Pole Position, Dreifach-Sieg, WM-Führung und totale Dominanz: Für Ferrari hätte der Auftakt in die WEC -Saison 2025 nichta besser verlaufen können. Beim 10-Stunden-Rennen von Katar errangen die amtierenden Le-Mans-Sieger Antonio Fuoco, Miguel Molina und Nicklas Nielsen den Sieg. Nach 318 Runden überquerte Schlussfahrer Fuoco die Ziellinie zur Mitternacht unter dem Flutlicht des Losail International Circuit.
Hinter dem siegreichen, roten #50 499P-Prototypen folgte der gelbe Ferrari: Der privat von AF Corse eingesetzte #83 499P fuhr auf den zweiten Gesamtplatz. Der frühere Formel-1-Fahrer Robert Kubica, Yifei Ye und Neuzugang Phil Hanson konnten ihren zweiten WEC-Podesterfolg nach dem Sieg beim Austin-Rennen 2024 feiern. Die beiden Italo-Renner trennten am Ende nur 2,3 Sekunden.
Ferrari feiert dominanten Dreifach-Sieg in Katar trotz Strafen-Orgie
Bemerkenswert: Das Ferrari-Werksteam gewann sein erstes WEC-Rennen abseits der 24 Stunden von Le Mans seit dem Einstieg im Jahr 2023. Und wenn schon, denn schon: Mit dem Pole-Setter #51 Ferrari (Pier Guidi, Giovinazzi, Calado) auf P3, verbuchten die Italiener das komplette Podium für sich. 2024 gelang Porsche das gleiche Kunststück in Katar, diesmal spielten die Zuffenhausener überhaupt keine Rolle. Der bestplatzierte Porsche 963 (#5 mit Christensen, Andlauer, Jaminet) landete nur auf Platz zehn.
Die im Vergleich zum Vorjahr technisch unveränderten Ferrari-Hypercars galten schon vor dem Rennen als Favoriten auf den Sieg und wurden ihrer Rolle mehr als gerecht. Ex-DTM-Fahrer Molina kassierte in Runde 177 nach etwa sechs Stunden die Führung von AF-Corse-Fahrer Hanson und blickte nie mehr zurück.
Wie gut Ferrari in Katar wirklich war, bewies das #51 Trio um Antonio Giovinazzi am eindrucksvollsten. Von der Pole Position gestartet, kassierten der frühere Formel-1-Fahrer und seine Teamkollegen nicht weniger als zwei Durchfahrtstrafen und zwei weitere Zeitstrafen. Trotz dieser Rückschläge kämpften sich die Le-Mans-Sieger von 2023 zurück und schlossen in der Schlussphase zu ihren Markenkollegen auf. In den letzten Minuten machte Alessandro Pier Guidi heftig Druck auf Kubica, kam aber nicht mehr vorbei.
Cadillac erlebt kompletten Horror-Crash
Bei der dominanten Vorstellung von Ferrari half die Konkurrenz allerdings kräftig mit. So schossen sich die beiden Cadillac V-Series.R des neuen Werksteams Jota gegenseitig aus dem Rennen! Ein Debakel für den US-Hersteller, der sich im Vorfeld ebenfalls gute Siegchancen ausrechnen konnte.
Es war eine Szene, die Cadillac so schnell nicht vergessen wird: In der 75. Runde führten dank passender Boxenstopp die beiden Cadillac mit den Startnummern #38 (Button, Bourdais, Bamber) und #12 (Stevens, Lynn, Nato) während einer Safety-Car-Phase. Kurz vor dem Restart bremste der Führende Jenson Button hart in der vorletzten Kurve und Hintermann Lynn semmelte dem früheren Formel-1-Weltmeister heftig ins Heck.
Die Bilanz des Caddy-Dramas: Beide Autos mussten die Boxengasse ansteuern und die beschädigten Teile wechseln lassen. Lynn wurde obendrein mit einer Durchfahrtstrafe belegt, während das Button-Auto wegen eines Problems mit dem Gaspedal-Sensor zusätzliche Zeit verlor.
Nach dem GAU belegten die beiden Cadillac nur die Plätze acht und 16. Ferrari freute sich als lachender Dritter (#51), Vierter (#83) sowie Fünfter (#50) und erbte kampflos die Führung. Nur die später folgende Strafen-Orgie der #51 hinterließ zwischenzeitlich den Eindruck, dass noch weitere der insgesamt acht Marken in der Hypercar-Klasse eine Chance aufs Podium haben könnten.
Das erste Renndrittel war von zahlreichen Unterbrechungen durch Safety-Car- sowie Full-Course-Yellow-Phasen geprägt und führte das Feld immer wieder zusammen. Zur Rennmitte setzte eine gewisse Langeweile ein auf dem glatten Motorrad-Kurs, der Überholmanöver nur schwer zulässt. Die Bilanz des 10-Stunden-Rennens: Vier Safety Cars, vier Full Course Yellows und zwei Virtual Safety Cars, die zu insgesamt 77 Minuten Neutralisation führten.
Ereignisreiches BMW-Debüt für Kevin Magnussen
Auf Platz vier landete der #15 BMW M Hybrid V8 (Dries Vanthoor, Marciello, Magnussen) mit 7,230 Sekunden Abstand, nachdem Dries Vanthoor das Auto auf dem zweiten Startplatz qualifiziert hatte. Star-Neuzugang Kevin Magnussen übernahm den Start und wurde gleich vom #50 Ferrari kassiert. Der frühere Formel-1-Fahrer hielt sich längere Zeit an dritter Stelle, bis er beim Restart nach einer Full Course Yellow im Pitspeed-Limiter (80 km/h) steckenblieb und auf Platz neun durchgereicht wurde. Später kassierte Teamkollege Vanthoor eine Durchfahrtstrafe für eine Kollision mit Fuocos Ferrari.
