Nach einigen Jahren Anlaufzeit war es endlich soweit: Beim WEC-Saisonauftakt 2025 in Katar gingen erstmals zwei Hypercars von Aston Martin an den Start. Mit den beiden grünen Valkyrie-Rennwagen des britischen Autobauers begrüßte die Langstrecken-WM nach dem Ausstieg von Lamborghini eine neue Marke in der Topklasse.
Dass die LMH-Prototypen die erfahrene Konkurrenz nicht auf Anhieb in Grund und Boden fahren würden, war schon nach den Testfahrten in der Vorwoche klar. Der Eindruck sollte sich beim 10-Stunden-Rennen im Wüstenstaat bewahrheiten. Mit dem #009 Aston Martin (Riberas, Sorensen, De Angelis) sah immerhin eines der beiden Autos die Zielflagge, wenn auch mit 23 Runden Rückstand.
Das Schwesterauto mit der berühmten Startnummer #007 fiel als einziges der 18 Hypercars vorzeitig aus. Für die Fahrer Alex Riberas, Marco Sorensen und Roman De Angelis war nach 181 der 318 Rennrunden vorzeitig Feierabend. Das Getriebe im von einem 6,5 Liter V12-Motor befeuerten Aston Martin hatte den Dienst versagt. Hatte die Konkurrenz im Vorfeld Sorgen geäußert, dass die Valkyries wegen des Verzichts auf einen Hybridantrieb standfester sein könnten, mangelte es tatsächlich noch an der Zuverlässigkeit.
Kuriose Szene: Aston Martin verliert Flügeltür
Dass bei einem nagelneuen Auto - noch dazu einem komplexen Fahrzeug wie dem LMH-Hypercar - beim ersten Einsatz unter Rennbedingungen nicht sofort alles glatt läuft, ist der Normalfall. Das bekam der #009 Valkyrie zu spüren, als in Runde 31 der Spanier Riberas machtlos mitansehen musste, wie sich die Flügeltür auf der rechten Seite öffnete, verselbstständigte und gefährlich durch die Luft schleuderte. Derartige kuriose Schwierigkeiten treten meist erst im Renntrim auf und lassen sich bei Testfahrten kaum simulieren.
Die Aston-Crew brauchte im Anschluss gute zwölf Minuten Zeit in der Boxengasse, um dem Auto eine neue Tür zu spendieren. Damit war das Rennen gelaufen, wenngleich die Führungsriege der Briten ohnehin nicht erwartet hatte, beim Debüt für eine Sensation zu sorgen. "Wir wussten, dass dies ein Lernwochenende für den Valkyrie werden würde", sagte Langstrecken-Chef Adam Carter. "Und wir sind auf einige der Kinderkrankheiten gestoßen. Dennoch wurden wir durch die Rennpace beider Autos während ihrer Stints ermutigt."
So schnell war Aston Martin beim WEC-Debüt
Wie viel Potenzial tatsächlich in den fantastisch klingenden Valkyries steckt, kann zu diesem frühen Zeitpunkt nur erahnt werden. Zumindest in Katar war der Rückstand auf die erfahrenere Konkurrenz eindeutig, Aston Martin war die langsamste der acht Marken. Im Durchschnitt der schnellsten Runden fehlte den Piloten gut eine Sekunde pro Runde. Die Hälfte davon verloren die Fahrer allein im kurvigen 2. Sektor des Losail International Circuit.
Die schnellste Rundenzeit, aufgestellt von Gold-Fahrer Tom Gamble in 1:42.978 Minuten, war 1,7 Sekunden langsamer als die Bestmarke (Pier Guidis Ferrari in 1:41.259 Minuten). Ähnlich der Rückstand bei den theoretischen Bestzeiten: 1,5 Sekunden auf die dominanten Ferrari. Beim Topspeed (302,5 km/h) waren die vom 1.100 PS starken Serienwagen abgeleiteten Valkyries rund 6 km/h im Hintertreffen.
'B-Pillar'-Analyse*: So schnell waren die Hersteller im Durchschnitt
Rang | Marke | Fahrer | Schnellste Runden im Durchschnitt |
---|---|---|---|
1 | Ferrari | Miguel Molina | 1:43.151 |
2 | Toyota | Nyck de Vries | 1:43.205 |
3 | BMW | Dries Vanthoor | 1:43.324 |
4 | Cadillac | Alex Lynn | 1:43.435 |
5 | Peugeot | Mikkel Jensen | 1:43.709 |
6 | Alpine | Paul-Loup Chatin | 1:43.715 |
7 | Porsche | Kevin Estre | 1:43.824 |
8 | Aston Martin | Ross Gunn | 1:44.162 |
* Durchschnitt der schnellsten Rennrunden (max. 50%) pro Fahrer in Katar
Teamchef schwärmt: Können in Meisterschaft kämpfen
"Es war erstaunlich zu sehen, wie wir uns im Rennen bereits mit der Konkurrenz messen konnten", fand Teamchef Ian James, der parallel selbst in der LMGT3-Klasse fährt. "Innerhalb des Teams haben wir wirklich das Gefühl, dass wir mit unseren Rivalen und etablierten Herstellern in der Meisterschaft kämpfen können. Gleichzeitig wissen wir aber auch, dass wir noch am meisten lernen müssen und dass unser Paket, das sich ganz am Anfang seiner Entwicklungs- und Verständnisphase befindet, noch viel Potenzial birgt."
Die Aston-Ingenieure haben nicht allzu viel Zeit, um den Wust der gesammelten Daten auszuwerten und entsprechend zu reagieren: Schon in zwei Wochen steht das nächste Rennen bevor, dann in der IMSA-Serie bei den 12 Stunden von Sebring - gleichzeitig einer der härtesten Läufe in der US-Sportwagenmeisterschaft. Aston Martin ist der erste LMH-Hypercar-Hersteller, der sich den Schritt über den großen Teich getraut hat und in beiden Langstrecken-Serien antritt.
Ferrari war beim WEC-Auftakt in Katar eindeutig die Übermacht. Was die Konkurrenz zum Auftritt der Italiener sagt, lest ihr in diesem Artikel:
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