Valentino Rossi kommt seinem Vierrad-Traum schon bald ein gutes Stück näher. Der siebenmalige Motorrad-Weltmeister erhält einen Test im BMW-Hypercar unmittelbar nach dem WEC-Saisonfinale in Bahrain (02. November 2024). Am Sonntag, 03. November steigt Rossi erstmals in den nach dem LMDh-Reglement entwickelten BMW M Hybrid V8, mit dem der Münchner Autobauer dieses Jahr in die Langstrecken-WM zurückgekehrt ist.

Den Einsatz des 46-Jährigen beim Rookie-Test auf dem Bahrain International Circuit hat BMW M Motorsport auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com an diesem Mittwoch offiziell bestätigt.

Rossi selbst hatte das Geheimnis bereits am Rande der GT World Challenge während des vergangenen Wochenendes in Monza gelüftet. In Italien belegte der Lokalmatador beim Doppelsieg von BMW den fünften Platz. Zu Autosport sagte Rossi: "Beim Rookie-Test werde ich den BMW LMDh ausprobieren. Ich bin sehr glücklich darüber, denn letztes Jahr bin ich den LMP2 gefahren. Das nächste Ziel besteht darin, zu sehen, wie der M Hybrid V8 ist."

Rossi startet dieses Jahr in der neuen LMGT3-Klasse der WEC und teilt sich einen von WRT eingesetzten BMW M4 GT3 mit Werksfahrer Maxime Martin sowie Bronze-Pilot Ahmad Al Harthy. Die Hypercar-Prototypen bilden die Spitze in der Langstrecken-Weltmeisterschaft. BMW setzt zwei Autos mit den starken Fahrer-Trios Marco Wittmann/Raffaele Marciello/Dries Vanthoor sowie Rene Rast/Robin Frijns/Sheldon van der Linde ein. Zuletzt in Fuji gelang den Bayern der erste Podesterfolg.

Valentino Rossi will Rennen im Hypercar nicht ausschließen

Rossi bestritt Vierrad-Rennen bisher ausschließlich in GT3-Fahrzeugen, konnte sich beim letztjährigen Rookie-Test der WEC in Bahrain aber erstmals mit einem LMP2-Prototypen vertraut machen. Jetzt folgt der nächste Schritt mit dem schnelleren und deutlich komplexeren BMW-Hypercar. Eine Zukunft in der Top-Kategorie wollte der BMW-Werksfahrer zumindest nicht ausschließen: "Vielleicht wird in Zukunft ein Platz im Hypercar frei, schauen wir mal."

Rossi sollte eigentlich schon 2023 einen Test im BMW-Hypercar erhalten, als die Münchner mit ihrem neuentwickelten, rund 680 PS starken Hybrid-Boliden zunächst ausschließlich in der US-Sportwagenmeisterschaft (IMSA) fuhren. Aus zeitlichen Gründen musste diese Gelegenheit um ein Jahr verschoben werden.

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BMW startet mit zwei LMDh-Hypercars in der WEC, Foto: LAT Images

Rossi über Hypercars: "Das ist die MotoGP des Langstrecken-Sports"

Für Rossi in seinem dritten vollen Vierrad-Jahr geht bald ein großer Wunsch in Erfüllung. "Hypercar fahren ist ein Traum. Das ist die MotoGP des Langstrecken-Sports", schwärmte er vor einer Weile im Podcast der Vanthoor-Brüder Dries und Laurens. "Ich weiß nicht, ob ich dafür schnell genug bin. Ich möchte das Auto aber fahren, einfach, um zu verstehen, wie schnell es sich anfühlt und wie der Grip in den Kurven ist. In der Hypercar-Klasse sind nur Top-Fahrer, alle mit Platin-Status. Auf diesem Level bin ich noch nicht."

Rossi wird von der FIA aktuell als Fahrer der Silber-Kategorie geführt. Das erlaubt es BMW und seinem Team WRT, ihm in der WEC mit Maxime Martin einen Platin-Fahrer zur Seite zu stellen. Laut dem Reglement müssen sich in der LMGT3-Klasse stets ein Bronze-, Silber- und Platin/Gold-Fahrer am Steuer abwechseln. Rossi, Martin und Al Harthy errangen zuletzt in Fuji ihren zweiten Podestplatz und belegen in der Meisterschaft den fünften Platz.

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Platz drei beim WEC-Rennen in Fuji: Rossi feiert mit Martin und Al Harthy, Foto: LAT Images

Liegt Rossi ein Hypercar sogar besser als ein GT3-Auto?

Mit den GT3-Autos kennt sich Rossi inzwischen gut aus, aber könnte ihm mit Blick auf seine MotoGP-Vergangenheit ein Hypercar sogar besser liegen? Die Prototypen sind viel präziser zu fahren und verfügen über deutlich mehr Grip in den Kurven. Im direkten Vergleich sind Hypercars bei einer Runde auf dem 13,626 Kilometer langen Circuit de la Sarthe in Le Mans knapp 30 Sekunden schneller als die GT3. Auf einem traditionellen Kurs wie in Imola (4,909 km) beträgt der Rundenzeitenunterschied etwa 11 Sekunden.

"Viele Leuten sagen mir das", so Rossi. "Ich weiß aber nicht, ob das stimmt. Ein Hypercar ist ein anderes Auto, hat kein ABS. Wenn ich ein besserer GT-Fahrer werde, wäre ich schon happy." Zahlreiche GT-Piloten haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie den Wechsel in den Prototypen mit Bravour meistern können. Sie blicken allerdings auf langjährige Vierrad-Erfahrungen zurück, während sich Rossi eine neue Welt im Motorsport erschlossen hat.

So meinte er: "Mein Problem ist, dass ich alt bin! Ich habe mein ganzes Leben der MotoGP gewidmet. Wenn ich zehn Jahre früher zum Automobilsport gewechselt wäre, wäre ich heute natürlich besser. Aber das ist okay. Ich habe noch etwas Raum für Verbesserungen, das ist mein Ziel. Und vor allem bin ich hier, weil es mir Spaß macht."