Wenn Teamkollegen in einem Rennen kollidieren, ist das ziemlich schlecht. Wenn beide Autos zu diesem Zeitpunkt führen, noch schlechter. Wenn der Crash dann noch hinter dem Safety Car passiert, darf man wohl vom berühmten Super-GAU sprechen. So geschehen beim WEC-Saisonauftakt in Katar. Im Mittelpunkt des Dramas: die beiden Cadillac V-Series.R des neuen Werksteams Jota.

Die 75. Runde nach rund zweieinhalb von zehn Rennstunden wird das frühere Porsche-Kundenteam aus Großbritannien wohl niemals vergessen. Die beiden Cadillac V-Series.R hatten nach einem Virtual Safety Car (Christian Ried mit Mercedes-AMG GT3 im Kies) soeben erstmals die Führung von Ferrari übernommen, als sich der Schockmoment entfaltete.

WEC-Horror in Katar: Cadillac schießen sich gegenseitig raus

Kurz vor dem Ende des Safety Car rauschte plötzlich Alex Lynn dem zu diesem Zeitpunkt Führenden Jenson Button mächtig ins Heck. Der frühere Formel-1-Weltmeister hatte aus zunächst unerfindlichen Gründen in der vorletzten Kurve des Losail International Circuit auf die Bremse getreten, was Landsmann Lynn am Teamfunk auf die Palme brachte: "JB (Jenson Button) hat mich absolut brake-tested. Man darf da nicht noch mal bremsen! Das steht so in den Regeln!"

Die Bilanz des Cadillac-Crashes: Lynn musste seinen #12 V-Series.R (Stevens, Lynn, Nato) mit arg beschädigter Frontpartie umgehend an die Boxengasse schleppen und wenig später einen weiteren Stopp einlegen. Markenkollege Button konnte die Fahrt ebenfalls nicht unbeschadet fortsetzen und musste eine neue Heckpartie anschrauben lassen. Wegen all der Caddy-Trümmerteile auf der Strecke musste die Rennleitung obendrein noch einmal das Safety Car auf die Strecke schicken und entschied später, Lynn eine Durchfahrtstrafe aufzubrummen.

Ferrari-Dreifach-Führung nach Cadillac-Crash

Lynn fiel vom zweiten bis auf den 13. Platz im Feld der 18 Hypercars zurück. Button sortierte sich auf P16 ein. Die Konkurrenz von Ferrari dürfte ihr Glück kaum gefasst haben können: Nach dem Doppel-Crash der Cadillac übernahmen alle drei 499P die vorderen Plätze. Pole-Setter Antonio Giovinazzi im #51 Ferrari (Pier Guidi, Giovinazzi, Calado) führte vor dem amtierenden Le-Mans-Sieger Antonio Fuoco im Schwesterauto (Fuoco, Molina, Nielsen). Yifei Ye belegte im gelben Kunden-Ferrari von AF Corse den dritten Rang.

Auf den Plätzen vier bis acht folgten: BMW-Fahrer Robin Frijns, Charles Milesi im #35 Alpine A424, die beiden Toyota GR010 Hybrid sowie Mathieu Jaminet im Porsche 963 mit der Startnummer #5. Das Schwesterauto, der #6 Weltmeister-Porsche mit Matt Campbell am Steuer, war zuvor unglücklich aus der Führungsrunde rausgefallen. Der #36 Alpine, auf dem Mick Schumacher bislang nicht zum Einsatz kam, folgte an neunter Stelle. Der von P2 gestartete BMW um Star-Transfer Kevin Magnussen komplettierte die Top-10.