Zweiter MotoGP-Sieg in Folge für Marc Marquez. Doch im Gegensatz zum dominanten Auftritt in Aragon hatte sich der Erfolg in Misano zuvor überhaupt nicht angekündigt. Erst das Wetter ermöglichte dem Spanier eine entscheidende Attacke, und sorgte so beim Heimrennen des Gresini-Teams für große Emotionen.

Kurzer Regen eröffnet Marc Marquez die Überholchance

"Wir alle wussten, dass wir die Pace der Spitzenleute haben. Aber ich und Enea [Bastianini] hatten ein starkes Handicap in den ersten Runden", äußerte Marquez nach dem Rennen. Gemeint waren damit die Startpositionen 8 und 9 für ihn und den Italiener, dessen Nachfolger im Ducati-Werksteam er 2025 werden wird. In Misano war das Überholen sehr schwer. So schwer, dass Marquez nach einem Sturz im Qualifying sogar schon von einem verlorenen Wochenende sprach.

Tastsächlich sah es zunächst auch aus, als würde er mit seiner Prognose recht behalten. "In den ersten Runden hing ich hinter Binder. Pecco [Bagnaia] und Martin fuhren eine Lücke auf", berichtete der Spanier. Doch dann kam ihm das Wetter zu Hilfe. Einmal mehr zeigte Marquez sein außergewöhnliches Können bei niedrigen Gripverhältnissen: "Als die Tropfen kamen, entschied ich mich, mehr Risiko zu gehen. Ich überholte fünf Fahrer in einer Runde und konnte die Führung übernehmen." Nur dank dieser Hilfe von oben war der Sieg möglich: "Nach dem Fehler im Qualifying waren diese Bedingungen die einzige Chance."

Marquez nun sogar mit WM-Chancen? Nicht mit Fehlern im Qualifying!

Der Regen kam in Runde 8 und verschwand gleich wieder, was Jorge Martin in eine fatale Fehlentscheidung trieb. Für Marquez waren nun aber noch 19 Runden im Trockenen zu fahren, mit Francesco Bagnaia direkt hinter ihm. Doch es lief hervorragend: "Die positive Überraschung war die zweite Rennhälfte, als mir die schnellsten Runden gelungen. Ich hatte eine gute Pace, war im Fluss und fühlte mich sehr wohl." Zu keinem Zeitpunkt konnte der Weltmeister einen Angriff probieren und akzeptierte am Ende den zweiten Platz mit Blick auf die Weltmeisterschaft.

Marc Marquez führt vor Francesco Bagnaia in Misano
Marquez konnte Francesco Bagnaia hinter sich halten, Foto: LAT Images

Apropos Blick auf die WM. Ist Marc Marquez dort nicht auch mit von der Partie mit nurmehr 53 Punkten Rückstand auf den Führenden Jorge Martin? Das Wochenende in Misano zeigte wieder einmal auf, was noch fehlt: "Wenn ich darum kämpfen will, dann dürfen mir diese kleinen Fehler im Qualifying und im Training nicht passieren. Ich fühlte mich dieses Wochenende gut, aber dieser Fehler passierte." Regen wird ihm nicht überall zu Hilfe kommen. Dennoch hörte sich der Ton des sechsfachen MotoGP-Weltmeisters nicht mehr nach der üblichen Zurückhaltung an: "Mein Selbstvertrauen wächst immer mehr. Es kommen Strecken, auf denen ich stark bin. In Asien ist alles offener und eine Menge kann passieren."

Marquez schließt emotionale Woche ab: Sieg für Fausto Gresini

Ohnehin hat Marquez in diesen letzten beiden Wochenenden sämtliche persönlichen Ziele für die Saison 2024 perfekt gemacht. Den Vertrag bei Ducati hatte er längst in der Tasche. Der Sieg in der Heimat in Aragon bedeutete große Emotionen und das Ende seiner Durststrecke. Der Triumph in Misano war dann das nächste Highlight, diesmal aber vor allem für sein Team: "Dieser Sieg ist sehr wichtig für Gresini. Ich möchte ihn Fausto widmen." In der Sonder-Lackierung des 2021 verstorbenen Teamgründers war Marquez zum Sieg gefahren. Etwas schöneres hätten sich Nadia Padovani und ihre Mannschaft beim Heimspiel wohl kaum erträumen können.