Ferrari rüstet beim Kampf um die WEC-Weltmeisterschaft auf. Vor dem Rennen in Sao Paulo am kommenden Wochenende (12.-14. Juli 2024) haben die Italiener im Reglement verankerte, sogenannte Joker genutzt, um die Performance ihrer 499P-Prototypen zu verbessern. Die Rennwagen aus Maranello, die zuletzt bei den 24 Stunden von Le Mans den ersten und dritten Platz belegten, erhalten ihr erstes Update seit der Rennpremiere im Jahr 2023.
In Interlagos treten die beiden Werks-Ferrari sowie der Privat-Entry von AF Corse mit neugestalteten Bremskühlkanälen an, um die Strömungsverteilung zu verändern und eine bessere Kühleffizienz zu gewährleisten, insbesondere auf Strecken, die das Bremssystem stärker beanspruchen. Da kommt das Autodromo Jose Carlos Pace in Brasilien mit seinem anspruchsvollen Streckenlayout gerade recht für den Härtetest.
Technische Änderungen bei Ferrari vor WEC-Rennen in Sao Paulo
Eine sichtbare Änderung am 499P ist die Einführung eines kleinen Spoilers bzw. Flicks unter den Frontscheinwerfern. Zudem haben die Ingenieure den Unterboden überarbeitet und einige Gurney Flaps in der Höhenposition angepasst. Technische Änderungen an den bis 2029 homologierten Hypercars der WEC sind aus Kostengründen nur in einem begrenzten Rahmen möglich und deutlich seltener als etwa in der Formel 1.
"Trotz der hervorragenden Leistung des Autos in der Saison 2023 haben wir Einschränkungen bei der Bremskühlung festgestellt", sagte Ferraris Langstrecken-Chef Ferdinando Cannizzo. "Daher haben wir ein neues Kühlluftkanal-Design im Windkanal und auf der Strecke entwickelt, um die Strömungsverteilung zu ändern und eine größere Effizienz zu erzielen. Wir erwarten keine Verbesserungen der Rundenzeiten, aber eine größere Vielseitigkeit und eine einfachere Anpassung des Autos auf Strecken, auf denen die Bremsleistung entscheidend ist."
Nach Le-Mans-Sieg: Ferrari will nach WM-Titel greifen
Derartige Updates müssen mit einer gewissen Vorlaufzeit beim WEC-Veranstalter ACO sowie der FIA angekündigt werden. Die jüngsten Erfolge in Le Mans haben Ferrari offenbar darin beflügelt, die Neuerungen schon beim fünften von acht Saisonrennen zu bringen. Daraus machte Sportwagen-Chef Antonello Coletta kein Geheimnis: "Der Triumph in Frankreich veranlasste uns, die Einführung des ersten Updates an unserem Auto für das Rennen in Interlagos zu beschleunigen."
Für das WEC-Comeback in Sao Paulo erhielten die Ferrari ganze 17 Zusatz-Kilogramm und sind mit 1.060 Kilo jetzt genauso schwer wie die Toyota (+7 kg). Alle Hersteller mit Ausnahme von Lamborghini und Isotta Fraschini (-18 kg) mussten zuladen. Bei der Motorleistung büßte Ferrari 5 kW ein und hat mit 503 kW etwas weniger Power als Toyota (506 kW). Die Porsche bekamen 9 Zusatz-Kilos an Bord (1.051 kg) und fahren mit 512 kW (+1 kW).
Ferrari belegt in der Hersteller-Weltmeisterschaft den zweiten Platz mit 99 Punkten. Spitzenreiter Porsche hat mit seinen beiden Werks-963 bislang 108 Zähler gesammelt. Mit dem doppelten Podesterfolg bei den 24 Stunden von Le Mans, wo doppelte WM-Punkte vergeben werden, haben die Italiener auf einen Schlag 25 Punkte aufgeholt. Ansonsten hat im Reigen der neun Hersteller nur noch Toyota (96 Punkte) realistische Chancen auf den WM-Titel.
WEC-Tabelle: Porsche führt vor Ferrari und Toyota
Ähnlich sieht es in der Fahrer-Tabelle aus: Der #6 Penske-Porsche mit Andre Lotterer, Kevin Estre und Laurens Vanthoor liegt mit 99 Zählern in Führung. Der in Le Mans siegreiche #50 Ferrari von Antonio Fuoco, Miguel Molina und Nicklas Nielsen belegt den zweiten Gesamtrang mit 90 Punkten. Auf Rang drei rangieren Kamui Kobayashi und Nyck de Vries aus dem #7 Toyota, die in Le Mans auf ihren verletzten Teamkollegen Mike Conway verzichten mussten. Der Brite hat seinen Fahrrad-Unfall auskuriert und kehrt in Sao Paulo zurück ins Cockpit des GR010 Hybrid.
Diese drei Teams dürften die Weltmeisterschaft unter sich ausmachen, der Abstand auf den Rest des Feldes ist üppig. In Sao Paulo gastiert die WEC erstmals seit 2014, es gibt also keine Daten über die aktuellen Hypercars auf der Formel-1-Strecke. Testfahrten gab es im Vorfeld nicht, die Vorbereitung fand ausschließlich im Simulator statt. Ferrari-Werksfahrer Molina: "Es gibt einige langsame Kurven, vor allem im zweiten und dritten Sektor. Da wird das Verkehrs-Management entscheidend sein. Wir geben unser Bestes, um nach einem weiteren Sieg zu greifen."
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