Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) war mit 15 Punkten Vorsprung als Spitzenreiter zum DTM-Saisonfinale nach Hockenheim gereist und galt im Fahrerlager als klarer Titelfavorit. Nach dem ersten Renntag im Motodrom sieht die Angelegenheit jedoch anders aus: Während der Lamborghini-Star nicht über den fünften Platz hinauskam, feierte Rivale Kelvin van der Linde (Abt-Audi) einen Start-Ziel-Sieg und eroberte die Führung in der DTM-Tabelle zurück.
Der Deutsch-Südafrikaner hat das Blatt gewendet und startet am Sonntag mit zwei Punkten Vorsprung (217:215) ins große Finale auf dem Hockenheimring. Bortolotti bewertete seinen fünften Platz als das Maximum und schöpfte nur wenig Hoffnung, dass van der Linde im Sonntags-Rennen durch die 20 Kilogramm Erfolgsballast für seinen Sieg entscheidend eingebremst wird.
"Ich weiß nicht", so Bortolotti zu Motorsport-Magazin.com. "Der Lamborghini fährt ja sowieso immer mit doppeltem Ballast-Gewicht, auch, wenn man nicht gewinnt. Was soll ich da kommentieren?" Ein indirekter Hinweis auf die Balance of Performance, mit der sein Team SSR Performance seit geraumer Zeit hadert. Bortolotti ist aber keiner, der für öffentliche BoP-Kritik bekannt ist.
"Ich glaube nicht, dass wir noch mehr drauflegen können als wir heute schon gezeigt haben", vermutete der in Wien lebende Italiener, der zum dritten Mal in Folge bis zum Schluss mitten im DTM-Titelkampf steckt und sich damit großen Respekt erarbeitet hat. "Es ist das erwartet schwere Wochenende. Ich glaube, dass wir mit unserem Fahrzeug nicht mehr reißen können als heute."
Mirko Bortolotti hadert: "Der Move war nicht sauber"
Bortolotti fand nach dem morgendlichen Qualifying und Startplatz sieben keine optimale Ausgangslage vor, während van der Linde auf der nassen Piste mit seiner letzten schnellen Runde zur Pole Position stürmte. Nach dem Rennstart ging es turbulent zu, als Bortolotti seinen gelben Lamborghini Huracan auf der Innenseite positionierte und innerhalb einer Runde drei Plätze gewann. "Der beste Start meines Lebens", funkte er zwischenzeitlich an den Kommandostand.
Bortolotti verlor seine vierte Position nach den Boxenstopps jedoch an Titelrivale Maro Engel (Winward-Mercedes), dem von P9 ebenfalls ein hervorragender Start gelungen war. In der 18. Runde profitierte der AMG-Fahrer von einem vorangegangenen Undercut gegen Bortolotti und setzte sich mit wärmeren Reifen durch - Kontakt inklusive! Die Rennleitung untersuchte den Vorfall, sprach aber keine Strafe aus.
Aus Sicht von Bortolotti eine falsche Entscheidung, er hätte sich einen angewiesenen Platztausch gegen Engel gewünscht. "Der Move war im Fernsehen vielleicht cool anzusehen. Aber wenn man die Regeln nicht einhält, erwarte ich bei der ganzen Professionalität, dass man die richtigen Strafen beziehungsweise hier einen Positionswechsel anwendet. Der Move war nicht sauber meiner Meinung nach."
Bortolotti erwähnte explizit, dass er generell großen Respekt vor Engel habe, in dieser Situation aber nicht wie vorgegeben eine Wagenbreite Platz bekommen habe. Und weiter: "Ich habe das Gefühl, dass gewisse Fahrer - und das ist jetzt nichts gegen Maro - einfach einen Immunitätsstatus haben und sich sehr viel erlauben dürfen. Gewisse andere Fahrer sind hingegen auf der Black List (schwarze Liste; d. Red.). Das ist schade."
Maro Engel kontert: "Das war hartes, aber faires Racing"
Für Engel war das Überholmanöver wenig überraschend in Ordnung, wenngleich Bortolotti kurzzeitig die Strecke verlassen musste. Der Winward-Pilot meinte: "Im Auto war es hartes, aber faires Racing. Wir haben uns beide den Raum gegeben. Ich habe versucht, außen Platz zu lassen. Es gab eine minimale Berührung, aber für uns war das ein wichtiges Überholmanöver."
Engel bleibt nach Platz vier weiterhin Gesamt-Dritter in der Meisterschaft mit 20 Punkten Rückstand auf die Spitze - jetzt auf van der Linde statt auf Bortolotti. Am Sonntag werden im Qualifying sowie Rennen noch maximal 28 Zähler vergeben. Der Mercedes-Veteran: "Rechnerisch ist es noch möglich. Wir werden alles geben und versuchen, das Blatt zu wenden."
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