Neues Jahr, neues Glück? Definitiv nicht bei Francesco Bagnaia! Kämpfte sich der zweimalige MotoGP-Weltmeister am Samstagvormittag zunächst noch beeindruckend durch Q1 auf den dritten Startplatz nach vorne, hatte er wenige Stunden später im Sprint zum Thailand-Grand-Prix keine Antwort mehr auf die Marquez-Brüder parat. Marc und Alex enteilten ihm früh, die Saison 2025 begann für den Italiener folglich ziemlich enttäuschend.
"Mit Blick auf die Testfahrten und gestern ist der dritte Platz nicht schlecht, aber ich bin überhaupt nicht zufrieden", bilanzierte Bagnaia am Samstagnachmittag in seiner Medienrunde sichtlich konsterniert. Warum? Ganz einfach: Die altbekannte Sprintschwäche der letzten anderthalb Jahre hatte wieder einmal zugeschlagen.
Francesco Bagnaia und die Sprintschwäche: Tank ist Ursache allen Übels
"Es gibt einen bestimmten Grund, warum ich im Sprint immer wieder zu kämpfen habe", hadert der Ducati-Pilot und weiß: "Verglichen mit dem Hauptrennen gibt es nur einen Unterschied, den Tank." Tatsächlich erlaubt das MotoGP-Reglement im Sprint nur eine Tankkapazität von zwölf Litern, während im Grand-Prix-Rennen 22 Liter Benzin eingesetzt werden dürfen. Erklären lässt sich diese Differenz natürlich mit der deutlich kürzeren Renndistanz im Sprint, in Thailand beträgt diese bspw. nur 13 Runden [verglichen mit 26 Runden im Grand Prix, Anm.].
Ein vermeintlich kleiner Unterschied, der für Bagnaia aber große Auswirkungen hat. "Das verändert die Dynamik des Motorrads etwas und bereitet mir größere Probleme auf der Bremse im Kurveneingang", erklärt der sensible Ducati-Star, der nach Jorge Martin (16 Siege) dennoch die zweitmeisten Sprintsiege aller MotoGP-Piloten angehäuft hat (11). Wie das möglich ist? "Wenn ich vorne fahre, habe ich weniger Probleme, weil ich die Bremse ohne Windschatten besser kontrollieren kann", meint Bagnaia. "Sobald ich jemanden vor mir habe, komme ich aber egal ob zehn oder 15 Runden lang nicht näher als eine Sekunde heran. Ich kann den Rückstand nicht verringern und das ist ein Problem."

MotoGP-Reglement verhindert schnelle Problemlösung bei Ducati
So auch geschehen am Samstag im ersten Sprint der Saison 2025. Dort erwischte Bagnaia zwar den besseren Start als der zweitplatzierte Alex Marquez, kassierte in Kurve drei allerdings sofort einen Konter - und kam anschließend nie mehr in Schlagdistanz für einen weiteren Überholversuch. Ganze 2,238 Sekunden fehlten bei Zielankunft auf den Gresini-Piloten. "Wir arbeiten daran, versuchen eine Lösung zu finden", gibt sich Bagnaia kämpferisch. Eine wirkliche Idee scheint das Ducati-Werksteam aber (noch) nicht zu haben: "Heute sind wir mit der Standardvariante gefahren, beim nächsten Mal werden wir etwas anderes ausprobieren."
Manch ein Leser möge sich nun fragen, warum Bagnaia im Sprint nicht einfach den Tank aus dem Grand Prix verwendet, befüllt mit der erlaubten Benzinmenge aus dem Sprint. Schließlich sollten sich die Balanceprobleme dann auf dem Papier doch in Luft auflösen - und dem ist auch tatsächlich so. "Ich habe das ausprobiert und war schneller", verrät Bagnaia am Samstag. Doch es gibt einen Haken: "Das Reglement erlaubt dir das nicht." Im Sprint ist die Verwendung des Sprint-Tanks vorgeschrieben, der GP-Tank darf nur im Grand Prix eingesetzt werden. "Wir müssen also beim Setup oder sonst wo am Motorrad etwas verändern. Wir arbeiten daran, aber das ist ein langer Weg. Ich habe diese Probleme jetzt schon fast zwei Jahre lang."
Kleiner Vorteil: Schlägt Francesco Bagnaia im Thailand-GP zurück?
Gut möglich also, dass sich Bagnaia auch beim nächsten MotoGP-Sprint in zwei Wochen in Argentinien (14. - 16.03.) wieder schwertun könnte. Umso wichtiger wäre im Titelkampf mit Marc Marquez natürlich eine Reaktion im Thailand-GP am Sonntag. Dort rechnet sich der im Grand Prix traditionell sehr starke Turiner auch gute Chancen aus, geht er doch mit einem womöglich entscheidenden Vorteil ins Rennen. "Ich habe den Hard genommen, um ihn für morgen zu testen", weiß Bagnaia, der anders als die Marquez-Brüder im Sprint an der Front nicht auf den Softreifen gesetzt hatte.
Im Grand Prix sollte die harte Vorderradmischung bei potenziellen 38 Grad Lufttemperatur und Asphalttemperaturen nahe der 60 Grad schließlich die einzig logische Wahl sein. "Es sieht so aus, als wäre der Soft-Front heute ein leichter Vorteil gewesen. Morgen sieht es aber anders aus, da werden alle mit dem Hard fahren müssen. Das könnte dann ein neues Spiel werden", vermutet auch Ducati-Teammanager Davide Tardozzi am 'ServusTV'-Mikrofon. Doch auch hier gibt es ein kleines Problem, das Bagnaia einbremsen könnte: "Der Hart war nach zehn Runden am Ende. Vielleicht muss ich morgen also doch etwas anders machen."
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