Norisring oder Nordschleife?! Rene Rast (Schubert-BMW) hat das Samstagsrennen der DTM auf dem Nürnberger Stadtkurs dank der besten Reifen-Strategie gewonnen. Während ein Großteil des 20-köpfigen Starterfeldes wegen eines zwischenzeitlichen Regenschauers auf Wet-Reifen wechselte, blieben Rast sowie die später Zweit- und Drittplatzierten Franck Perera (GRT-Lamborghini) und Luca Engstler im zweiten GRT-Lamborghini mutig draußen.
Das Risiko sollte sich absolut bezahlt machen, weil es nur auf Teilen der Strecke wirklich nass und die Weiterfahrt auf Pirelli-Slicks möglich war. So überquerte Rast nach 69 Runden vom siebten Startplatz die Ziellinie als Erster. Für den dreifachen DTM-Champion war es der erste Saisonsieg sowie der 27. in der DTM. "Ich hab's im Urin gehabt", lachte Rast. "Ich habe den Jungs gesagt: Wenn es regnet, lasst mich auf der Strecke!"
Taktik-Fuchs Gottfried Gasser wird mit Doppelpodium belohnt
GRT-Teamchef Gottfried Grasser bewies sich bei diesen schwierigen Bedingungen einmal mehr als Taktik-Fuchs und ließ Engstler sowie Perera, der am Norisring für Christian Engelhart (Knie-OP) einspringt, auf Slick-Bereifung. Ein starker Auftritt von DTM-Rückkehrer Perera, der im trockenen Qualifying den vierten Startplatz erobert hatte. "Als ich sah, dass Rene Rast auch draußen blieb, gab mir das Vertrauen", sagte der Franzose. GRT-Neuzugang Engstler war von P15 ins Rennen gegangen. Der Rennfahrersohn profitierte in den Schlussminuten von seinem Reifenvorteil und stürmte nach vorne bis aufs Podium.
Kelvin van der Linde verteidigt DTM-Gesamtführung
Nicki Thiim und Teamkollege Mirko Bortolotti belegten beim Heimspiel ihres Teams SSR-Lamborghini die Plätze vier und fünf als beste Regenreifen-Fahrer. Kelvin van der Linde (Abt-Audi) wurde Sechster und verteidigte die Führung der Meisterschaft. Mit 92 Punkten führt der frischgebackene Deutsche aus Südafrika die Spitze vor Bortolotti, Rast und seinem Bruder Sheldon van der Linde, der auf P7 einlief.
Maro Engel (Winward-Mercedes), Pole-Setter Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari) und Maximilian Paul (Paul-Lamborghini) komplettierten die Top-10. Der Dresdner Rennstall hatte während der Pflichtboxenstopp-Phase die richtige Entscheidung getroffen und Paul auf Regenreifen gesetzt - der Räderwechsel kostete allerdings lange 34 Sekunden, womit ein Podestplatz in weite Ferne geriet.
DTM Norisring: So lief das Rennen am Samstag
Die Startaufstellung: Jack Aitken erzielte im geteilten Gruppen-Qualifying seine dritte Saisonpole. Der Emil-Frey-Ferrari-Pilot setzte sich in der schnelleren Gruppe B im Fernduell gegen Sheldon van der Linde durch, der die beste Rundenzeit in der Gruppe A gesetzt hatte. Mirko Bortolotti und Franck Perera teilten sich die zweite Startreihe. Auf den Plätzen fünf bis acht folgten Kelvin van der Linde, Maro Engel, Rene Rast und Arjun Maini. Der amtierende DTM-Champion Thomas Preining kam mit seinem Manthey-Porsche nicht über P13 hinaus.
Der Start: Nach zwei Einführungsrunden verteidigte Jack Aitken beim fliegenden Start die Führung vor Sheldon van der Linde. Kelvin van der Linde machte auf der Innenseite von Turn 1 eine Position gut gegen Franck Perera und verbesserte sich auf P4.Wenig später fiel der Abt-Pilot auf P6 zurück, während Maro Engel vom sechsten auf den vierten Platz nach vorne stürmte. Ricardo Feller machte von Startplatz zwölf vier Positionen gut. Lucas Auer musste nach der ersten Runde die Box wegen eines Reifenschadens ansteuern und wurde nach der Boxenausfahrt schon überrundet.
