In den vergangenen Monaten schrieb KTM fast ausschließlich Negativschlagzeilen. Nachdem das Unternehmen in die Insolvenz geschlittert war, wurde im Dezember ein Bericht des Alpenländischen Kreditorenverbandes veröffentlicht, in dem Folgendes zu lesen war: "Um Kosten zu reduzieren, ist der Ausstieg aus MotoGP Moto3/Moto2 geplant." Wenige Tage später drang eine Analyse der Boston Consulting Group an die Öffentlichkeit, laut der sich KTM 2026 aus der MotoGP, Moto3 und Moto2 verabschieden wolle.

KTM-Boss Beirer: Lob für Sanierungsverwalter

Seither hat sich der Wind aber gedreht, wie KTM-Motorsportchef Pit Beirer am Donnerstag im Rahmen der Teampräsentation für die MotoGP-Saison 2025 erklärte: "Wir haben vollstes Vertrauen in unseren Vorstand mit Herrn Neumeister und Stefan Pierer und auch in unseren Sanierungsverwalter Herrn Vogel. Ich erwähne Herrn Vogel, weil er verstanden hat, dass der Rennsport Teil unseres Unternehmens und unseres globalen Geschäftsmodells ist."

Engagements wie jenes in der MotoGP verfolge man nicht zum Eigenzweck, sondern im Sinne des gesamten Unternehmens. "Der Rennsport und unsere Serienprodukte gehen immer Hand in Hand. In den ersten sechs Jahren nach dem MotoGP-Einstieg konnte KTM den Umsatz verdoppeln. Die Publicity durch den Rennsport hatte daran einen großen Anteil. Motorsport ist im Endeffekt ein Investment, um mehr Motorräder zu verkaufen", so Beirer.

Umdenken in der KTM-Krise: MotoGP kein Selbstzweck

Das war den Insolvenzverwaltern erst im Zuge ihrer Analysen wirklich klar geworden. Beirer hat für diesen Prozess vollstes Verständnis, wie er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com erläutert: "Wenn du in so ein Unternehmen kommst dann gibt es erst einmal eine Bestandsaufnahme und die beinhaltet natürlich Kosten. Jede Zahl wurde geprüft. Wenn du keinen Rennsport mehr betreibst, kannst du natürlich das gesamte Budget dort einsparen. In den folgenden Wochen haben wir aber gute Gespräche geführt, in denen wir alle überzeugen konnten, dass es nicht gut ist, mit dem Rennsport aufzuhören."

In der Prüfungstagsatzung am 24. Januar wurde bestätigt, dass das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung wie geplant bis zum 25. Februar weiterlaufen wird. Beirer spricht von einem Etappensieg, vergleichbar mit jenen bei der Rallye Dakar, und zeigt sich zuversichtlich für die finale Zukunftsentscheidung am 25. Februar: "Wir stellen uns jetzt schlanker auf und deshalb glaube ich fest daran, dass auch der 25. Februar ein guter Tag für uns sein wird. Natürlich wird auch danach nicht alles einfach sein, aber wir haben einen starken Plan für die Zukunft dieses Unternehmens. Und da geht es nicht um ein oder zwei Jahre. KTM soll es für immer geben - inklusive der Rennabteilung!"

Diese Rennabteilung könnte aber schon bald deutlich anders funktionieren als bisher. Denn vor allem durch die angekündigte Übernahme von MotoGP-Promoter Dorna durch den Formel-1-Rechteinhaber Liberty Media erschließen sich plötzlich völlig neue wirtschaftliche Möglichkeiten. "Jetzt interessieren sich Investoren für die Anteile an einer Rennabteilung. Früher haben wir neidisch zur Formel 1 hinübergeblickt, wo das schon lange normal ist. In der MotoGP war das nicht der Fall, aber wir führen jetzt interessante Gespräche. Wenn wir durch Investoren das Budget verkleinern können, ist das natürlich gesünder. Daran arbeiten wir. Die Gespräche sind mehr als vielversprechend und wir werden in der ersten Saisonhälfte diesbezüglich etwas präsentieren", verrät Beirer. Wer der mögliche Investor sein könnte, ist nicht bekannt. Beirer bestätigte zuletzt aber Gespräche mit Formel-1-Superstar Lewis Hamilton.

Kein KTM-Entwicklungsstopp für MotoGP 2025

Der Blick in die langfristige Zukunft fällt in Oberösterreich also mittlerweile bereits wieder deutlich positiver aus als noch vor einigen Wochen. Und auch für die bevorstehende MotoGP-Saison 2025 kann Beirer einige Bedenken zerstreuen. Zuletzt machten Gerüchte um einen Entwicklungsstopp bei KTM die Runde. Diese entsprechen aber nicht der Wahrheit, so Beirer: "Wir haben nicht aufgehört, unser Motorrad weiterzuentwickeln. Wenn das nicht gesichert wäre, dann würden wir zuhause bleiben. In der MotoGP kannst du nicht einfach mitfahren. Wenn du ein Jahr stillstehst, verlierst du den Anschluss und fällst ans Ende des Feldes zurück. Unser technisches Paket wird sehr, sehr gut sein."

MotoGP 2025: Das alles ist neu (06:26 Min.)

Die größten Stolpersteine für eine erfolgreiche MotoGP-Zukunft scheinen im Hause KTM also aus dem Weg geräumt zu sein. Was traut ihr den Österreichern 2025 mit dem starken Fahrerkader bestehend aus Brad Binder, Pedro Acosta, Enea Bastianini und Maverick Vinales zu? Schreibt es uns in die Kommentare!