Man möchte denken, dass Max Verstappen in Katar nach seinem ersten Sieg bei trockenen Bedingungen seit Juni eigentlich nur in bester Laune sein würde. Doch nach dem Rennen muss der Red-Bull-Fahrer dringend etwas loswerden. Die Qualifying-Konfrontation mit George Russell, wegen der Verstappen seine Pole verloren hatte, weitet sich zu persönlichen Attacken aus.

Die Umstände der Strafe stoßen Verstappen sauer auf. Zur Erinnerung: Er wurde um einen Platz zurückversetzt, weil er auf seiner letzten Vorbereitungsrunde im Qualifying zu langsam gefahren war. Dabei war ihm Russell - ebenfalls nur auf einer Vorbereitungsrunde - beinahe ins Heck gefahren. Wie so etwas in den zeitlich wertlosen Vorbereitungsrunden geschehen konnte, ist Verstappen nicht klar.

"Ich wollte nur nett sein", so Verstappen. "Es ist das Ende des Jahres, alles ist mehr oder weniger durch für mich, da wollte ich niemandem die Runde ruinieren." Er wollte bloß seine Lücke für die letzte Qualifying-Runde vorbereiten und ging davon aus, dass Russell das hinter ihm ebenfalls tat. Als der Mercedes ihm fast ins Heck fuhr, war er überrascht. Noch überraschter war er von Russells Verhalten bei der darauffolgenden Stewards-Anhörung.

Verstappen baff von Russell: Wie gegen eine Wand reden

Wie üblich dürfen beide Fahrer Aussagen machen. Verstappen versuchte sich zu erklären: "Es war klar, dass die Fahrer rund um mich verschiedene Abläufe verfolgten. Leute hatten kühlere Reifen und mussten schneller fahren. Da wollte ich keine Szene in der letzten Kurve machen, nur dass dann am Ende niemand eine Runde hätte."

Laut Verstappen perlten seine Argumente an Russell völlig ab: "Hat sich für mich angefühlt, als ob ich gegen eine Wand reden würde." So drängt sich für Verstappen der Verdacht auf, dass das alles ein kalkuliertes Manöver von Russell war. Dass er überhaupt erst die Szene auf der Strecke provozierte, und dann vor den Stewards Lobbying betrieb.

"Ich war ganz überrascht, was da im Stewards-Raum alles los war", beschreibt Verstappen. "Enttäuschend. Wir respektieren uns hier alle sehr und ich war schon so oft mit Konkurrenten in diesem Raum. Und noch nie habe ich jemanden gesehen, der so versessen darauf war, dem anderen eine reinzuwürgen. Da habe ich allen Respekt verloren."

Red Bull zündelt gegen hysterischen Russell

Verstappen bekommt kurz darauf Rückendeckung von seinem Teamchef Christian Horner. Der findet die Strafe nicht minder seltsam: "Hat sich angefühlt, als ob George und Mercedes da ein großes Ding daraus gemacht hätten. Das ist völlig ohne Präzedenz, Max für sowas in einer Vorbereitungsrunde einen Strafplatz zu geben."

"Die Strafe gestern basierte mehr auf Hysterie von George. Der das ganze Wochenende recht hysterisch war", stichelt Horner. "Wenn man es sich objektiv anschaut, könnte man argumentieren, dass George für eine Vorbereitungsrunde mit zwei langsamen Autos vor sich etwas zu schnell dran war. Vielleicht ist er rücksichtslos gefahren."