Die Pace des Münchner LMDh-Wagens reichte am Ende aber aus, um die nachfolgenden Toyota in Schach zu halten. Das #20 Schwesterauto mit den DTM-Champions Rene Rast und Sheldon van der Linde sowie Robin Frijns erlebte ein recht ereignisloses Rennen und belegte den siebten Platz in den Punkterängen. Ein ordentlicher Auftakt für BMW, das sich über den Winter weiter steigern konnte.
Toyota-Ass Hartley: "Hatte das Gefühl, dass Ferrari mit mir spielt"
Die beiden Toyota GR010 Hybrid landeten auf den Plätzen fünf und sechs. Danach hatte es vor dem Rennstart nicht ausgesehen, die Japaner fürchteten ein ähnlich schwieriges Rennen wie im Vorjahr. In der Realität machten die #8 (Buemi, Hartley, Hirakawa) und das #7 Schwesterauto (Conway, Kobayashi, De Vries) kontinuierlich Plätze gut. Bemerkenswert: Das Trio um den vierfachen Le-Mans-Sieger Sebastian Buemi hatte das Rennen vom 17. Startplatz aufgenommen. Der Schweizer ließ sich vom Kontakt mit einem GT3-Ferrari nicht beirren, während Conway im Schwesterauto einen frühen Dreher ohne Feindkontakt fabrizierte.
"Die Ferrari und Cadillac waren bei der Pace in ihrer eigenen Liga, aber wir haben fast keine Fehler gemacht", meinte der frühere Formel-1-Fahrer Brendon Hartley. "Ich bin eine Qualifying-Runde nach der anderen gefahren und musste nicht wirklich auf die Energie achten. Immer, wenn ich einem Ferrari näherkam, zog er weg. Ich hatte das Gefühl, dass sie mit mir spielen." Toyota-Kollege Nyck de Vries ergänzte: "Zu Beginn sahen wir nicht konkurrenzfähig aus. Dann ereigneten sich aber einige Dramen, aus denen wir uns heraushalten konnten."
Keine Punkte für Mick Schumacher
Mick Schumacher verpasste zum Start in seine zweite WEC-Saison mit Alpine die Punkteränge. Das #36 Auto des 25-Jährigen mit seinen neuen Teamkollegen Frederic Makowiecki und Jules Gounon belegte den 13. Platz. Schumacher übernahm den Alpine A424 zur Rennmitte und legte einen Triple-Stint (Runde 135-225) ein.
Dem früheren Formel-1-Fahrer, der sich jetzt voll und ganz auf die WEC fokussieren will, gelang die schnellste Rennrunde seines Teams. Sehenswert war sein halbstündiges Duell mit BMW-Pilot Raffaele Marciello, ansonsten erlebten die Franzosen ein eher Action-armes Rennen. Das Schwesterauto um den Österreicher Ferdinand Habsburg fuhr nach einem starken Start auf P14, wobei Teamkollege Charles Milesi wegen eines Drehers nach Kontakt mit dem Iron-Dames-Porsche einige Zeit einbüßte.

Aston Martins WEC-Debüt: Flügeltür macht sich selbstständig
WEC-Newcomer Aston Martin brachte beim Renndebüt des LMH-Valkyrie immerhin eines seiner beiden Autos ins Ziel. Der hybridlose V12-Wagen mit der Startnummer #007 (Tincknell, Gamble, Gunn) lief mit 23 Runden Rückstand ein. Für den #009 Schwester-Aston (Riberas, Sorensen, De Angelis) war nach 240 Runden vorzeitig Feierabend.
Bei der Pace konnten die brandneuen Hypercars zu keinem Zeitpunkt mit der erfahreneren Konkurrenz mithalten. Für einen Aufreger sorgte die Startnummer #009, als sich zur Rennmitte plötzlich die Beifahrer-Flügeltür während der Fahrt öffnete, wenig später abriss und auf die Strecke flog. Es war das erwartete Debüt der Briten mit kleineren technischen Problemen und der einen oder anderen Strafe.
LMGT3-Klasse: Corvette siegt - BMW erobert Podium
In der LMGT3-Kategorie blieb das Rennen um den Klassensieg bis zuletzt spannend. Am Ende setzte sich die von P13 gestartete #33 Corvette Z06 GT3.R von TF Sport mit den Fahrern Daniel Juncadella, Jonny Edgar und Ben Keating durch. Der frühere DTM-Fahrer Juncadella hatte beim Zieleinlauf 0,493 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten #59 McLaren 720 G GT3 Evo von United Autosports (Cottingham, Baud, Saucy), der von dieser Position gestartet war.
Der #31 BMW M4 GT3 des belgischen Teams WRT (Farfus, Boguslavskiy, Shahin) komplettierte das Podium als Dritter. Das Schwesterauto mit MotoGP-Superstar Valentino Rossi mischte eine Weile um die Spitze mit, musste sich am Ende aber mit P11 begnügen. Die beiden Porsche 911 GT3 R der amtierenden Champions von Manthey belegten die Plätze zwölf (Lietz, Hardwick, Pera) und 13 (Iron-Dames-Porsche mit Martin, Frey, Gatting).
Mercedes-AMG erlebte ein schwieriges Comeback in der Top-Liga der Langstrecke. Nur einer der beiden Mercedes-AMG GT3 des neuen Kundenteams Iron Lynx sah die Zielflagge mit 93 Runden Rückstand nach zwischenzeitlichen Technik-Problemen. Das Schwesterauto (Martin, Ried, Hodenius) fiel nach nur 59 Runden vorzeitig aus.
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