Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) ist DTM-Champion 2024! Der in Wien lebende Italiener sicherte sich am Sonntag beim Saisonfinale in Hockenheim erstmals die Meisterschaft in der deutschen Traditionsrennserie.

Pole-Setter Bortolotti reichte der zweite Platz hinter Sieger Luca Engstler (GRT-Lamborghini) im letzten Rennen des Jahres für den großen Triumph. Seinem Team SSR Performance sowie dem Sportwagenbauer Lamborghini bescherte er ebenfalls den ersten DTM-Titelgewinn.

Der 34-Jährige ist endlich am Ziel angekommen: In seinem dritten DTM-Jahr kämpfte Bortolotti zum dritten Mal in Folge um die Meisterschaft und setzte sich mit 238 zu 221 Punkten vor Vize-Champion Kelvin van der Linde (Abt-Audi) durch. Der Deutsch-Südafrikaner hatte mit seinem Sieg im Samstagsrennen zunächst die Gesamtführung zurückerobert, doch Bortolotti drehte den Spieß mit der Pole am Sonntagmorgen wieder herum und behielt auch im Rennen die Nase vorn.

Mirko Bortolotti: Dritter italienischer Meister der DTM-Geschichte

Während van der Lindes Team Abt Sportsline bei seinem letzten DTM-Einsatz mit Audi den nächsten Fahrer-Titel nach 2009 verpasste und 2025 zu Lamborghini wechselt, brachen bei Bortolotti und seinem Münchner Rennstall SSR Performance nach dem Zieleinlauf am Sonntag alle Dämme. Bortolotti ist in der 40-jährigen Geschichte der DTM der dritte Meister aus Italien nach Nicola Larini (1993) und Roberto Ravaglia (1989).

"Das ist wahrscheinlich der schönste Tag in meinem Leben", sagte Bortolotti mit Tränen in den Augen. "Wir haben es geschafft, Geschichte zu schreiben. Danke an Lamborghini, die seit zehn Jahren an mich glauben. Danke an SSR, aber auch an GRT und T3, die mich in die DTM gebracht haben. Letztes Jahr war es ein schwerer Moment, Vize-Meister zu werden. Ich habe danach lange im Fahrerlager geheult, aber das hat mich stärker gemacht. Ich habe gesagt, dass ich zurückkommen und eine perfekte Saison hinlegen muss - und das haben wir geschafft."

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DTM-Meister 2024 mit SSR-Lamborghini: Mirko Bortolotti, Foto: Gruppe C Photography

Katastrophen-Start kostet Kelvin van der Linde Titelchance

Zu Rennbeginn wurde Bortolotti von Hintermann und SSR-Teamkollege Nicki Thiim abdeckt, während van der Linde von P5 einen katastrophalen Start erwischte und bis auf die elfte Position durchgereicht wurde. Ein früher Pflicht-Boxenstopp brachte dem mit 20 Kilo Erfolgsballast bestückten Abt-Piloten keinen Vorteil, während Bortolotti an der Spitze einsam seine Runden drehte und mit 4,3 Sekunden Vorsprung in die Box abbog. Nach den Reifenwechseln verlor er in Runde 21 die Spitze an den späteren Sieger Luca Engstler (von Startplatz 6), der von einem frühen Stopp profitierte und seinen zweiten Saisonsieg feierte.

Während sich Bortolotti beim Zieleinlauf nach 37 Runden mit dem zweiten Platz und einer Sekunde Rückstand zu Engstler begnügte, belegte Titelrivale van der Linde nur Position zwölf. Maro Engel (Winward-Mercedes), der ebenfalls noch theoretische Meisterschaftschancen hatte, belegte von Startplatz 15 und nach einem zwischenzeitlichen Verbremser den zehnten Platz.

"Ich habe keine Worte, meine Energie ist einfach leer", seufzte Kelvin van der Linde, während sein jüngerer Bruder Sheldon die Tränen nicht zurückhalten konnte. "Wir haben hart gearbeitet und geschaut, wo wir noch das letzte Zehntel aus dem Audi R8 rausquetschen können. Erst mal herrscht Enttäuschung, aber ich bin wahnsinnig stolz. Glückwunsch an Mirko."

