Knapp eine Woche noch, dann hat das Warten ein Ende: Mit dem Thailand-Grand-Prix startet die MotoGP vom 28. Februar bis 02. März endlich in die neue Saison. Und mit jeder vergehenden Stunde dürfte auch bei den drei Rookies des Jahres 2025 das Kribbeln im Bauch etwas stärker werden. Nicht mehr lange, bis sie ihr erstes Rennwochenende als MotoGP-Pilot in Angriff nehmen. Dass es sich bei keinem von ihnen um einen Aufsteiger der Marke 'Pedro Acosta' handelt, scheint inzwischen klar. Dennoch können sich die Fans der Königsklasse auf spannende Talente freuen, das haben die Wintertestfahrten in Sepang und Buriram deutlich aufgezeigt.

Ai Ogura überzeugt in Buriram: Auf eine Runde schon mittendrin

Allzu weit muss man im Klassement des abschließenden Buriram-Tests nämlich gar nicht nach unten gehen, um den Namen von Moto2-Weltmeister Ai Ogura aufzufinden. Der Trackhouse-Neuzugang verpasste die Top-Ten nur um wenige Tausendstel, belegte letztlich mit nur 0,781 Sekunden Rückstand auf die Testbestzeit von Marc Marquez den elften Platz. Damit behielt Ogura auch direkt die Oberhand über seinen Teamkollegen Raul Fernandez (P13), auch wenn dieser nach schwerem Sturz in Sepang samt Mittelhandknochenbruch natürlich nicht bei voller Leistungsstärke war.

Ducati-Stillstand: Alle wichtigen MotoGP-Teile 2025 verworfen (07:41 Min.)

Damit soll der Performance Oguras aber kein Abrieb getan werden, im Gegenteil. Zur besseren Einordnung: Der letztjährige Superrookie Acosta lag am letzten Testtag 2024 in Katar sogar noch 1,094 Sekunden zurück. Im direkten Vergleich erlebte Ogura also sogar bessere Wintertestfahrten als sein Weltmeistervorgänger in der Moto2. Ob nun aber ähnliche Wunderdinge vom Japaner in den ersten Rennen seiner MotoGP-Karriere erwartet werden können? Wohl eher nicht.

In der Sprint-Simulation verlor Ogura im Schnitt pro Runde 1,201 Sekunden auf Markenkollege Marco Bezzecchi, dürfte im Thailand-GP also nichts mit der Spitze zu tun haben. Der Kampf um Punkte ist aber realistisch, selbst etablierte Fahrer wie Alex Rins oder Luca Marini präsentierten sich nur unwesentlich schneller. "Es lief bis jetzt wirklich gut, ich fühle mich wohl", bilanzierte Ogura am Donnerstag im MotoGP-Format 'Midday Live' daher selbstbewusst. Echte Ziele will er sich aber dennoch nicht setzen: "Nach dem ersten Rennen werden wir ein klareres Bild haben, vorher sage ich nichts. Wir schauen einfach, was passiert. Es wird nicht leicht, diese Jungs zu schlagen. Ich werde einfach mein Bestes geben."

Ai Ogura offenbart keine großen Startschwierigkeiten in der MotoGP, Foto: Trackhouse Media
Ai Ogura offenbart keine großen Startschwierigkeiten in der MotoGP, Foto: Trackhouse Media

Welche Bereiche den 24-Jährigen noch am ehesten zurückhalten? "Eigentlich alle", schmunzelt Ogura. "Ich habe überall noch Probleme, nach und nach bekommen wir sie aber in den Griff." Nicht unwahrscheinlich also, dass der amtierende Moto2-Weltmeister in den kommenden Monaten eher noch schneller statt langsamer werden wird. Speziell dann, wenn er sich auf der Bremse noch größeres Vertrauen erarbeitet hat: "Ich muss diese Bikes von 360 auf 60 km/h herunterbremsen, das ist der größte Unterschied zu anderen Klassen. Da habe ich noch die größten Probleme. Diese Motorräder und Reifen können noch viel mehr als ich ihnen aktuell zutraue."

Überzeugende Sprint-Pace: Fermin Aldeguer auf Punktekurs?

