Formel 1 in Australien, Gewinner: Lando Norris
Wenn wir mit der Lupe suchen, dann finden wir bei Lando Norris einzelne kleine Fehler im Rennen und einen dicken Schreckmoment. Aber das sahen wir am Rennsonntag bei allen Fahrern, also Schwamm darüber. Abgesehen davon hat Norris exakt dort weitergemacht, wo er in Abu Dhabi aufgehört hat. Pole Position? Check. Führung beim Start gehalten? Check. Boxenstopp-bereinigt alle Führungsrunden? Check. Rennsieg? Check. Es ist zu früh, um jetzt schon Schlussfolgerungen anzustellen, dass er seine Fehler des Vorjahres ausmerzen konnte, aber zwei nahezu perfekte Wochenenden in Serie lassen sich schon einmal als Indiz werten, dass der neue Punkteführende der Formel 1 dabei ist, seine WM-Reife zu erlangen.
Formel 1 in Australien, Gewinner: Alex Albon
Kaum jemand muss sich 2025 so beweisen wie Alex Albon. In den letzten Jahren war er quasi automatisch Williams-Teamleader und verspürte ohne konkurrenzfähigen Teamkollegen auch keinen Druck. Das ist mit Carlos Sainz an seiner Seite schon anders, vor allem nachdem der Spanier seit den Testfahrten mindestens ebenbürtig wirkt. Als es darauf ankam, war Albon aber in Australien wieder die Nummer 1. Im Qualifying konnte er Sainz klar in die Schranken weisen, im Rennen war er nach dem technisch-bedingten frühen Unfall des ehemaligen Ferrari-Fahrers wieder einmal in der Rolle als Einzelkämpfer, die er aus den letzten Jahren nur allzu gut kennt. Er erfüllte sie mit Bravour und sicherte sich sein bestes Williams-Resultat überhaupt. Das ging fast schon ein bisschen zu einfach, um sich angemessen darüber freuen zu können, stellte Albon nach dem Rennen selbst fest.
Formel 1 in Australien, Gewinner: Sauber & Nico Hülkenberg
Schon jetzt ist die Formel-1-Saison 2025 erfolgreicher als das Vorjahr. Nico Hülkenberg hat nur ein Rennen gebraucht, um mehr Punkte zu sammeln als es Zhou Guanyu und Valtteri Bottas im Vorjahr für Sauber vermocht hatten. Das darf jetzt nicht alle Probleme des zukünftigen Audi-Teams überdecken, bei einem normalen Rennverlauf wären Punkte wohl nicht auf dem Menü gestanden. Aber Glück wäre auch das falsche Wort, um den Erfolg zu beschreiben. Denn es war das Resultat einer gut exekutierten Strategie und einer praktisch fehlerfreien Fahrt von 'Hülk'. So kann ein neues Projekt losgehen!
Formel 1 in Australien, Gewinner: Andrea Kimi Antonelli
Dass die Formel-1-Rookies in Australien nicht unbedingt geglänzt haben, werden wir später noch debattieren. Aber Andrea Kimi Antonelli wollen wir hier mal außen vor lassen. Bei seiner ersten Formel-1-Teilnahme lief zwar auch nicht alles nach Plan (Schaden im Qualifying, Dreher im Rennen), aber er schaffte es immerhin, sich unter widrigen Umständen in vielen Momenten solide zu präsentieren. Mit Unterstützung der Mercedes-Strategie und eines nachträglichen Protests gelang ihm sogar eine beinahe traumhafte vierte Position beim Debüt, da kann man kaum von einem Verlierer sprechen. Und vor allem hat er das Auto eben auch heil ins Ziel gebracht. Das hebt ihn schon einmal von seinen fünf Rookie-Kollegen ab.
Formel 1 in Australien, Verlierer: (Fast) alle Rookies
Abgesehen von Antonelli machten die F1-Neueinsteiger dem Begriff "Rookie-Fehler" alle Ehre. Isack Hadjar schaffte es nach einem peinlichen Unfall in der Formationsrunde nicht einmal ins Grid, Jack Doohan nicht durch die erste Runde, Liam Lawson drehte sich hinter dem Safety Car in die Wand und Gabriel Bortoleto schmiss gegen Rennende seinen Sauber weg. Der Australien-GP 2025 war natürlich ein denkbar schlechtes Rennen, um seinen ersten Formel-1-Start zu absolvieren, da müssen wir etwas Nachsicht walten lassen.
Aber die hohe Quote an Fehlern ließ die hochgelobten Neueinsteiger dennoch in keinem guten Licht dastehen. Dass Oliver Bearman (der einzige Rookie neben Antonelli, der es ins Ziel schaffte) sich im trockenen Training gleich zweimal selbst rauswarf, kam noch dazu. Ausgerechnet von ihm hätte man nach drei konkurrenzfähigen bis sehr guten F1-Auftritten im Vorjahr so eine Vorstellung nicht erwartet. Das wird wohl auch Haas-Teamchef Ayao Komatsu so sehen, denn schließlich verzichtete er genau aus diesem Grund auf Qualifying-Simulationen beim Bahrain-Test.