Rene Rast stürmt aufs Podium - Schubert-BMW ist Team-Meister

Hinter den beiden Lamborghini des zweifachen Saisonsiegers Engstler und Bortolotti komplettierte Rene Rast (Schubert-BMW) das Podium als Dritter. Der dreifache DTM-Champion legte von P11 wieder einmal eine große Aufholjagd hin. Das einzige BMW-Team in der DTM und das einzige mit drei Fahrern sicherte sich die Team-Meistershaft.

Der abgelöste Meister Thomas Preining (Manthey-Porsche) und Nicki Thiim folgten auf den Rängen vier und fünf. Der von P2 gestartete Thiim hatte nach einem zwischenzeitlichen Verbremser auf kalten Reifen einige Plätze verloren.

Auf den Positionen sechs bis zehn: Ricardo Feller (Abt-Audi), der zweifache Meister Marco Wittmann (Schubert-BMW), Lucas Auer (Winward-Mercedes), Ex-Champion Sheldon van der Linde im dritten Schubert-BMW M4 GT3 sowie Engel.

DTM-Kalender 2025 und Co.: So geht es weiter

Die DTM-Saison 2025 beginnt am 25. April in Oschersleben (Hier geht es zum DTM-Kalender 2025). Für die acht Rennwochenenden mit 16 Einzelrennen wartet die Traditionsserie mit einem überarbeiteten Markenlogo in den Farben des Promoters ADAC auf. Der zweitgrößte Automobilklub der Welt hat am Rande des Saisonfinals zudem den Einsatz von einem synthetischen, fossilfreien Kraftstoff für die GT3-Autos angekündigt, der die CO2-Emissionen um 75 Prozent reduzieren soll.

DTM-Finale 2024: So lief das Sonntags-Rennen in Hockenheim

Die Startaufstellung: Mirko Bortolotti erzielte im nebligen und kühlen Qualifying am Morgen seine dritte Saison-Pole mit einer echten Fabelrunde. Teamkollege Nicki Thiim komplettierte die erste Startreihe für SSR-Lamborghini. Kelvin van der Linde musste sich mit dem fünften Startplatz begnügen, während sein Abt-Audi-Kompagnon Ricardo Feller den dritten Platz in der Startaufstellung einnahm. Auf P4 sorgte HRT-Mercedes-Ersatzmann Jules Gounon erneut für eine Überraschung, während Markenkollege Maro Engel nicht über P15 hinauskam. Auf den Startplätzen sechs bis zehn: Luca Engstler, Franck Perera, Lucas Auer, Jack Aitken und Thierry Vermeulen.

Der Start:Alles wie geplant: Mirko Bortolotti zog von der Pole weg, während SSR-Teamkollege und Hintermann Nicki Thiim die Verfolger tapfer aufhielt. Ricardo Feller drückte mit seinem Abt-Audi von Startplatz drei, kam aber nicht an den Lamborghini ran. Kelvin van der Linde erwischte einen bitteren Start ("Kein Grip") und fiel von der fünften bis auf die elfte Position zurück! Nach der ersten Runde hatte er den von P15 gestarteten Maro Engel im Heck. Dessen Mercedes überstand einen leichten Kontakt mit Sheldon van der Linde unbeschadet. Luca Engstler übernahm Platz vier vor Lucas Auer, während Jules Gounon (kam von P4) zwei Positionen einbüßte.

Die erste Rennhälfte: Ayhancan Güven zog sich im dicht gedrängten Mittelfeld einen ordentlichen Frontschaden an seinem Manthey-Porsche zu und musste an die Box. Dadurch rückte unter anderem Kelvin van der Linde um einen Platz auf P10 nach vorne. Spitzenreiter Bortolotti baute seinen Vorsprung innerhalb der ersten fünf Runden auf mehr als zwei Sekunden zu Teamkollege Nicki Thiim aus. In Runde acht kassierte Rene Rast seinen Vordermann Jules Gounon und übernahm P6.

