kritik ein. "Ich habe keinerlei Verständnis für das In-Watte-Packen und das Tränentrocknen. Das ist nicht zielführend, weil du immer für dich selbst verantwortlich bist", betonte Danner. Vom Rennen abgesehen konnte Franzose mit algerischen Wurzeln durchaus aufzeigen. Im Qualifying war er im zweiten Qualifying-Segment nur 0,15 Sekunden langsamer als sein erfahrener Teamkollege Yuki Tsunoda.

Brennpotenzial: 20%
Das Talent ist da und auch bei Yuki Tsunoda hat das Team Geduld bewiesen. Danner erinnert sich noch gut. "Das war ein anhaltendes Desaster. Tsunoda ist dauernd rausgeflogen, hat dauernd irgendeinen Mist gemacht und geflucht. Deshalb glaube ich nicht, dass Hadjars Cockpit in Gefahr ist."

Liam Lawson

Rookie oder nicht? Nach dem desaströsen Saisonstart rückt diese Frage in den Hintergrund. In Q1 ausgeschieden, im Rennen gecrasht - viele schließen bereits Wetten ab, wie lange der Neuseeländer noch im Red Bull sitzen wird. Dass Liam Lawson in Australien Mist gebaut hat, steht für Danner außer Frage. Allerdings will er nicht ausschließen, dass der Fehler nicht nur beim Fahrer liegt. "Wir haben Perez dafür kritisiert, dass er so langsam ist. Lawson hat gezeigt, dass es deutlich schlechter geht. Natürlich hat Lawson Mist gebaut, aber im Grunde muss das Team schauen, dass der Fahrer bekommt, was er gern hätte." Für Danner stellt die Performance von Lawson in Australien den aktuellen technischen Entwicklungsstand bei Red Bull dar. "Sie tappen immer noch im Dunkeln."

Brennpotenzial: 25%
Nach einem schlechten Rennen wird Lawson sein Cockpit nicht verlieren, aber das zweite Cockpit neben Weltmeister Max Verstappen bleibt weiterhin der heißeste Stuhl in der Formel 1.

Die Noten unsere F1-Redakteure für die Rookies

P.FahrerMenathNiedermairSteinrisser
4Antonelli333
14Bearman555
15Lawson466
16Bortoleto344
19Doohan455
20Hadjar456

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