Ricardo Feller (Abt-Audi) arbeitet seit dem vergangenen DTM-Rennwochenende in Spielberg mit einem neuen Renningenieur zusammen. Der Schweizer hat jetzt eine bei Abt Sportsline bestens vertraute Stimme im Ohr: Markus Michelberger ist in Fellers Garage gewechselt und unterstützt ihn auch beim bevorstehenden Saisonfinale auf dem Hockenheimring (18.-20. Oktober 2024).
Michelberger folgt als Renningenieur auf Nils Henning, der zum Jahresbeginn als Freelancer gekommen war und die Äbte nun während der laufenden Saison verlassen musste. Henning und Feller kannten sich aus gemeinsamen Zeiten im ADAC GT Masters, als sie 2021 zusammen mit Land-Audi-Teamkollege Christopher Mies die Meisterschaft gewannen.

Biermaier: "Haben etwas Neues machen müssen, um einen Reiz zu setzen"
"Wir haben uns nach dem letzten Event von Nils getrennt und mit Markus eine sehr gute Lösung gefunden", bestätigt Abt Sportsline-CEO Thomas Biermaier gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Das hat interne Gründe. Wir haben etwas Neues machen müssen für Ricardo, um irgendwo einen neuen Reiz zu setzen. Deshalb haben wir uns für diesen Schritt entschieden."
Nachfolger Michelberger ist eine sichere Bank beim Rennstall aus Kempten und arbeitet bereits seit 17 Jahren für die Äbte. Zwischen 2010 und 2016 betreute er Miguel Molina und den zweifachen Champion Timo Scheider als Renningenieur in der DTM. 2017 wechselte Michelberger ins Bentley-Programm von Christian Abt im ADAC GT Masters, bevor er 2018 den Werkseinsatz von Abt-Audi in der Formel E begleitete.

In der Elektro-Weltmeisterschaft zählte vorrangig Ex-Champion Lucas di Grassi zu 'seinen' Fahrern. Unvergessen: Beim Formel-E-Rennen in London 2021 heckten der Brasilianer und Michelberger einen genialen Boxenstopp-Trick aus, der um ein Haar zum Sieg geführt hätte. Mit den Punkten statt der verhängten Disqualifikation hätte di Grassi rückblickend seinen zweiten Formel-E-Titel gewonnen! (Erklärt: So funktionierte der irre Boxenstopp-Trick)
Michelberger war zudem für das erfolgreiche Rallycross-Projekt von Mattias Ekström tätig und arbeitete 2022 sowie 2023 als Chef-Ingenieur für Abt Sportsline in der elektrischen Offroad-Serie Extreme E. Hier traf er auf Fahrer wie Sebastien Loeb, Jutta Kleinschmidt oder Nasser Al-Attiyah. Wie man mit großen Namen des Motorsports umgeht, weiß Michelberger also bestens.
Ricardo Fellers DTM-Saison: Stark begonnen - stark nachgelassen
Jetzt kommt Noch-Audi-Fahrer Feller, der sich den Saisonverlauf in der DTM sicherlich ganz anders vorgestellt hatte. Nach zwei frühen Podesterfolgen und aussichtsreicher Platzierung in der Meisterschaft ging es für den 24-Jährigen kontinuierlich bergab. Vor dem Hockenheim-Finale belegt er nur den zehnten Gesamtplatz mit 100 Punkten, während Teamkollege Kelvin van der Linde (189 Punkte) um den Titel kämpft.
Zuletzt in Spielberg war mit den Plätzen zehn und zwölf ein leichter Performance-Anstieg zu erkennen, der Fellers berechtigt hohen Ansprüchen aber noch nicht genügt. Immerhin setzte er sich bei den Qualifyings im teaminternen Duell gegen van der Linde durch, ähnliche Aufholjagden wie dem Deutsch-Südafrikaner gelangen allerdings nicht.
"Das Auto fühlt sich anders an als bisher dieses Jahr", sagte er. "Ich verstehe noch nicht ganz, warum. Zum ersten Mal sind wir ein bisschen von der Performance wieder dabei, auch, wenn es im zweiten Rennen schwierig war, was die Bremse angeht. Ich konnte mich aber ans Auto adaptieren und ein paar Änderungen vornehmen. Wir müssen das analysieren und hoffentlich ein ruhiges sowie fehlerfreies Wochenende in Hockenheim haben."
Starker Feller könnte Kelvin van der Linde helfen
Ein starker Feller würde auch van der Linde beim Saisonfinale helfen, um ihn zu unterstützen oder der Konkurrenz Punkte wegzuschnappen. Auffällig: Bei den weiteren Titelkandidaten Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) und Maro Engel (Winward-Mercedes) fahren die eigentlichen Top-Piloten Nicki Thiim bzw. Lucas Auer ebenfalls nicht auf dem gleichem Niveau wie ihre erfolgreichen Teamkollegen.
Abt-Chef Biermaier: "Unabhängig vom Meisterschaftskampf möchten wir immer zwei gute Autos haben. Und aus irgendeinem Grund - intern wissen wir es - hat es bei Ricardo an den letzten zwei, drei Wochenenden nicht so funktioniert, wie wir es uns gewünscht hätten. Darum haben wir uns für diesen Schritt entschieden. Jetzt ist er wieder einigermaßen zurück in der Spur, und dann kann er uns auch im Meisterschaftskampf helfen."
2025 wechselt Abt Sportsline in der DTM von Audi zu Lamborghini und schlägt damit ein neues Kapitel auf. Welche Fahrer steuern die beiden Huracan GT3 nächstes Jahr? Welches heiße Gerücht gerade die Runde macht und wie die Hintergründe aussehen, lest ihr in dieser exklusiven Geschichte:
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