Der offizielle Saison-Launch der Formel 1 in der vergangenen Woche in London hatte eine größere Kontroverse zur Folge. Während die meisten Fahrer und Teams von dem Publikum teils frenetisch bejubelt wurden, waren bei der Begrüßung von Red Bull viele Buhrufe zu vernehmen, die dem vierfachen F1-Weltmeister Max Verstappen und dessen Red-Bull-Teamchef Christian Horner galten.
Verstappen, der schon im Vorfeld des Events seine Skepsis gegenüber der Veranstaltung nicht verheimlicht hatte, störte sich sehr daran. Wie sein Vater Jos in einem Interview mitteilte, droht der amtierende Champion sogar damit, im nächsten Jahr dem Event fernzubleiben, falls es erneut in England abgehalten wird. Horner hingegen nahm die Buhrufe gegen sich auf die leichte Schulter.
Christian Horner: F1-Launch im Auswärtsstadion
Das erklärte der Brite im Rahmen der Formel-1-Testfahrten in Bahrain, wo er erstmals zu den negativen Fanreaktionen beim F1-Launch Stellung bezog: "Sein Auto [dort] vorzustellen ist immer so, als ob man sein Auswärtstrikot in einem Auswärtsstadion vorstellt. Die Fans werden immer die Teams und Fahrer unterstützen, die sie unterstützen wollen", so Horner.
"Und natürlich waren wir im Laufe der Jahre zentrale Protagonisten", erklärt er weiter. Bei vielen britischen Fans ist wohl noch die Erinnerung an den erbitterten WM-Kampf von Lewis Hamilton gegen den niederländischen Superstar 2021 präsent. Auch, dass 2024 mehrfach auf der Strecke die Spannungen zwischen Verstappen und dem ebenfalls britischen Fan-Liebling Lando Norris, der vor allem viel junge Unterstützer hat, hochkochten, machten ihn und sein Team wohl zur Zielscheibe der Fans.

Buhrufe gegen Max Verstappen: Ist der Formel-1-Boom schuld?
Horner hob hervor, dass ihn die Buhrufe gegen ihn als Team-Vertreter weniger stören, jene gegen den Red-Bull-Fahrer aber schon. "Die einzige Enttäuschung, die ich dabei empfand, war, dass der Empfang für Max als vierfachen Weltmeister enttäuschend war", so Horner, der umgehend auch relativierte: "Aber Leidenschaft im Sport wird es immer geben. Wäre der Launch in Holland gewesen, wäre der Empfang sicher etwas anders ausgefallen."
Nicht nur Red Bull bekam bei der Vorstellung der Formel-1-Lackierungen 2025 in London sein Fett weg. Auch die FIA war mit Buhrufen bedacht worden. Der Weltverband meldete sich am Sonntag mit einem Statement zu Wort, ließ die Fan-Reaktionen auf sich selbst dabei allerdings unkommentiert und stärkte stattdessen Horner und Verstappen den Rücken. Der Red-Bull-Teamboss erklärte, dass das rein auf Eigeninitiative der FIA gefußt hatte: "Was die Unterstützung durch die FIA betrifft, so haben sie ihre eigenen Kommentare abgegeben, und es gab nichts, worum wir gebeten hätten."
Horner führt die Buhrufe auf den Boom der Formel 1 in den letzten Jahren zurück, durch den viele neue Anhänger zur Motorsport-Königsklasse fanden. "Die DNA der Fans unseres Sports und die Fanlager haben sich in den letzten Jahren verändert. Wir haben viele neue Fans begrüßen können und die Zuschauer wurden viel diverser. Jeder kompetitive Spitzensport in der Welt ist polarisierend und Fans unterstützen ihren Fahrer oder ihr Team leidenschaftlich", begründet Horner die Fan-Reaktionen.
Zak Brown: Buhrufe normal, im Internet geht es viel schlimmer zu
Auch McLaren-CEO Zak Brown denkt, dass derartige Reaktionen Teil des sportlichen Wettkampfs sind. "Ich war noch nie bei einem Sportevent, bei dem es still war oder wo jemand nicht etwa auf einen Fußball-Spieler schimpft, wenn er das Tor verfehlt. Oder auch beim Eishockey oder beim Baseball", verglich auch er die Situation mit anderen Sportarten.
"Sport bringt leidenschaftliche Fans hervor, die jemanden anfeuern oder ausbuhen", ist er überzeugt. Solange es nicht darüber hinausgehe, sieht er keinen Anlass für eine Reaktion. Die wahren Probleme für zu leidenschaftliche Fans, die die Grenzen des guten Anstands verlassen, verortet der Brown woanders: "In den sozialen Medien habe ich viel Schlimmeres gesehen."
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