Wenig später schickte Clemens Schmid den BMW von Marco Wittmann beim Kampf um Platz 13 leicht von der Strecke und kassierte dafür eine Verwarnung sowie einen Platztausch. Nachdem das Boxenstoppfenster geöffnet hatte, wurde es nach 13 Runden für Kelvin van der Lindes Boxencrew ernst. Am Boxengassenausgang lieferte sich der Deutsch-Südafrikaner einen engen Dreikampf mit Thierry Vermeulen und Sheldon van der Linde. Während Kelvin van der Linde im Vergleich zu vor dem Stopp die Position gegen Vermeulen gewinnen konnte, büßte er zugleich einen Platz im Bruderduell gegen Sheldon van der Linde ein.

Währenddessen baute Bortolotti an der Spitze seinen Vorsprung fortlaufend aus und hatte nach 16 Umrundungen des Hockenheimrings bereits mehr als dreieinhalb Sekunden Vorsprung auf Thiim. Letzterer bog nach 19 Runden an die Box ab und musste sich im Anschluss Luca Engstler im Kampf um die zweite Position geschlagen geben. Eine Runde später war es auch für Bortolotti soweit - und auch der 34-Jährige musste auf kalten Reifen Engstler ziehen lassen. Für Thiim ging es währenddessen noch weiter rückwärts: Nach einem Ausritt ins Kiesbett verlor der Däne auch Positionen gegen Rast, Preining, Auer und Gounon. Ähnlich erging es Ricardo Feller, der bereits einige Runden zuvor in der Sachs-Kurve ins Kiesbett abgekommen war und sich nun direkt hinter Thiim befand.

Der weitere Rennverlauf: Mit den Duellen an der Spitze hatte Kelvin van der Linde unterdessen nichts zu tun. Der Abt-Audi-Pilot konnte keinen Boden gut machen und das Tempo von Sheldon van der Linde vor sich nicht mitgehen. Nachdem Marco Wittmann nach 24 Runden als letzter Pilot seinen Pflichtboxenstopp absolviert hatte, befand sich Kelvin van der Linde nur auf Rang zwölf. "Kelvin ist weit zurück. Also halte einfach die Position und beende das Rennen", lautete die folgerichtige Anweisung der SSR-Lamborghini-Box an Bortolotti.

Dennoch verkürzte Bortolotti in der Folge den zwischenzeitlich auf rund zweieinhalb Sekunden angewachsenen Rückstand auf Engstler immer weiter und übte zunehmenden Druck auf seinen Markenkollegen aus, während Rast auf P3 dem Führungsduo deutlich hinterherhinkte. Bitter wurde das Rennen in Runde 27 für Ersatzmann Jules Gounon. Nach einem Kontakt mit Nicki Thiim im Kampf um Position sechs erlitt der Franzose einen Reifenschaden und musste mit diesem eine gesamte Runde absolvieren, nachdem ihm der Weg in die Boxengasse durch den neben ihm fahrenden Ricardo Feller versperrt worden war. Nachdem Gounon schließlich die Boxengasse erreicht hatte, stellte er seinen HRT-Mercedes vorzeitig ab. Der Kontakt mit Thiim wurde von der Rennleitung untersucht, auf eine Strafe verzichteten die Sportkommissare jedoch.

In der Schlussphase des Rennens sorgte das Quintett angeführt von Preining um Auer, Thiim, Feller und Wittmann für die meiste Action. Besonders Thiim und Feller beharkten sich immer wieder, in der letzten Runde war es aber schließlich Lucas Auer, der von Rang fünf bis auf die achte Position durchgereicht wurde. Auch an der Spitze blieb es bis zum Schluss eng, wobei Rast im Schlussspurt den Rückstand auf Bortolotti und Engstler noch einmal deutlich reduzieren konnte. An der Rangfolge änderte sich jedoch nichts mehr. Somit sicherte sich Bortolotti schlussendlich ungefährdet auf der zweiten Position seinen ersten DTM-Titel! Kelvin van der Linde verlor hingegen in der finalen Runde noch eine Position an Vermeulen und kam im letzten Abt-Audi-Rennen auf P12 ins Ziel.