Die erste Rennhälfte: Ben Dörr musste seinen Dörr-McLaren nach der fünften Runde wegen eines technischen Problems abstellen. Bereits am Freitag waren Getriebeprobleme am Auto des DTM-Rookies aufgetreten. Auch für Auer und seinen Winward-Mercedes im Mamba-Design war das Rennen vorzeitig beendet. Kelvin van der Linde beschwerte sich in Runde 13 auf P6 liegend lautstark über das Handling seines Autos ("Das Auto fährt sich so beschissen!").
Nach 15 Runden bzw. 15 Minuten Fahrtdauer erhielten die ersten Fahrer Informationen über möglichen Starkregen zur Boxenstoppphase (Minute 40-20). Die Rennleitung deklarierte das Rennen als 'Wet Race'. Nach der Öffnung des Boxenstoppfensters blieben zunächst alle Fahrer draußen. Aitken und Verfolger van der Linde (0,6 Sekunden Rückstand) konnten sich leicht vom Drittplatzierten Bortolotti absetzen. Thomas Preining bog in Runde 26 von P10 als Erster zum Pflicht-Reifenwechsel ab, wobei ein Mechaniker eine Radmutter fallen ließ. Obendrein kassierte der Manthey-Pilot eine Penalty Lap, weil ein Mechaniker einen Reifen nicht rechtzeitig mit eigener Muskelkraft gehalten hatte.
In Runde 32 nach 30 Minuten Renndauer steuerte Nicki Thiim als Zweiter die Boxengasse für einen frischen Satz Pirelli-Slicks an, während der Rest des Feldes in Erwartung regnerischer Bedingungen draußen blieb.
Der weitere Rennverlauf: Luca Engstler spendierte seinem GRT-Lamborghini in Runde 37 neue Slick-Reifen, ebenso Ricardo Feller von P9. In Runde 40 verlor Maro Engel den vierten Platz an Maro Engel, der seinen Mercedes in der Grundigkehre gerade noch einfangen konnte - eines von ganz wenigen Überholmanövern bis zu diesem Zeitpunkt. Mirko Bortolotti nutzte dieses Duell von P3 umgehend, um seinen Pflicht-Boxenstopp zu absolvieren. Auch Marco Wittmann und Luca Stolz kamen an die Box.
In Runde 42 legte der Zweitplatzierte Sheldon van der Linde seinen Pflicht-Reifenwechsel mit dem Schubert-BMW ein, Bruder Kelvin im Abt-Audi tat es ihm gleich. Für Rene Rast und Franck Perera gab es ebenfalls einen frischen Reifensatz, während Aitken weiter auf der Strecke seine Runden auf den Startreifen drehte. In Runde 45 bog der Ferrari-Pilot dann schließlich ab und blieb auf Slicks, während die Dörr-McLaren auf Regenreifen spekulierten. Genau zu dieser Zeit wurde einsetzender Regen am Dutzendteich gemeldet.
Bei der Boxengassenausfahrt musste Aitken mitansehen, wie Sheldon van der Linde und Mirko Bortolotti mit ihren aufgewärmten Reifen vorbeizogen. Und dann begann es stärker zu regnen! Sekunden zuvor hatte auch Maximilian Paul Regenreifen aufziehen lassen, kurz bevor das Boxenstoppfenster schloss. Der Reifenwechsel am Lambo dauerte allerdings 34 Sekunden. Der Regen hielt an, zunächst war eine Weiterfahrt auf Slicks allerdings möglich. Zwischen Wittmann und Stolz kam es zu einem Kontakt, der aber ohne Konsequenzen blieb.
Der Regen wurde stärker 15 Minuten vor Schluss: Engel, Wittmann und Feller ließen Regenreifen aufziehen, eine Runde später folgten Kelvin van der Linde, Mirko Bortolotti, Sheldon van der Linde von P1, Thomas Preining und Jack Aitken. Nur Rene Rast und Franck Perera setzten die Fahrt auf Slicks fort - und drehten auf halbnasser Piste ihre Fahrt munter an der Spitze fort. Dabei ging etwas unter, dass im hinteren Feld auch Luca Engstler weiter mit Slicks fuhr.
Der dritte Platz war am Ende hart umkämpft! Sheldon van der Linde kassierte Mirko Bortolotti, während dahinter Luca Engstler mit seinen Slicks heranstürmte und kurz vor Schluss die dritte Position eroberte! Sheldon van der Linde konnte den Kampf nicht lange mithalten und fiel bis auf P7 hinter die SSR-Lambos von Bortolotti und Thiim zurück.
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