"Wir werden sicher noch nicht stark genug sein, um unsere eigentlichen Ziele zu erreichen. Ich glaube aber, dass wir mit einem besseren Paket in der zweiten Saisonhälfte konkurrenzfähiger sein könnten." Am Rande der Honda-Teampräsentation Anfang Februar verspürte Luca Marini bereits vorsichtigen Optimismus, in der MotoGP-Saison 2025 endlich wieder konkurrenzfähiger werden können. Lediglich leere Floskeln? Keinesfalls! Denn nachdem Honda 2024 noch das schlechteste Ergebnis in der eigenen MotoGP-Geschichte aufstellte, scheint es 2025 tatsächlich endlich vorwärts zu gehen.
Bereits im Buriram-Test vor zweieinhalb Wochen lieferte HRC-Teamkollege Joan Mir eine Performance ab, die Hoffnung machte. Hoffnung, dass Honda mit der neuen RC213V tatsächlich auf dem richtigen Weg sein könnte. Lediglich 0,544 Sekunden fehlten ihm auf die Testbestzeit von Marc Marquez, die Sprintsimulation endete auf Augenhöhe mit KTM-Shootingstar Pedro Acosta. Die Zahlen zeigten deutlich: Honda hatte den Anschluss gefunden. Und doch: So ganz traute dem Braten im MotoGP-Paddock zu diesem Zeitpunkt aber noch niemand - bis zum vergangenen Freitag.
Erstmals seit Herbst 2023: Zwei Honda-Fahrer direkt in Q2
Am Trainingstag zum Thailand-Grand-Prix bestätigte sich das Bild nämlich. Gleich zwei Honda-Fahrer landeten im Training unter den besten Zehn, qualifizierten sich somit direkt für Q2. Eine Errungenschaft, die HRC zuletzt im Herbst 2023 gelungen war. Hatte es Honda in der vergangenen Saison mit Johann Zarco überhaupt nur dreimal direkt in Q2 geschafft, wurde dieser Wert nun gleich beim ersten Rennwochenende 2025 zu zwei Dritteln eingestellt. Und damit nicht genug: Mir gelang in Buriram überhaupt erst zum zweiten Mal in seiner Honda-Zeit die Teilnahme an Q2, das erste und zuvor letzte Mal passierte dies beim Indien-GP 2023.
Ein eindeutiges Zeichen für den Fortschritt, der HRC über den Winter gelang. "Dieses Ergebnis bedeutet uns viel, wir können sehr glücklich sein. Wir hatten schwer zu kämpfen in den letzten zwei Jahren, es war nicht einfach. Aber wir haben nicht aufgegeben, härter als anderen gearbeitet und auch weitergemacht, als niemand mehr an uns geglaubt hat. Und jetzt sehen wir endlich das Licht am Ende des Tunnels", jubelte Mir daher bereits am Freitag. "Natürlich haben wir noch viel Arbeit vor uns, die anderen haben mehr Potenzial in ihrem Motorrad. Aber ich kann dieses Bike jetzt endlich so fahren, wie ich das gerne hätte."
Was Honda 2025 genau verbessert hat? "Wir haben mehr Grip am Hinterrad als letztes Jahr. Wir haben immer noch Vibrationen, aber wir haben jetzt den grundsätzlichen Grip, den es braucht, um eine bessere Performance abzurufen", verriet Zarco und Mir ergänzte: "Ich verstehe während dem Fahren jetzt, was passiert. Ich habe wieder ein Gefühl für die Reifen, für die Verbindung zum Motor. Ich kann hart bremsen und mit viel Speed in die Kurven gehen. Ich bin nicht die Runde meines Lebens gefahren, wir haben jetzt einfach eine gute Basis. Wir haben genug Pace, um das Rennen fahren wieder zu genießen."

