Während die Formel 1 in Bahrain noch testet, legt die WEC im 400 Kilometer entfernten Katar schon richtig los. Am Mittwochmorgen fiel der Startschuss für den Beginn der Langstrecken-Weltmeisterschaft 2025. Vor dem 10-Stunden-Rennen am Freitag (Start um 12:00 Uhr deutscher Zeit) haben die Teams mit ihren 36 Autos heute in zwei Trainings die Gelegenheit, sich mit den Streckenbedingungen vertraut zu machen.
Im 1. Freien Training, das um 11:30 Uhr Ortszeit (09:30 Uhr MEZ) bei 19 Grad Außen- und 30 Grad Streckentemperatur begann, lag der Fokus der Vorbereitungen auf Long Runs und dem Verständnis der Michelin-Reifen. Die Franzosen haben die Mischungen Hard und Medium für den 5,418 Kilometer langen Wüstenkurs nominiert, auf dem das Graining eine entscheidende Rolle spielt und beim Anfahren der Reifen höchste Vorsicht geboten ist.
Auf dem Losail International Circuit steigt das zweitlängste Rennen nach Le Mans im gesamten Rennkalender. Die offizielle Bezeichnung des Saisonauftakts lautet 'Qatar 1812', eine Anspielung auf den katarischen Nationalfeiertag am 18.12. Das Rennen endet entweder nachdem das Siegerauto 1.812 Kilometer (336 Runden) zurückgelegt hat oder nach 10 Stunden - je nachdem, was früher eintritt. 2024 führten die späteren Weltmeister Kevin Estre/Laurens/Vanthoor/Andre Lotterer einen Porsche-Dreifachsieg nach 335 Umläufen an.
WEC-Training: Zwei Ferrari in den Top-3
Die Bestzeit im 1. Training ging an Ferrari, nachdem die Italiener im Fahrerlager ohnehin als Favoriten gehandelt werden. James Calado führte den #51 Ferrari 499P (Pier Guidi, Giovinazzi, Calado) früh an die Spitze der Zeitenliste und verweilte dort bis zum Ende der 90 Trainingsminuten. Der Brite benötigte 1:42.123 Minuten für seine beste Runde. Das war etwas langsamer als die Trainingszeiten im Vorjahr.
In der zweiten 90-Minuten-Session (heute um 14:50 Uhr MEZ) werden deutlich schnellere Rundenzeiten erwartet, wenn sich die Fahrer unter Flutlicht auf das Qualifying am Donnerstag (ab 15:00 Uhr MEZ) einschießen. Ferrari brachte zum Trainingsauftakt beide Werks-Autos in die Top-3: Hinter Calado folgte der amtierende Le-Mans-Sieger Miguel Molina im #50 499P (Fuoco, Molina, Nielsen) an dritter Stelle. Sein Rückstand auf den Markenkollegen betrug 0,274 Sekunden.
Zwischen die beiden roten Prototypen quetschte sich der #38 Cadillac V-Series.R des neuen Werksteams Jota. Der frühere Formel-1-Fahrer Sebastien Bourdais, der sich die #38 mit Jenson Button und Earl Bamber teilt, schaffte eine persönliche Bestzeit von 1:42.355 Minuten - 0,232 Sekunden Abstand zu Spitzenreiter Calado.
Buntes Ergebnis zum WEC-Auftakt in Katar
P4 ging an Brendon Hartley im #8 Toyota GR010 Hybrid (Buemi, Hartley, Hirakawa). Die Japaner taten sich beim letztjährigen Saisonauftakt an gleicher Stelle schwer und erwarten erneut ein hartes Wochenende in Katar, wo die WEC zum zweiten Mal in ihrer Geschichte gastiert. Dries Vanthoor führte den #15 BMW M Hybrid V8 (Dries Vanthoor, Marciello, Magnussen) um Star-Neuzugang Kevin Magnussen zur fünften Position. BMW zählte nach dem Prolog zusammen mit Ferrari und Cadillac zu den aussichtsreichsten Sieganwärtern auf dem Papier.
Der #12 Cadillac (Stevens, Lynn, Nato), der #6 Weltmeister-Porsche 963 (Estre, Vanthoor, Campbell) und der zweite BMW mit Sheldon van der Linde, Rene Rast und Robin Frijns komplettierten die Top-8 des Klassements. Der Niederländer Frijns hatte beim Prolog die Bestzeit (1:38.971 Minuten) erzielt und damit sogar die Pole-Zeit aus dem Vorjahr unterboten. Die ersten acht der 16 Hypercars waren im Training um knapp sechs Zehntelsekunden getrennt.
Schumacher-Alpine außerhalb der Top-10
Der #36 Alpine A424 um Mick Schumacher und seine neuen Teamkollegen Frederic Makowiecki und Jules Gounon belegte den zwölften Platz. Gounon, der vom Ersatz- zum Stammfahrer aufgestiegen ist, erzielte die Bestzeit des Trios in 1:43.135 Minuten. Schumacher saß bei 7 der 33 Runden am Steuer. Der Schwester-Alpine mit der #35 (Habsburg, Milesi, Chatin) belegte P10.
Aston Martin sorgt für erste rote Flagge der Saison
Für die einzige Unterbrechung des Trainings sorgte Aston Martin nach 50 Minuten. Alex Riberas blieb mit dem brandneuen #009 Valkyrie-Hypercar (Riberas, Sorensen, De Angelis) auf der Strecke stehen und löste eine kurze Rot-Phase aus. Die beiden britischen V12-Prototypen, die als einzige Hypercars auf einen Hybridantrieb verzichten, belegten mit zwei Sekunden Rückstand die letzten Plätze im Hypercar-Feld.
"Es ist das erste Jahr, und wir müssen realistisch bleiben, was wir erreichen können", sagte Aston-Teamchef Ian James. "Unser anfängliches Ziel ist es einfach, rauszugehen und uns jedes Mal zu verbessern. Aber wenn ich nicht daran glauben würde, dass wir den Gipfel des Berges erreichen können, würden wir das hier nicht tun."
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LMGT3-Klasse: Neueinsteiger Mercedes-AMG verpasst Training
In der LMGT3-Klasse setzte sich der #78 Lexus RCF GT3 von Akkodis ASP (Gehrsitz, Barnicoat, Robin) um den deutschen WEC-Debütanten Finn Gehrsitz durch. Die beiden Corvette Z06 GT3.R von TF Sport folgten auf den Plätzen zwei und drei.
Mercedes-AMG legte bei seinem WEC-Debüt einen Stotterstart hin: Die beiden vom neuen Kundenteam Iron Lynx eingesetzten Mercedes-AMG GT3 fuhren im 1. Training keine einzige Runde. Grund war die per Reglement auferlegte Aufspielung eines Software-Updates für den Betankungsvorgang. Das Team war zuversichtlich, zum 2. Training ins Geschehen eingreifen zu können.
Mercedes-AMG-Kundensportchef Stefan Wendl: "Realistisch betrachtet sehe ich uns nicht in unserem ersten Jahr der Teilnahme in der Rolle des Favoriten für den LMGT3-Titel. Aber ich hoffe, dass wir in der Lage sein werden, das eine oder andere Rennen zu gewinnen. Für den ersten Lauf in Katar brauchen wir definitiv ein paar Strategieoptionen, um etwas vorwärts denken zu können." Die Marke mit dem Stern engagiert sich erstmals seit Le Mans 1999 wieder in der höchsten Klasse des Langstrecken-Sports.
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