So hat sich Lewis Hamilton seinen Ferrari-Einstand definitiv nicht gewünscht. In Australien holte er als Zehnter ein Pünktchen für die Scuderia. Der SF-25 zu langsam, der siebenfache Champion schlichtweg überfordert. "Das, was wir in Melbourne verfolgen konnten, war schockierend", meinte F1-Experte Christian Danner im AvD Motorsport-Magazin.
Für ihn ist klar: Hamilton hat größere Schwierigkeiten als gedacht, und zwar mit dem gesamten Ferrari-Paket einschließlich Team, Kommunikation, Auto, Fahrerverhalten usw. "Mein Eindruck war, dass Hamilton schlichtweg völlig überfordert gewesen ist. Ein Überholmanöver wie von Piastri gegen Rennende - so etwas wäre einem Hamilton früher nicht passiert. Er hat sich da übertölpeln lassen. Das sind alles Anzeichen, die ganz klar eine Message haben: Hamilton ist mit dem ganzen Thema überfordert", sagte Danner und spielte dabei auf die Szene in der letzten Runde an.
McLaren-Pilot Oscar Piastri ging durch die Highspeed-Schikane im Mittelsektor mit der Brechstange an dem Briten vorbei. Das i-Tüpfelchen auf einem desaströsen Rennen mit einer desorganisierten Strategie. Denn als in Runde 44 der Regen einsetzte und McLaren & Co. in die Boxengasse abbogen, ließ Ferrari Hamilton auf der Strecke. Eine Fehlentscheidung, die den siebenfachen Champion nach der Safetycar-Phase auf Rang neun ausspuckte. Als ehemaliger Rennfahrer kennt Danner solche Situation nur zu gut - und im Nachhinein sei man als Team immer klüger.
Lewis Hamilton ist langsamer als Charles Leclerc
"Ich würde Ferrari aus den strategischen Dingen keinen Strick drehen. Bei solchen Rennen gehört ein wenig Glück, ein wenig Zufall dazu." Seiner Meinung nach haben die Italiener größere Probleme: ein langsames Auto und ein langsamer Hamilton. "Das, was wir in Melbourne gesehen haben, ist eine Bestätigung der Testfahrten. Hamilton ist langsamer als Leclerc", stellte Danner klar. Das könne man ganz einfach von der Stoppuhr ablesen. Nicht so einfach wird es für den 40-Jährigen diese Situation zu ändern.
"Das Auto macht nicht das, was er möchte. Entweder ist es zu aggressiv, hat zu viel Untersteuern oder ist beim Einlenken zu nervös auf der Hinterachse beim Einlenken. Er dreht sich im Kreis", meinte Danner. Bereits nach den dreitägigen Wintertests in Bahrain räumte Hamilton ein, seinen Fahrstil an den SF-25 anpassen zu müssen. Eine Lösung für das Problem sieht Danner darin allerdings nicht. "Den Fahrstil kann man in Nuancen anpassen, aber gilt sicherlich nicht bei Dingen, die man von außen sehen kann. Ein Auto lenkt ein oder schiebt über die Vorderachse - da kannst du mit deinem Fahrstil machen, was du willst", erklärte Danner.
Danner weiß, wo Hamiltons Problem liegt
Hamiltons Problem liegt seiner Meinung ganz woanders: den Hybrid-Mercedes konnte er im Schlaf bedienen, bis es beim Hybrid-Ferrari so ist, wird es dauern. Danner hatte bereits im Winter befürchtet, dass die Umstellung von Mercedes auf Ferrari für Hamilton nicht so einfach wird. "Wenn man Jahrzehnte lang in einem englischen System gearbeitet hat und da rauskommt, dauert es echt lange, bis man das andere System, in dem Fall, das von Ferrari, verinnerlicht", erklärte der Deutsche.
Um in einem schwierigen Rennen wie in Australien mit wechselhaften Bedingungen alles im Griff zu behalten, müsse jeder Handgriff des Fahrers, ohne groß nachzudenken passieren. Dass das bei Hamilton nicht der Fall gewesen ist, zeigen die zahlreichen Funksprüche zwischen ihm und seinem Renningenieur Riccardo Adami. Mehrmals funkte ein genervter Hamilton: "Lass mich mal machen!" Danner hat dazu eine klare Meinung: "Hamilton muss mit dem System Ferrari klarkommen und nicht Ferrari den Hamilton adaptieren."
Hier geht's zur Analyse von F1-Experte Christian Danner im AvD Motorsport-Magazin.
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