Rätselraten am MotoGP-Freitag: Honda-Aufschwung echt?
Und dennoch: Eine gehörige Portion Skepsis schwang am Freitagabend in Buriram noch mit. Schließlich hatte Honda bei den Rennsimulationen im Sepang-Test wenige Wochen zuvor noch überhaupt nicht überzeugen können. Und dann gab es da auch noch ein anderes Problem, wie Zarco erklärte: "Unser Motor ist immer noch zu langsam. Wir holen selbst im Windschatten nicht genug auf die anderen auf, um in der Bremszone angreifen zu können." Täuschte das Bild also womöglich? Der Sprintsamstag wurde gespannt erwartet - und brachte tatsächlich Enttäuschung auf HRC-Seite mit sich.
"Das war ein harter Sprint. Beim Start hatte ich ein Problem mit [Marco] Bezzecchi, er hat vor mir durchgedreht und meine Linie gekreuzt. Dadurch habe ich viele Positionen verloren. Ich konnte dann ein Comeback starten, hing am Ende aber in einer Gruppe fest", klagte Mir etwa in seiner Medienrunde am Samstagabend. "Durch die Hitze hat sich das Bike nicht sonderlich gut fahren lassen. Ich konnte nicht hart bremsen oder guten Kurvenspeed mitnehmen. Die Reifen haben auch nicht funktioniert." Was sich also nach einem miserablen Arbeitstag anhörte, war tatsächlich jedoch Meckern auf hohem Niveau. Denn das Ziel hatte der Weltmeister von 2020 als Neunter erreicht und damit erstmals aus eigener Kraft in einem Sprint gepunktet.
Enorme Thailand-Hitze verhindert noch bessere Honda-Resultate
Mir war folglich vielmehr enttäuscht, weil er sich sogar noch eine bessere Platzierung ausgerechnet hatte. "Meine Rennsimulation im Test war eine Sekunde pro Runde schneller", erklärte er und haderte: "Das Bike hat sich seither nicht verändert, nur die Temperatur. Es scheint also, als hätten wir größere Probleme mit der Hitze als die anderen." 37 Grad Lufttemperatur wurden am Samstagnachmittag gemessen, heißer war es in einem MotoGP-Sprint nie zuvor. "An einem schlechten Tag in den Top Zehn zu sein, ist trotzdem etwas, worüber wir glücklich sein können", freute sich Mir dann aber dennoch und auch Zarco meinte: "Ich konnte [Brad] Binder nicht überholen, selbst mit dem harten Vorderreifen. Sonst hätte ich vielleicht mit Fabio [Quartararo] mithalten können. So habe ich die Punkte verpasst, aber schlecht war das nicht."

Die Hoffnung hatte sich also bestätigt, Honda war 2025 tatsächlich wieder konkurrenzfähig. Das zeigte auch der Sonntag wieder, als Zarco mit Platz sieben das beste HRC-Resultat seit Marc Marquez' P6 beim Thailand-GP 2023 gelang. "15 Sekunden hinter der Spitze ist definitiv kein lächerlich großer Rückstand in einem solch harten Rennen", strahlte hinterher der LCR-Pilot zurecht. "Wir haben uns um vier Zehntel pro Runde verbessert. Wir verlieren jetzt nur noch 0,8 Sekunden auf Ducati und ich bin mir sicher, dass wir über das Jahr hinweg noch näher an sie herankommen können", stimmte auch Luca Marini zu, der sich wohl selbst um ein mögliches Top-Ten-Ergebnis gebracht hatte.
Beim Start hatte der Italiener das Holeshot-Device nicht korrekt aktiviert, fiel dadurch noch vor der ersten Kurve auf den letzten Platz zurück. "Dann ist mir aber ein gutes Comeback bis auf Platz 12 gelungen. Das wäre letztes Jahr unmöglich gewesen", suchte Marini jedoch sofort das Positive. Lediglich drei Sekunden fehlten ihm bei Zielankunft auf Brad Binder und Platz acht, womit Honda die Saison 2025 mit etwas mehr Glück tatsächlich auch mit drei Fahrern in den Top Zehn hätte beenden können.
Joan Mir mit Kampfansage: Können mit (fast) allen mithalten!
Denn auch Mir wäre dort wohl relativ komfortabel gelandet, wäre er nicht am Ende von Runde 14 auf Position sieben liegend gestürzt. Ein Rückfall in alte Zeiten? Gewiss nicht. Einen großen Anteil am Crash hatte nämlich die enorme Hitze, die am Sonntag dem gesamten Fahrerfeld zu schaffen machte. "Wir haben ein paar Veränderungen gegenüber dem Samstag vorgenommen, aber es wurde dadurch nur noch schlimmer. Ich habe mich überall verbrannt und hatte große Probleme überhaupt auf dem Bike zu bleiben. Das war das Schlimmste Erlebnis, das ich je auf einem Motorrad hatte. Ich habe zwar einen Fehler gemacht, aber das hat beim Sturz natürlich nicht geholfen", analysierte Mir seinen Abflug in der Schlusskurve T12, der ihn potenziell um Platz sechs brachte.

"Wir können trotzdem zufrieden sein, uns ist ein großartiges Rennwochenende gelungen", wollte sich der Spanier anschließend aber auch nicht allzu lange mit verpassten Möglichkeiten aufhalten. "Ohne den Kontakt mit 'Bezz' hätte ich nah an den Top Fünf dran sein können. Das konnte ich letztes Jahr nicht einmal zu euch sagen. Wir sind jetzt auf dem richtigen Weg", meinte er vielmehr und schickte direkt eine kleine Kampfansage an die Konkurrenz: "Das waren die schlimmsten Temperaturen, die wir dieses Jahr haben können und wir waren trotzdem stark. Das macht mich glücklich. Wir können nicht mit Ducati mithalten, mit allen anderen aber schon."
Während die Stimmung bei Honda also zweifellos wieder gelöst ausfällt, glich der Thailand-GP für KTM einem bitteren Realitätscheck. Woran es beim kriselnden Hersteller aus Mattighofen gerade hapert, erfahrt ihr hier:
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