Der Formel 1 könnte eine bahnbrechende Regeländerung bevorstehen. Bei der letzten Sitzung der F1-Kommission in London verständigte man sich auf Pflicht-Boxenstopps. Bislang gibt es so etwas in der Königsklasse nicht. Es ist nur verpflichtend, zwei verschiedene Slick-Reifensätze pro Rennen zu benutzen – dazu muss nicht unbedingt ein Boxenstopp notwendig sein.
Allerdings soll die Reglement-Änderung nur ein Rennen betreffen: Den Großen Preis von Monaco. Auf dem Straßenkurs, der für seine Überholfeindlichkeit berühmt ist, könnten schon bald mindestens zwei Boxenstopps verpflichtend werden und gleichzeitig auch die Verwendung aller drei verschiedenen Trocken-Reifensätze im Rennverlauf. Damit sollen langweilige Prozessionen am Rennsonntag vermieden werden.
Charles Leclerc begrüßt Monaco-Idee: Am Sonntag passiert nicht viel
2024 mutierte das Rennen nach einer frühen roten Flagge genau zu so einer Prozession. Lokalmatador Charles Leclerc sicherte sich damals den Sieg. Obwohl die geplante Regel-Adaption somit rückblickend betrachtet seinen Sieg gefährdet hätte, befürwortet der Ferrari-Pilot die Idee: "Die Strategie wird zu einem wichtigeren Faktor werden. Ich denke, das ist eine gute Entwicklung."
Der dreifache Monte-Carlo-Polesetter erklärte: "Monaco ist am Samstag super-aufregend für uns als Fahrer. Es ist das beste Qualifying des Jahres. Aber am Sonntag passiert nicht sehr viel." Monaco lief in den letzten Jahren mehrmals Gefahr aus dem Formel-1-Kalender zu fliegen. Viele Nahost- oder USA-Rennen versprechen höhere Einnahmen in Form der Antrittsgebühren für die Königsklasse als die Europa-Klassiker.
Boxenstopps statt Joker Laps
Im November wurde der Vertrag der Formel 1 mit dem Fürstentum dennoch bis 2031 verlängert. Als Lösung für das Spannungsproblem wurden in den letzten Jahren Ideen wie eine Joker-Runde genannt. Dieses Konzept eines alternativen Layouts, das einmal pro Rennen befahren werden muss, ist vor allem aus dem Rallyecross bekannt, wurde aber auch schon in Einzelfällen auf der Rundstrecke erprobt. So zum Beispiel bei Rennen der Tourenwagen-WM in Vila Real. Die engen Gassen von Monaco bieten allerdings wenige alternative Routen, die man dafür benutzen könnte.
Die zusätzlichen Boxenstopps sollen nun das Problem auf eine andere Art lösen. Leclerc freut sich auf das Experiment, warnt aber auch davor, sich nicht zu sehr darauf zu versteifen: "Es ist ein guter Weg, etwas Würze reinzubringen. Aber wir müssen aufgeschlossen bleiben. Wir müssen sehen, ob es einen Unterschied macht oder nicht. Dann können wir offen dafür sein, es wieder rückgängig zu machen, falls es nicht die richtige Lösung ist."
Formel-1-Pflichtstopps noch nicht fix: Entscheidung liegt bei der FIA
Die Formel-1-Kommission ist sich zwar einig, welche Veränderungen sie gerne sehen würden, aber final ist noch nichts abgesegnet. Die Vorschläge werden in den kommenden Wochen im Sporting Advisory Committee der FIA besprochen, erst danach könnte es zu einer Regeländerung kommen.
Ein Element soll den Monaco-GP 2025 ohnehin interessanter gestalten: 2025 führt Reifenhersteller Pirelli mit dem C6 eine neue Reifenmischung ein, die speziell für Straßenkurse mit geringem Reifenverschleiß – wie Monaco – entwickelt wurde. Diese extrem weichen Reifen verlieren schon sehr früh an Performance und werden selbst auf dem 3,337-Kilometer langen Kurs an der Cote d'Azur für mehr Reifen-Management sorgen. Dass sie alleine das Überhol-Problem lösen, daran glaubt allerdings niemand.
diese Formel 1 Nachricht