Wie spät und hart ein MotoGP-Motorrad tatsächlich bremsen kann, muss auch Fermin Aldeguer erst noch so richtig verstehen. Teammanager Michele Masini zeigt sich aber äußerst zufrieden mit seinem 19-jährigen Nachwuchstalent. "Er lernt sehr schnell", lobte der Italiener am Mittwoch bei 'After the Flag'. "Natürlich müssen wir uns noch verbessern, aber er hat bereits ein gutes Gefühl für das Motorrad und das Gesamtpaket gefunden. Ich mag seinen Ansatz, wie er die MotoGP angeht: Sehr ruhig und Schritt für Schritt. Er bleibt auf dem Boden, hebt nicht ab, bleibt fokussiert und hat bislang auch keine größeren Fehler gemacht."

Lediglich zwei Stürze musste Aldeguer bislang wegstecken, je einen in Barcelona und Buriram. Die logische Folge sind hunderte abgespulte Kilometer, die den MotoGP-Aufsteiger wichtige Erfahrungswerte haben sammeln lassen. Noch Luft nach oben besteht vor dem Saisonauftakt gewiss auf eine Runde, dort verlor Aldeguer als Ducati-Pilot mit 1,230 Sekunden noch verhältnismäßig viel Zeit auf die Bestmarke von Marquez. Im Rennen sieht es dagegen schon recht ordentlich aus: In der Sprint-Simulation verlor der Gresini-Youngster in Buriram nur 0,996 Sekunden auf Bezzecchi und war somit knapp drei Zehntel pro Runde schneller als Rookie-Kollege Ogura. "Wir können zufrieden sein", sagt Aldeguer deshalb folgerichtig. "Wir haben gut gearbeitet und werden mit jedem Kilometer besser."

Somkiat Chantra: Mehr als nur Lückenfüller?

Nicht nur Ogura, auch Aldeguer sollten MotoGP-Fans 2025 also definitiv für regelmäßig Top-10-Resultate auf dem Zettel haben. Einzig beim dritten Rookie im Bunde ist das relativ unwahrscheinlich: Somkiat Chantra. Der Thailänder kommt als WM-12. der letztjährigen Moto2-Saison nicht nur als schwächster Aufsteiger daher, er sitzt zudem auch noch auf dem schwächsten und Rookie-unfreundlichsten Motorrad, der Honda RC213V. Eine Kombination, die das MotoGP-Debütjahr zur großen Herausforderung macht.

"Das Motorrad habe ich schon zu 99 Prozent verstanden", meint Chantra dennoch. Sein größtes Problem vor dem Saisonstart: Die physische Umstellung von Moto2 auf MotoGP. "Ich muss meinen Körper noch besser auf das erste Rennwochenende in Thailand vorbereiten, da bin erst bei 80 Prozent", verrät der 26-Jährige aus Chon Buri. Davon abgesehen sieht sich der LCR-Pilot für das Premierenjahr in der MotoGP jedoch schon recht ordentlich gewappnet: "Wir sind auf einem guten Weg, die Testfahrten waren nicht schlecht. In bin eine 'Timeattack' und auch einen Longrun gefahren, da hatte ich eine gute Pace."

Somkiat Chantra schlägt sich in der MotoGP besser als gedacht, Foto: LCR Honda
Somkiat Chantra schlägt sich in der MotoGP besser als gedacht, Foto: LCR Honda

Damit es beim Debütrennen vor heimischen Fans zu Punkten reicht, wird es aber wohl die Mithilfe anderer Fahrer in Form von Stürzen benötigen. Zu schwach kommen Chantras bisherige Platzierungen in den Tests dann doch daher: 23, 21, 20, 19, 20 und 20. Völlig unter Wert sollte man den Thailänder aber auch nicht verkaufen. Je 1,6 Sekunden Rückstand auf Marc Marquez in Qualifying- und Rennsimulation können sich definitiv sehen lassen, die restlichen Honda-Fahrer sind nicht völlig außer Reichweite. Kann Chantra darauf aufbauen, wird er 2025 definitiv nicht nur hinterherfahren.

Wie sich die etablierten Kräfte in den Testfahrten so geschlagen haben und welche Fahrer favorisiert in die neue MotoGP-Saison 2025 starten, erfahrt ihr nachfolgend in unserer umfangreichen Analyse zum Buriram-Test. Klickt gerne mal rein!