Mercedes: Antonelli-Risiko oder Sicherheitsvariante Sainz?

Mercedes war bei der Suche nach einem Nachfolger für Lewis Hamilton monatelang auf Risiko gepolt. Teamboss Toto Wolff spekulierte angesichts der internen Querelen bei Red Bull darauf, Weltmeister Max Verstappen abwerben zu können. Doch der Niederländer widersprach trotz der anhaltenden Krisenstimmung den Abwerbeversuchen.

Die zweite Risiko-Option war Formel-2-Fahrer Andrea Kimi Antonelli. Mercedes will unbedingt vermeiden, dass die Konkurrenz das Toptalent aus dem hauseigenen Nachwuchsprogramm in die Finger bekommen könnte. Mit einem Direktaufstieg ins Werksteam wäre der Erhalt von Antonelli gesichert. Deshalb wartete Wolff noch ab, um auszuloten, wie gut er sich in der F2 schlägt. Abgesehen von seinem Sprint-Sieg in Silverstone präsentierte sich Antonelli bislang aber noch nicht in der Verfassung, um sich für einen Formel-1-Aufstieg zu bewerben.

So kommen wieder andere Optionen auf. Carlos Sainz, der sich vor einem Monat noch sicher war, dass er 2025 nicht bei Mercedes fahren würde, befindet sich wieder im Spiel. Allerdings gibt es bei Mercedes nur die Aussicht auf einen 1-Jahres-Vertrag, da die Silberpfeile Antonelli für die Zukunft die Tür offenhalten wollen. Das soll Sainz abgeschreckt haben, aber durch die jüngste Entwicklung von Mercedes hat wohl auch dieses Angebot an Attraktivität zugelegt.

Racing Bulls & Red Bull: Daniel Ricciardo kämpft ums sportliche Überleben

Beim kleinen Red-Bull-Team muss man gar nicht bis auf nächste Saison blicken. Bei den Racing Bulls könnten die Fahrer-Entscheidungen bereits in der Sommerpause Realität werden. Grundsätzlich wäre die Ausgangslage relativ simpel. Yuki Tsunoda ist gesetzt. MIt Daniel Ricciardo und Liam Lawson gibt es zwei Kandidaten für das zweite Cockpit, von denen einer auf der Strecke bleiben wird.

Vor dieser Saison fiel diese unglückliche Rolle Lawson zu, obwohl er bei seinen Ersatzauftritten in der zweiten Hälfte des Formel-1-Jahres 2023 eine gute Figur gemacht hat. Doch noch ein weiteres Jahr wird er sich wohl nicht auf die Auswechselbank setzen lassen, vor allem weil andere Teams anklopfen. Red Bull will ihn auch halten, vor allem da die Leistungen von Daniel Ricciardo bestenfalls schwankend sind. Es deutet sich also an, dass Lawson das Cockpit ergattern könnte. Möglicherweise noch während dieser Saison.

Sieger Max Verstappen und Sergio Perez feiern den Red Bull-Doppelsieg auf dem Podium
Max Verstappen ja, Sergio Perez nein? Erfolge müssen dringend her, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Aber kompliziert wird das Spiel dann durch das Red-Bull-Cockpit von Sergio Perez. Dessen neuer Vertrag soll aufgrund der Ausstiegsklauseln faktisch wertlos sein. Maximal 100 Punkte Rückstand darf er nach dem Belgien-GP auf Verstappen haben oder maximal fünf Plätze hinter ihm in der WM liegen, ansonsten habe Red Bull die Option, ihn vor die Tür zu setzen. Bereits Ziel Nummer 1 ist kaum noch zu erreichen.

Falls Perez bei Red Bull rausfliegt, erscheint es unwahrscheinlich, dass ihn die Racing Bulls auffangen. Dann wären plötzlich wieder ausreichend Plätze für Ricciardo, Tsunoda und Lawson vorhanden. Wer bei welchem Team? Neueste Gerüchte sehen Ricciardo bei Red Bull und Lawson bei den Racing Bulls. Über die Formel 1 hinaus betrachtet hat Red Bull zusätzlich dazu ein kleines Luxusproblem: Junior Isack Hadjar führt die Formel 2 an, Ayumu Iwasa kämpft in der Super Formula um den Titel. Für einen von ihnen bietet sich wohl nur dann eine Chance, wenn Ricciardo und Perez bis zur Winterpause vor die Tür gesetzt werden.

Haas: Hat Esteban Ocon schon unterschrieben?

Bei Haas scheint sich die Lage inzwischen aussortiert zu haben. Oliver Bearman ist für nächstes Jahr fix. Der Transfer des Briten deutete sich bereits seit 2023 an und ist deshalb keine Überraschung, genauso wie der Abgang von Nico Hülkenberg. An seiner Seite fährt wohl im kommenden Jahr Esteban Ocon, der laut Medienberichten schon einen Vertrag mit dem US-Team unterzeichnet haben soll. Kevin Magnussen wird wohl nicht nur von Haas, sondern komplett aus der Formel 1 verschwinden.

