Das DTM-Rennwochenende auf dem Nürburgring ist kaum vorbei, da beginnen schon die Planungen der Teams für die kommende Veranstaltung auf dem Sachsenring (06.-08. September 2024). Auf dem MotoGP-Kurs kommt es zu einer besonderen Herausforderung und einer Premiere, wie wir exklusiv berichtet hatten: Erstmals wird am Freitag nur ein Freies Training ausgetragen, die zweite Trainings-Session rückt auf den frühen Samstagmorgen.

Durch diesen Test-Ballon will der DTM-Promoter ADAC mit Blick auf die Saison 2025 vorfühlen, ob sich durch einen verkürzten Zeitplan signifikante Kosten für die teilnehmenden Teams sparen lassen können. Ein reines Zwei-Tages-Event für die DTM mit Trainings, Qualifyings und Rennen nur am Samstag und Sonntag steht zur Debatte.

Ein generell verkürztes Rennwochenende könnte sich allerdings mit dem üppigen Rahmenprogramm beißen, dass der ADAC auf der DTM-Plattform bietet. "Dann müsste man die komplette Fahrzeit für die DTM-Teams drastisch reduzieren", sagte ADAC-Motorsportchef Thomas Voss zu Motorsport-Magazin.com. "Man darf die DTM nicht singulär sehen, sondern muss das komplette Rennwochenende betrachten. Wenn man um einen kompletten Tag reduziert, kann man keine drei oder gar vier Rahmenrennserien aufnehmen. Seriös wären dann nur zwei Rahmenserien möglich."

Motorsport-Magazin.com hat sich am Nürburgring bei den Teams umgehört, welche Variante sie für 2025 bevorzugen. Vor allem aufgrund unterschiedlicher Budget-Möglichkeiten für den DTM-Betrieb gehen die Meinungen wenig überraschend auseinander. Die DTM mit ihrem Verzicht auf geteilte Autos, bei denen Pay-Driver einen großen Anteil der Kosten übernehmen, ist faktisch die zweitteuerste GT3-Rennserie der Welt nach der Langstrecken-WM (WEC). Für den Einsatz eines konkurrenzfähigen Autos werden nach unseren Informationen pro Saison zwischen 1,5 und 1,8 Millionen Euro fällig.

Schubert-Teamchef: "Die Kosten müssen weiter reduziert werden"

"Egal, was geplant wird: Fakt ist, die Kosten müssen weiter reduziert werden", forderte Schubert-BMW-Chef Torsten Schubert. Um die Budgets der Privatteams nicht noch weiter zu belasten, bleibt es 2025 beispielsweise bei acht Veranstaltungen im DTM-Rennkalender. Jedes zusätzliche Event würde die Aufwendungen weiter in die Höhe treiben. Sollte es zu einem kolportierten Stadtrennen im portugiesischen Vila Real kommen, müsste eine andere Veranstaltung aus dem Kalender fliegen.

"Wir sollten abwägen, was Sinn macht und was nicht. Auf keinen Fall sollten es mehr als acht Veranstaltungen sein", sagte Winward Racing-Teamchef Christian Hohenadel, und HRT-Mercedes-CEO Uli Fritz stimmte mit ein: "Als Schwabe spart man bekanntlich Geld, deshalb befürworte ich diese Idee im Hinblick auf 2025. Außerdem bin ich der Meinung, dass es die richtige Entscheidung des ADAC ist, den Wunsch vieler Teams zu respektieren, nicht mehr als acht Events zu veranstalten."

DTM Nürburgring 2024, Rennen 2: Highlights und Zusammenfassung (05:03 Min.)

Abt-CEO: Ohne Ausgaben-Reduzierung verliert die DTM weitere Teams

Laut Abt Sportsline-CEO Thomas Biermaier sei der Sachsenring-Test ein erster wichtiger Schritt auf dem angestrebten Weg, die Kosten für alle zu senken. Eine Verkürzung auf zwei statt drei Tage würde unter anderem bei den Übernachtungen, dem Catering und den Tagessätzen von Free Lancern Geld sparen, wenn die Teams einen Tag später als bisher anreisen können.

Biermaier glasklar: "Wenn wir es nicht schaffen, die Ausgaben deutlich zu reduzieren, werden wir 2025 weitere Teams verlieren. 20 Autos wie in dieser Saison sollten es schon sein. Allein unsere Fixkosten für Reifen, Benzin, Reisen und Versicherungen betragen rund 600.000 Euro. Jeder Kilometer Fahrzeit, den wir mit den Autos auf der Rennstrecke einsparen, wäre sehr hilfreich. Deshalb plädieren wir sogar dafür, die DTM auf zwei Tage zu reduzieren. Für wen fahren wir denn am Freitag, wenn kaum Zuschauer da sind und es keine TV-Übertragung gibt?"

Zwei-Tage-DTM: Wie könnte ein Rennwochenende aussehen?

GRT-Teamchef Gottfried Grasser konnte uns sogar schon einen konkreten Plan präsentieren, wie er sich in Zukunft den Ablauf eines DTM-Wochenendes vorstellt: "Ich wünsche mir ein Zwei-Tages-Event. Am Samstag- und Sonntagmorgen jeweils ein Freies Training über maximal 40 Minuten, ein Qualifying über maximal 15 Minuten und ein Rennen mit einer Fahrzeit von maximal 50 Minuten. Das wären Möglichkeiten, definitiv Kosten einzusparen."

Mit einer Einschränkung der privaten Testfahrten hat der ADAC bereits einen wichtigen Schritt für Kostensparmaßnahmen unternommen. Manche Teams fordern gar ein komplettes Testverbot. Patrick Arkenau, Manthey-Geschäftsbereichsleiter Racing, stellte die Grundsatzfrage in den Raum: "Man muss einen Kompromiss finden: Sind es wirklich Faktoren, mit denen sich Geld sparen lässt, und wie sehr entferne ich mich weiter von dem Gedanken, Profi-Sport zu betreiben?"

Den Sachsenring-Feldversuch begrüßte Arkenau: "Grundsätzlich macht es das Ganze komplizierter für uns. Wir werden vorher nicht am Sachsenring testen. Am Ende finden wir gut, dass es passiert. Das Ziel besteht ja darin, zu testen, wie ein Zwei-Tages-Format für 2025 aussehen könnte. Wenn man das knallhart durchziehen würde, wäre das eine Maßnahme, die direkt Geld spart. Man darf dann aber nicht anfangen, es wieder aufzuweichen."