Formel 1 in Australien, Verlierer: Red Bull
Red Bull ging mit genau zwei großen Problemen in die Winterpause. Problemstelle Nummer 1 war, dass sich das Formel-1-Auto gegen Saisonende nicht mehr aus eigener Kraft als WM-fähig erwies und gegenüber der direkten Konkurrenz ins Hintertreffen geraten war. Problemstelle Nummer 2 war, dass neben Max Verstappen kein zweiter Fahrer vorhanden war, der halbwegs in der Umlaufbahn des Weltmeisters mitfahren kann. Beide Probleme scheint man über den Winter nicht gelöst zu haben.
In Australien landete Verstappen zwar wieder auf Rang 2, aber das war weniger der Performance seines Autos geschuldet, sondern mehr einem soliden Rennen mit kaum Fehlern und davon, dass er von Missgeschicken der Konkurrenz profitierte. Ob trocken oder nass, ob Qualifying oder Rennen, der Rückstand zu McLaren war eklatant. Gegen Lando Norris und Co in diesem Auto um die WM kämpfen zu können, das wird schwer. Dann noch die Fahrerfrage: Liam Lawson performte auf einem Level, das an die schwärzesten Perez-Tage erinnert und das selbst wenn man den Unfall im Rennen als Rookie-Fehler unter extrem schwierigen Bedingungen beiseite wischt. In beiden Fällen gilt: Ja, es war nur das erste Rennen, aber wirklich viel Hoffnung macht es nicht.
Formel 1 in Australien, Verlierer: Haas
Vor einem Jahr ging Haas mit geringen Erwartungen in die Formel-1-Saison und kalkulierte schon mit Platz 10. Diese Erwartungen wurden meilenweit übertroffen. 2025 vernahm man keine derart pessimistischen Ansagen vor dem Saisonstart und bei den Testfahrten. Doch quasi mit einem Jahr Verspätung liegt man dort, wo sich Ayao Komatsu damals einschätzte. Die Stimmungslage mutete beinahe schon fatalistisch an. Die Balance passte nicht, die Pace erst recht nicht. Bearman als auch Esteban Ocon und der Teamboss mussten am Wochenende täglich betonen, dass das US-Auto klar unter den eigenen Erwartungen geblieben war. Auf der Strecke ließ sich das auch kaum leugnen: Im Qualifying befand sich nur Lawson in den Sphären des VF-25, im Rennen war er vollkommen alleine auf weiter Flur am Ende des Feldes unterwegs.
Formel 1 in Australien, Verlierer: Oscar Piastri
Man muss nicht viel zwischen den Zeilen lesen, um zu wissen, was Oscar Piastris Ziel 2025 in der Formel 1 ist. "Eine Position weiter hinten, als mir lieb gewesen wäre", sagte er zu seinem Qualifying-Ergebnis. Der Australier hat aus gutem Grund den WM-Titel im Visier. Angesichts der Überlegenheit von McLaren zum Auftakt steht ihm dabei möglicherweise nur einer im Weg, nämlich Lando Norris. Und genau gegen ihn verlor Piastri am Sonntag durch einen selbst verschuldeten Ausrutscher 23 Punkte. Ansonsten ein Inbegriff für Konstanz und eine geringe Fehlerquote, hat er ausgerechnet zum Auftakt jener Saison danebengegriffen, in der er erstmals realistisch um den WM-Titel kämpfen kann.
Formel 1 in Australien, Verlierer: Ferrari
Bis zum Freitag schien fast alles glatt zu laufen bei der Truppe aus Maranello. Lewis Hamilton hatte zwar noch etwas Eingewöhnungsschwierigkeiten, aber Charles Leclerc schien schon beweisen zu können, dass der SF-25 in der Lage sein sollte, es mit dem McLaren aufzunehmen. Doch ab dem Qualifying war davon nichts mehr zu sehen. In den heißen Temperaturen am Samstag gingen beiden Ferrari-Piloten im letzten Sektor die Reifen ein, im Rennen unter nassen Mischbedingungen ebenfalls viel früher als bei McLaren.
Genauso wie Red Bull müssen sie sich fürchten, dass McLaren in der Formel 1 derzeit uneinholbar ist. Vielleicht war es ja nur dieses eine Rennen auf einer besonderen Strecke unter ungewöhnlichen Bedingungen, schon klar. Falls dem so ist, wird es die Scuderia erst recht schmerzen, dass man im Eifer des Gefechts strategisch komplett danebenlag und sich so um wertvolle Punkte brachte.
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