Alpine: Gibt es zweite Formel-1-Chance für Mick Schumacher?

Bei Alpine ist guter Rat teuer. Die Franzosen wurden bereits mit beinahe allen nach einem Formel-1-Job suchenden Fahrern in Verbindung gebracht. Zuletzt etwa mit Carlos Sainz, der zuvor bei Audi-Sauber und bei Williams im Gespräch war. Erst im Juni wurde bekannt, dass sich der Spanier auch tief in Verhandlungen mit Alpine befindet. Er wäre wohl die bevorzugte Wahl. Falls Sainz aber trotzdem lieber zu Mercedes geht, dann gibt es kaum Alternativen mit ausreichend Erfahrung.

Mercedes-Testfahrer und Alpine-Langstreckenpilot Mick Schumacher könnte endlich seine Chance auf ein Cockpit erhalten. Der Deutsche absolvierte auch schon einen Test auf dem Red Bull Ring für die Formel-1-Mannschaft des Renault-Konzerns. An diesem Test nahm übrigens auch Jack Doohan teil, der sich als Alpine-Ersatzfahrer ebenfalls Chancen ausrechnet.

Zhou Guanyu, dessen Verbleib bei Sauber in Gefahr ist, wurde ebenfalls mit Alpine in Verbindung gebracht. Dabei ist vor allem der chinesische Autohersteller Geely ein treibender Faktor. Die Marke ist über ein Joint Venture mit dem Renault-Konzern vernetzt. Zhou ist zudem auch ein Botschafter für Geely. Außenseiter-Chancen werden auch Valtteri Bottas zugerechnet.

Williams: Das alte Sargeant-Leid

Logan Sargeant wirkt seit Monaten angezählt. Sein Verbleib in der Formel 1 ist unwahrscheinlich. Das Rennen um seine Nachfolge ist aber offen. Auch bei Williams sah zu einem Zeitpunkt bereits stark nach dem zukünftigen Arbeitgeber von Carlos Sainz aus, doch inzwischen wurde es still zu diesem Deal.

Das lag in erster Linie daran, dass Williams von der Abwarte-Taktik des dreifachen Grand-Prix-Siegers genug hatte. Inzwischen deuten Gerüchte darauf hin, dass Valtteri Bottas das zweite Cockpit neben Alex Albon in Grove übernehmen könnte. Bottas fuhr bereits nach seinem Formel-1-Debüt 2012 bis 2016 für die britische Mannschaft. Er würde auch das Bedürfnis des Teams nach einem langfristigen Rückhalt erfüllen. Der Finne selbst ist ebenfalls auf einer Suche nach einer langfristigen Bleibe und pflegt guten Kontakt zu Teamchef James Vowles, mit dem er einst bei Mercedes zusammenarbeitete.

Valtteri Bottas könnte von alten Mercedes-Connections mit James Vowles profitieren, Foto: LAT Images
Valtteri Bottas könnte von alten Mercedes-Connections mit James Vowles profitieren, Foto: LAT Images

Nicht erfüllen würde das wohl Andrea Kimi Antonelli. Der Italiener könnte - wie schon George Russell vor ihm - als Ausbildung auf eine Zukunft bei Mercedes sich erst einmal bei Williams mit der Formel 1 vertraut machen. Teamchef James Vowles weiß aus Mercedes-Zeiten ganz gut, was der Juniorfahrer der Silberpfeile auf dem Kasten hat.

Sauber-Audi: Unattraktives Werksteam?

Vor der Ankunft von Audi brennt die Hütte bei Sauber lichterloh. Das Team ist so langsam wie seit Jahren nicht mehr und bietet in der Formel 1 derzeit eindeutig das schwächste Paket und Krisenstimmung. Insofern hält sich auch das Interesse am zweiten Sitz neben Nico Hülkenberg in Grenzen.

Sauber befindet sich bereits seit langem in Kontakt mit Carlos Sainz. Das Interesse an Sainz reicht sogar zurück in die Zeit, bevor Lewis Hamiltons Wechsel zu Ferrari publik wurde. Doch der Spanier hielt den Schweizer Rennstall lange hin, was angesichts des derzeitigen Trends die Karten für das Team von CEO Andreas Seidl nicht unbedingt stärkt. Gerüchten zufolge hat der Ferrari-Pilot dem Ferrari-Kundenrennstall sogar schon eine Absage erteilt.

Die Alternativen sind alles andere als breit gesät. Eine schlüssige Variante ergibt sich nicht. Eine Verlängerung mit Valtteri Bottas wäre möglich, doch der ehemalige Mercedes-Pilot könnte bereits auf dem Sprung zu Williams sein. An Liam Lawson soll das Team auch interessiert sein, aber der Neuseeländer hat gute Chancen im Red-Bull-Kosmos zu bleiben und stattdessen bei den Racing Bulls unterzukommen. Falls Sergio Perez bei Red Bull entlassen wird, wäre er eine logische Variante. Als Testfahrer befindet sich bei Sauber Theo Pourchaire auf der Ersatzbank.