In der GT3-DTM mit ihrer stets kontrovers diskutierten Balance of Performance gilt: Konstante Punkteausbeuten auf hohem Niveau entscheiden über den Ausgang der Meisterschaft. In dieser Hinsicht erlebte Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) im Sonntagsrennen auf dem Norisring einen unverschuldeten Rückschlag.
Der DTM-Champion von 2022 verlor nachträglich den achten Platz und wurde im finalen Ergebnis auf Platz 14 gewertet. Bedeutet konkret: nur zwei statt acht Zähler für die Gesamtwertung, in der van der Linde zur Saisonhalbzeit den fünften Rang belegt. Der Südafrikaner hat bislang 78 Punkte gesammelt, der Rückstand auf 'Halbzeitmeister' Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) beträgt 26 Zähler.
Sheldon van der Linde wegen Reifenwechsel bestraft
Der Grund für van der Lindes Bestrafung nach dem Rennende war eher seltener Natur: Ihm wurde eine 5-Sekunden-Ersatzstrafe anstelle einer Penalty Lap aufgebrummt, weil sein Schubert-Team bei der Reifenwahl gegen das Reglement verstoßen hatte. Doppelt bitter: Weil das Feld nach einer späten Safety-Car-Phase dicht zusammengeführt war, kosteten die 5 Sekunden van der Linde ganze sechs Positionen.
Die Schubert-Mannschaft legte am Sonntagmittag in der Startaufstellung noch einmal Hand an und wechselte die Reifen an van der Lindes BMW M4 GT3. Flugs aufgezogen wurden die Pirelli-Pneus, die der BMW-Werksfahrer zuvor im morgendlichen Qualifying genutzt hatte. Seit dieser Saison gilt in der DTM: Die Top-10 des Zeittrainings müssen auf ihren Quali-Reifen ins Rennen starten. Van der Linde hatte sich als Neunter qualifiziert.
Dumm nur: Laut Artikel 38.1 des Sportlichen Reglements sind Reifenwechsel nach dem Verlassen der Boxengasse bis zum Start des Rennens verboten. Ausgenommen davon ist nur der Tausch von beschädigten Reifen und der Wechsel von Slicks auf Regenreifen bzw. umgekehrt. Dazu bestand am trockenen Sonntag kein Anlass. Aus der Rennleitung hieß es, dass der erste Reifensatz am BMW grundsätzlich korrekt gekennzeichnet gewesen sei - aber eben nicht zuvor im Qualifying verwendet wurde.
Regen kostet van der Linde möglichen Samstags-Sieg
Für van der Linde war das Wochenende eines mit Höhen und Tiefen. Am Samstag hatte er seinen BMW auf den zweiten Startplatz geführt und sich Hoffnungen auf den zweiten Sieg am Norisring in Folge machen dürfen. Weil er aber nach dem einsetzenden Regen wie ein Großteil des Feldes auf Regenreifen wechselte, setzte sich letztendlich Schubert-Teamkollege Rene Rast mit seiner mutigen Slick-Strategie durch. Van der Linde musste sich nach hartem Schlusskampf mit P7 begnügen.
"Das war ein Wochenende des 'Hätte, Wäre, Wenn'", wurde van der Linde in einer BMW-Pressemitteilung zitiert. "Am Samstag ist uns der Sieg aufgrund der schwierigen Bedingungen durch die Finger geglitten. Dieser hätte mir in der Meisterschaft natürlich extrem gut getan, aber es sollte nicht sein. Am Sonntag war im Qualifying nicht mehr drin, und im Rennen ging es am Ende hart zur Sache. Aber so ist das manchmal."

Van der Linde beschwert sich über Preining: "Das war unfair"
Wie hart es aus seiner Sicht zur Sache ging, beschrieb van der Linde auch am ran-Mikro, und dort fand er deutlichere Worte zu seinem Kontakt mit Thomas Preining (Manthey-Porsche) vier Minuten vor dem Rennende: "Nach der Safety-Car-Phase hatte ich keinen Grip. Dann kam Thomas von hinten. Es war unfair, was er da gemacht hat. Letztes Jahr hat er genau das Gleiche bei Rene gemacht, aber das klären wir später."
Der Sechstplatzierte Preining hatte sich zuerst van der Linde geschnappt und in der vorletzten Runde auch noch Luca Stolz (HRT-Mercedes) für Platz sechs kassiert. Aus Sicht des amtierenden DTM-Champions alles korrekt, wie er gegenüber ran versicherte: "Im Endeffekt habe ich bei beiden davon profitiert, dass sie auf der Bremse nach innen gezogen sind. Dann bin ich denen reingefahren, aber ich kann nichts anderes machen. Wenn du mal committet bist, ist es zu spät."
Preining weiter: "Dadurch hatten sie schlechtere Ausgänge, und ich konnte mich jeweils danebensetzen. Aber langfristig können wir uns nicht darauf verlassen, dass uns wie heute etwas geschenkt wird. Wir müssen schauen, dass wir schneller und vor allem im Qualifying besser werden."
Nicht nur bei Sheldon van der Linde lief am Norisring nicht alles glatt. Auch Bruder Kelvin geriet am Sonntag in gleich zwei aufreibende Situationen. Alles zur Ferrari-Kollision und dem Boxengassen-Vorfall lest ihr jetzt in diesem Artikel:
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