Gegen Ferrari war beim WEC-Saisonauftakt in Katar kein Kraut gewachsen. Die Italiener eroberten mit ihren beiden Werksautos und dem Kunden-499P von AF Corse einen historischen Dreifachsieg beim 10-Stunden-Rennen im Wüstenstaat. Zwei der drei Ferrari-Prototypen, angeführt von den Le-Mans-Siegern Antonio Fuoco, Miguel Molina und Nicklas Nielsen, lieferten in den 318 Runden eine blitzsaubere Leistung ab.

Dass sogar das #51 Auto um Antonio Giovinazzi, James Calado und Alessandro Pier Guidi trotz zweier Durchfahrtstrafen und zwei weiterer Zeitstrafen aufs Podium fuhr, spricht Bände über die Stärke der Scuderia. Die Konkurrenz - allen voran das Crash-Duo von Cadillac - half bei Ferraris Triumph zwar tatkräftig mit, doch selbst mit einer tadellosen Leistung wäre sie an diesem Freitag chancenlos gewesen gegen die Übermacht aus Maranello.

Mick Schumacher chancenlos! Alpine-Pleite & Ferrari-Traumstart (05:27 Min.)

Toyota chancenlos in Katar: "Ferrari hat mit uns gespielt"

"Immer, wenn ich einem Ferrari näherkam, zog er weg. Ich hatte das Gefühl, dass sie mit mir spielen", sagte Toyota-Werksfahrer Brendon Hartley in der Schlussphase des Rennens. Der frühere Formel-1-Fahrer und seine Teamkollegen Sebastien Buemi sowie Ryo Hirakawa belegten den fünften Platz und betrieben nach den vorherigen Performance-Befürchtungen eine Schadensbegrenzung auf hohem Niveau.

Dabei präsentierte sich die #8 Crew der Japaner ähnlich tadellos wie die Ferrari-Teams - trotzdem reichte die Pace nicht ansatzweise, um ein Wörtchen bei der Siegvergabe mitzureden. Hartley: "Die Ferrari und Cadillac waren bei der Pace in ihrer eigenen Liga, aber wir haben fast keine Fehler gemacht." Teamkollege und vierfacher Le-Mans-Sieger Sebastien Buemi meinte: "Eine starke Teamleistung, ohne Fehler, Strafen und mit einer sehr guten Strategie. Mehr als die Plätze fünf und sechs waren aber nicht drin."

Es sei jedoch zu erwähnen, dass der #8 Toyota das Rennen nur vom 17. Startplatz aufgenommen hatte, nachdem Hartley keine saubere Runde im Qualifying gelungen war. Die Ferrari starteten hingegen von den Plätzen eins (Pier Guidi, Giovinazzi, Calado), drei (Fuoco, Molina, Nielsen) und acht (Kubica, Ye, Hanson).

Ferrari präsentiert neues WEC-Auto 2025! (07:34 Min.)

So schnell waren die Ferrari in Katar wirklich

Dass fünf Ferrari-Fahrer, angeführt von Rennsieger Miguel Molina, in den Top-10 der durchschnittlich schnellsten Rundenzeiten lagen, spricht Bände. Im Verlauf des Rennens gelang es nur sechs Fahrern zu unterschiedlichen Zeitpunkten, die 1:42er-Marke auf einer Runde zu knacken - fünf davon saßen in einem Rennwagen aus Maranello. Pole Position, Dreifachsieg, schnellste Rennrunde (1:41.259 durch Alessandro Pier Guidi) und deutliche WM-Führung: Mehr geht nicht.

Auch die starken BMW M Hybrid V8, die vor dem Rennen nebst Ferrari und Cadillac zu den heißesten Sieganwärtern zählten, konnten der Ferrari-Power nichts entgegensetzen. Dries Vanthoor hatte den #15 BMW (Vanthoor, Magnussen, Marciello) im Qualifying auf den zweiten Startplatz hinter Pole-Setter Antonio Giovianzzi befördert, sich im Rennen aber einen Bock geleistet: Im Zweikampf drehte der Belgier seinen Ferrari-Rivalen Antonio Fuoco von der Strecke und kassierte dafür eine Durchfahrtstrafe - derartige Fehler leisteten sich der siegreiche #50 Ferrari und auch die #83 von AF Corse nicht...

"Nach Startplatz zwei ist Rang vier vielleicht nicht das Ergebnis, das wir uns erhofft hatten, aber wir hatten kein fehlerfreies Rennen - auch von meiner Seite nicht", räumte der schnelle Vanthoor und jüngere Bruder von Porsche-Fahrer Laurens ein. "Ohne diese Fehler hätten wir wahrscheinlich um Platz drei kämpfen können, auch wenn an den Ferraris an diesem Wochenende kein Weg vorbei ging. Sie waren in jeder Session unglaublich schnell, sodass es sehr schwierig war, sie zu schlagen. Das war von Anfang an klar."

Katar: Ferrari von Beginn an der Chef im Ring

Ferrari machte auf dem Losail International Circuit von Beginn an klar, wer der Chef im Haus ist. Die Italiener holten in zwei der drei Freien Trainings die Bestzeit und waren schon davor während der offiziellen Testfahrten bei der Musik. Im Rennen führte in 309 der 318 größtenteils unter Flutlicht ausgetragenen Runden ein 499P-Prototyp.

Die Ingenieure hatten im Winter laut eigenen Angaben auf Performance-Updates verzichtet und sich stattdessen auf die Zuverlässigkeit fokussiert. Auch innerhalb des Teams habe es die eine oder andere personelle Änderung gegeben, während die Fahrer-Lineups zum dritten Mal in Folge konstant blieben.

"In Katar haben wir für Ferrari einen fantastischen Dreifachsieg erzielt - das ist die beste Belohnung für all die Arbeit, die das gesamte Team über die Wintermonate geleistet hat, um in bestmöglicher Verfassung zum Saisonstart anzukommen", sagte Ferraris Sportwagenchef Antonello Coletta. "In den vergangenen Monaten haben wir uns auf jedes Detail unseres Autos und unserer Teamorganisation konzentriert und versucht, jeden einzelnen Aspekt zu optimieren."