Dass Joan Mir beim Honda-Heimspiel in Motegi kein einfaches Rennwochenende bevorstehen würde, war schon am Donnerstag klar. Schließlich passt die Rennstrecke im Südosten Japans mit ihrer Stop-and-Go-Charakteristik sogar nicht zur Honda RC213V, welcher es bekanntlich massiv an Grip am Hinterrad fehlt. Wie enttäuschend der Japan-GP für Mir aber tatsächlich enden sollte, hatte im HRC-Lager wohl niemand geahnt. Für den MotoGP-Weltmeister von 2020 endeten nämlich beide Rennen schon in der ersten Runde. Im Sprint stürzte er nach eigenem Fehler in Turn 12 und fuhr dem Feld anschließend abgeschlagen hinterher, im Hauptrennen wurde er von Alex Marquez ins Aus bugsiert.

"In Turn 11 habe ich Alex Marquez überholt, nachdem er weitgegangen ist. Dann kam der Richtungswechsel für Kurve 12 und als ich schon mitten in der Kurve war, habe ich einen massiven Schlag von ihm von hinten abbekommen", beschreibt Mir den Vorfall, der sich im letzten Sektor der ersten Rennrunde abspielte. Marquez' Ducati verhakte sich beim Kontakt mit dem Honda-Piloten und blieb zwischen Sitz und Schwinge stecken. "Daraufhin ging es direkt ins Kiesbett, ich konnte nichts machen", fährt Mir fort und erklärte: "Unglaublich! Verrückt, was da passiert ist."

Joan Mir von MotoGP-Stewards genervt: Was dauert da so lange?

Die Startnummer 36 hatte dabei noch großes Glück, dass sie die Kontrolle über das eigene Motorrad in der engen Auslaufzone nicht verlor und mit hoher Geschwindigkeit in die Streckenbegrenzung krachte. Entsprechend kurzangebunden präsentierte sich Mir einige Stunden später in seiner Medienrunde jedoch. "Ich bin sauer, weil das nicht das erste Mal mit ihm ist", schäumte er und erinnerte an einen strittigen Zwischenfall aus dem Aragon GP Anfang September: "Das war ein sehr ähnlicher Vorfall wie in Aragon mit Pecco [Bagnaia]. Es war etwas anders, weil Pecco noch versucht hat, zu überholen und ich schon vorbei war. Aber sein Motorrad ist genau an der gleichen Stelle steckengeblieben wie bei Pecco, verrückt!"

Damals war Marquez nach ausgiebiger Untersuchung durch die MotoGP-Stewards ohne Strafe davongekommen, es wurde auf "Rennunfall" entschieden. Diesmal stellte sich die Schuldfrage aber eigentlich nicht. Umso verwunderlicher war am Sonntag deshalb, dass die Stewards nach wenigen Rennrunden im noch laufenden Japan-GP verkündeten, die von der Rennleitung nur wenige Augenblicke nach dem Crash angekündigte Untersuchung auf nach dem Rennen zu verschieben. Vermutlich, um sich Kapazitäten für potenzielle weitere Zwischenfälle freizuhalten, in denen ein oder mehrere Fahrer beteiligt wären, die noch am Rennen teilnahmen. Mir und Marquez waren beide bereits ausgeschieden, daher herrschte kein Zeitdruck.

Bagnaia attackiert nach Crash Alex Marquez: War es Absicht? (07:51 Min.)

Trotzdem wäre in Anbetracht der Klarheit des Unfalls zeitnah nach Rennende mit einer Entscheidung zu rechnen gewesen. Doch diese kam nicht. Als Mir um 15:06 Uhr Ortszeit und somit knapp 20 Minuten nach dem Fallen der Zielflagge zu seiner Medienrunde erschien, fehlte vom Urteil noch jegliche Spur. "Ich erwarte ein paar Neuigkeiten von der Rennleitung. Ich weiß nicht, was sie da machen, ob sie schlafen oder beim Essen sind", klagte der Repsol-Honda-Pilot deshalb und fügte an: "Dann erwarte ich noch eine Entschuldigung. Das gehört dazu, wenn du das Rennen eines anderen Fahrers zerstörst."

MotoGP-Strafe für Alex Marquez im Australien GP auf Philipp Island

Ob Alex Marquez diese am Sonntag noch ableistete, ist unklar. Die Medienrunde des Gresini-Piloten wurde nämlich abgesagt, womit er folglich auch keine Schilderung der Ereignisse aus seiner Sicht mehr abgeben konnte. Klar ist aber: Der Forderung Mirs nach einer Strafe für seinen Unfallgegner wurden die MotoGP-Stewards letztlich noch gerecht. Um 15:51 Uhr und damit gut 70 Minuten nach Rennende verkündeten sie ihr finales Urteil.

Die Stewards um Ex-500ccm-Weltmeister Freddie Spencer erkannten bei Marquez ein "unverantwortliches Manöver", welches den Crash ausgelöst hatte. Folglich verstieß der jüngere Bruder von Marc Marquez gegen Artikel 1.21.2 des MotoGP-Reglements. Als Strafe muss der Gresini-Pilot im nächsten Grand Prix (Australien-GP) nun einmal durch die Longlap-Penalty.

Wie seht ihr den Zwischenfall: Findet ihr die Strafe für Alex Marquez angemessen oder hättet ihr den Gresini-Piloten sogar noch härter bestraft? Und was sagt ihr zur nächsten Glanzleistung der Stewards? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!