In den beiden DTM-Rennen am Norisring gab es für die üblichen Verhältnisse auf dem Nürnberger Stadtkurs eine überschaubare Anzahl an Sportstrafen und Untersuchungen. Dennoch bildeten sich übers Wochenende sprichwörtlich Schlangen vor dem Büro der Sportkommissare neben der Boxengasse. In schöner Regelmäßigkeit flatterten von Freitagmorgen bis Sonntagmittag die Stewards Decisions ins Haus.

Der Rennsport auf der Strecke passte soweit, der 'Dress-Code' abseits der Piste dafür nicht. Verrückt: Die Sportkommissare mussten insgesamt acht Geldstrafen verhängen, weil sich Vertreter unterschiedlicher Teams nicht an die Bekleidungsvorschriften in der Boxengasse gehalten hatten!

DTM Norisring 2024: Zusammenfassung und Highlights zum Rennen (05:21 Min.)

Norisring: 10.500 Euro Strafe wegen falscher Boxengassen-Bekleidung

Übers Wochenende hinweg kam auf diese Weise eine hübsche Summe von zusammengerechnet 10.500 Euro für die Strafkasse herum. Der umsichtige Race Director Sven Stoppe greift bei derartigen Vorfällen nicht zwingend sofort mit voller Härte durch, sondern weist ein betroffenes Team bei kleineren Vergehen erst einmal 'kostenlos' auf Fehlverhalten hin. Am Norisring dürfte es Stoppe aber irgendwann zu bunt geworden sein, als schon in den Freien Trainings drei Teams gegen die Regeln verstießen.

Am Freitag wurden die Teams Abt Sportsline, Schubert Motorsport und Dörr Motorsport mit jeweils 750 Euro Strafe zur Kasse gebeten, weil eines ihrer Teammitglieder ohne den vorgeschriebenen Schutzhelm in der Boxengasse gesichtet wurde. Waren bisher am Norisring üblicherweise Renn-Disqualifikationen an der Tagesordnung, weil Fahrer außerhalb der Punkteränge das obligatorische Wiegen 'vergessen' hatten, kommen jetzt offenbar Bekleidungsvorschriften-Vergehen schwer in Mode...

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Abt Sportsline bei der DTM am Norisring, Foto: Gruppe C Photography

Teurer DTM-Besuch für Hans-Jürgen Abt

Am Samstag wurde erneut das Audi-Team Abt bei einem Verstoß erwischt und musste gar 1.500 Euro blechen, weil ein Teammitglied nicht nur keinen Helm, sondern auch keinen feuerfesten Rennoverall in der Boxengasse trug. Im Fahrerlanger munkelte man, dass es sich um den engagierten Boss Hans-Jürgen Abt höchstpersönlich gehandelt haben soll, der seine Mannschaft kurzzeitig am Kommandostand unterstützte.

Laut dem Sportlichen Reglement müssen sämtliche Personen, die sich im Arbeitsbereich der Boxengasse aufhalten, mindestens einen flammhemmenden Anzug und einen Helm tragen. Ausgenommen sind Personen, die sich ausschließlich im Bereich der Boxenmauer und der Kommunikationsstände aufhalten.

Gelernt hatten die Teams daraus offensichtlich nur wenig, am Sonntag ging es munter weiter: Nach dem morgendlichen Qualifying musste Dörr-McLaren ein weiteres Mal 750 Euro blechen, auch Emil-Frey-Ferrari und Manthey-Porsche wurden mit dem gleichen Betrag belangt. Jeweils ein Mitarbeiter trug in der Boxengasse keinen Helm, obwohl das aus Gründen der Sicherheit strikt vorgeschrieben ist.

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Emil Frey Racing bei der DTM am Norisring, Foto: Gruppe C Photography

SSR-Lamborghini geht es an die Wäsche

Den Vogel schoss aber das Münchner Team SSR Performance ab, das sich später immerhin über Nicki Thiims ersten DTM-Sieg beim Heimspiel freuen konnte. Der Rennstall, der für seine absolute Akribie in der Teamgarage bekannt ist, wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von 4.500 Euro verdonnert. Grund: Zwei Teammitarbeiter trugen während des Qualifyings keinen Helm, zwei weitere weder Helm noch Overall.

"Das ist ein Sicherheitsaspekt, deshalb ist die Strafe absolut gerechtfertigt", wollte sich SSR-Teamchef Mario Schuhbauer auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com gar nicht erst herausreden.

Zur Ehrenrettung von SSR und Co. sei angemerkt, dass am Norisring das unübliche Wochenendformat seinen Teil dazu beitrug, dass die Sicherheitsvorschriften mehrfach verpennt wurden: Nur auf dem Stadtkurs wurden die Qualifyings in zwei Gruppen ausgetragen, um den 20 Fahrern auf dem 2,162 Kilometer kurzen Kurs möglichst viele freie Runden zu ermöglichen. Der eine oder andere hatte im Eifer des Gefechts nach dem Qualifying der Gruppe 1 offenbar verschludert, dass im direkten Anschluss noch eine zweite Gruppe auf die Strecke ging...

Eine deutlich schmerzhaftere Strafe als die Geldbußen kassierte am Norisring Jack Aitken nach seiner Kollision mit Kelvin van der Linde. Die strittigen Situationen rund um den Abt-Piloten lest ihr in diesem Artikel: