Als einen "Wahnsinn" hatte BMW-M-Geschäftsführer Franciscus van Meel vor geraumer Zeit den diesjährigen 24-Stunden-Marathon bestehend aus Le Mans, Nürburgring und Spa-Francorchamps innerhalb von nur 16 (sechszehn!) Tagen bezeichnet. Alle betroffenen Hersteller waren sich einig, dass diese Konstellation im Juni 2025 dem Motorsport nur schadet und die Fans die großen Verlierer sein würden. Seitdem wurde viel geredet mit den Veranstaltern, allein: Geändert hat sich gar nichts an den Terminen.

Was Experten schon befürchtet hatten, zeigt sich jetzt in der Realität: Hersteller wie BMW müssen Kompromisse eingehen, um das Mammutprogramm der drei direkt aufeinanderfolgenden 24-Stunden-Rennen stemmen zu können. Obendrauf kommt noch eine Terminüberschneidung zwischen dem Nürburgring-Rennen und dem IMSA-Lauf in Watkins Glen, der für BMW-Fahrer wie Marco Wittmann, Sheldon van der Linde oder Dries Vanthoor Priorität genießt.

Drei 24h-Rennen in 16 Tagen: Der Termin-Wahnsinn in Zahlen

RennenTerminVeranstalterZuschauer 2024
24h Le Mans14.-15.06.2025ACO329.000
24h Nürburgring19.-22.06.2025ADAC Nordrhein240.000
24h Spa-Francorchamps26.-29.06.2025SRO99.500

BMW mit nur einem Sieganwärter-Auto bei 24h Nürburgring

Das Resultat dieser Gemengelage: BMW, Rekordhalter des 24h-Rennnen Nürburgring mit 20 Gesamtsiegen, ist dieses Jahr mit nur einem einzigen werksunterstützten GT3-Auto in der SP9-Klasse vertreten.

Rowe Racing, Nürburgring-Sieger von 2020, setzt einen einzelnen BMW M4 GT3 Evo beim Nordschleifen-Klassiker ein. Im vergangenen Jahr ging die Mannschaft aus St. Ingbert noch mit zwei werksunterstützten Fahrzeugen an den Start. Hinzu kam ein weiterer BMW M4 GT3 von RMG, doch vom früheren DTM-Meisterteam hat sich BMW inzwischen getrennt.

Rowe Racing, seit vielen Jahren eine Bank auf der Langstrecke, vertraut auf die vier Werksfahrer Augusto Farfus, Jesse Krohn, Raffaele Marciello und BMW-Neuzugang Kelvin van der Linde. Die drei Erstgenannten starten für die Truppe von Teamchef Hans-Peter Naundorf auch im Endurance Cup der GT World Challenge. Das GTWC-Highlight, die 24 Stunden von Spa, beginnt nur sechs Tage nach dem Fallen der Zielflagge am Nürburgring.

Rowe-Teamchef über verringertes BMW-Aufgebot: "Tut uns weh"

Laut Teamchef Naundorf ergebe sich zwar die Chance, innerhalb einer Woche gleich zwei 24-Stunden-Rennen gewinnen zu können, aber: "Man muss auch ganz offen sagen, dass uns die sehr unglückliche Terminierung der 24h Nürburgring vor nie dagewesene organisatorische Herausforderungen stellt. Es tut uns weh, dass wir uns den großartigen Fans am Nürburgring nur mit einem Auto präsentieren können. Aber anders war es für uns angesichts der Doppelbelastung mit den 24h Spa-Francorchamps leider nicht möglich."

BMW-Motorsportchef Andreas Roos wird in der Pressemitteilung so zitiert: "Die Tatsache, dass die drei wichtigsten 24-Stunden-Rennen des Jahres an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden stattfinden, ist eine gewaltige logistische Herausforderung und alles andere als ideal. Dennoch ist es unser Ziel, das Optimum aus der Situation herauszuholen und unseren vielen Fans an der Nordschleife eine gute Show zu bieten."

24h Nürburgring, #98 Rowe-BMW, Marciello, Martin, Wittmann, Farfus
BMW startet mit nur einem Rowe-M4 GT3 bei den 24h Nürburgring, Foto: Gruppe C Photography

Motorsport-Marathon für BMW-Werksfahrer

Die BMW-Piloten Farfus, Marciello und Kelvin van der Linde erwartet ein zermürbendes Programm: Das Trio muss direkt von den 24 Stunden von Le Mans an den Nürburgring reisen. Während der langen Woche beim französischen Langstrecken-Klassiker vertreten sie BMW in den Klassen Hypercar (Marciello) und LMGT3 (Farfus, van der Linde). Welche dieser Fahrer dann auch noch direkt aus der Eifel weiter nach Spa reisen, ist noch nicht bekannt.

Die Fans am Nürburgring müssen wegen des Termin-Wahnsinns auf zahlreiche BMW-Piloten verzichten, die in der Vergangenheit zu den festen Größen am Ring zählten. Darunter der zweimalige DTM-Champion Marco Wittmann, Ex-DTM-Meister Sheldon van der Linde oder die früheren 24h-Sieger Robin Frijns und Dries Vanthoor.

Zu einem erneuten Start der Van-der-Linde-Brüder, die zusammen mit Farfus das 12h-Rennen in Bathurst gewannen, das ebenso wie die 24h Nürburgring zur Intercontinental GT Challenge (IGTC) zählt, wird es demnach erst einmal nicht mehr kommen. Ein möglicher und von vielen Fans erhoffter Nürburgring-Start von Motorrad-Superstar Valentino Rossi war übrigens schon zu Beginn des Jahres kein Thema mehr.

BMW startet mit einem verringerten Aufgebot nicht nur auf dem Nürburgring, sondern auch in der DTM-Saison 2025. Was dahinter steckt, lest ihr in diesem Artikel: